„Im Grunde sind wir durch“, erzählt Geschäftsführer Jan Heimann. „Wir haben jetzt nur noch zwei Abteilungen in Niederense. Doch das ist alles so geplant.“
Mit dem Umzug geht für Heico eine Ära zu Ende. Über 120 Jahre lang war das Unternehmen in Niederense beheimatet. 1900 gründete die Familie Heimann die Firma hier.
Damals hatte man noch in einer Bienenhütte Polsternägel und Reißbrettstifte hergestellt. Schon 15 Jahre später beschäftigte Heico 40 Mitarbeiter, 1925 waren es dann sogar schon 80.
Die Firma wuchs über die Jahrzehnte immer weiter und mit ihr der Standort in Niederense. 1986 gründete Heico seine erste Auslandsniederlassung in Frankreich.
Heute ist die Gruppe weltweit in zwölf verschiedenen Ländern vertreten.
Eine Entwicklung, die der altehrwürdige Standort in Niederense dauerhaft nicht mitgehen kann. Anbauten sind hier an der Ensestraße nämlich nicht mehr möglich.
Die umliegenden Flächen sind zum Großteil schon mit Wohnhäusern bebaut. Und da die neuen Maschinen deutlich mehr Platz benötigen als die alten, reichen die Hallen in Niederense für die modernen Anforderungen nicht mehr aus.
Auch die Logistik ist an der Ensestraße nicht mehr ganz zeitgemäß möglich. Hier erstreckte sich Heicos Lagerfläche auf mehrere Etagen. Zu umständlich für den Betriebsablauf.
Die Entscheidung zum Umzug war daher nur folgerichtig. Schon 1990 hatte Heico ein zweites Enser Werk im Industriegebiet von Höingen eröffnet.
Das wurde im Rahmen des Umzugs zuletzt erweitert, sodass ab sofort alle heimischen Mitarbeiter dort unterkommen können.
Dafür hat das Unternehmen im Vorfeld die Grundstücke der beiden Höinger Nachbarfirmen GSG und Grossmann-Leuchten gekauft.
Im ehemaligen Grossmann-Gebäude sitzt in Zukunft die Heico-Verwaltung, im alten GSG-Komplex finden Labor, Besucherzentrum und die Marketing-Abteilung Platz.
Zur Erweiterung des neuen Stammsitzes in Höingen gehörte auch der Bau eines Hochregallagers. 3200 Paletten will Heico in dem 25 Meter hohen Bau unterbringen, eine Erhöhung der Kapazitäten auf 6400 Paletten ist jederzeit möglich.
Im Oktober 2021 hat das Unternehmen begonnen, die ersten Abteilungen sukzessive von Niederense nach Höingen zu verlegen.
Eigentlich sollte dieser Prozess bereits im Februar 2022 abgeschlossen sein, doch wegen Materialmangels sind manche Anlagen nicht rechtzeitig fertig geworden. Jetzt aber hat es endlich geklappt.
Im traditionsreichen Standort in Niederense wird es dennoch nicht so schnell ruhig werden.
Heico überlässt der Gemeinde schließlich sein altes Verwaltungsgebäude, um dort eine Unterkunft für die Vertriebenen aus der Ukraine einzurichten – und zwar unentgeltlich. Die Kosten für Strom, Wasser und Gas trägt die Firma sogar auch noch.
Doch bevor hier Menschen unterkommen können, stehen im alten Büro-Komplex noch einige Umbauarbeiten an. Die übernimmt die Gemeinde in Eigenregie.
Schon am Mittwoch vergangener Woche wollte die loslegen. „Doch die Hochregale waren noch nicht alle leer geräumt“, erzählt Bürgermeister Rainer Busemann.
Aus den leeren Hochregalen plant die Verwaltung, Raumteiler zu machen, die die Zimmer für die Vertriebenen voneinander abtrennen.
„Dafür müssen wir sie aber noch kürzen“, sagt Busemann. Immerhin die Betten konnte man aufstellen.
In dieser Woche sollen die größeren Arbeiten im alten Büro-Gebäude beginnen und im Idealfall Ende des Monats fertig sein.
Dann möchte die Gemeinde hier Platz für rund 100 Personen geschaffen haben. Aktuell befinden sich um die 80 Ukrainer in Ense.