Wegen Corona: Zirkusfamilie hat Existenzängste

Ense – Die Situation für den in Ense gestrandeten Zirkus Manjana spitzt sich zu. Ohne externe Hilfe wird die 17-köpfige Schaustellerfamile Köllner die Corona-Krise und ihre Folgen wohl kaum überstehen, befürchtet Dr. Maren-Aukthurn. Die Tierärztin organisiert die Hilfe für den ortsfremden Zirkus.
„Zirkusse sind ein Kulturgut“, sagt sie. „Und diese Familie läuft unverschuldet in den Ruin.“ Waren die Köllners zu Beginn der Corona-Krise noch davon ausgegangen, dass ihr erzwungener Verbleib auf der Wiese vor der Conrad-von-Ense-Schule nur von überschaubarer Dauer sein würde, ist mittlerweile eine unschöne Erkenntnis bei der Familie angekommen. „Mindestens bis August ist hier alles stillgelegt“, erzählt William Köllner, Direktor des Zirkus’. Das Verbot von Großveranstaltungen gelte schließlich so lange. „Und für das Einhalten des Mindestabstandes können wir auch nicht garantieren.“ Die neuesten Regierungsbeschlüsse sind also gleichbedeutung mit einem Auftrittsverbot für den Zirkus, dem somit die komplette Hochsaison verloren geht. „Gerade jetzt und im Sommer kommen die meisten Leute in die Vorstellungen“, klagt William Köllner. „Wir haben jetzt keine Chance, finanzielle Rücklagen zu bilden.“ Die verpassten Auftritte kann die Familie schließlich nicht nachholen.
"Wenn wir unseren Zirkus verlieren, sind wir obdachlos"
Und das könnte ernsthafte Folgen für die Köllners haben, die trotz des stillstehenden Treibens in der Manege weiterhin laufende Kosten haben. Die Wartung der Wohnwagen, die Krankenversicherung und auch die Verpflegung stehen schließlich auch in Corona-Zeiten immer noch an. „Wir haben massive Existenzängste“, bangt William Köllner deshalb. „Wenn wir unseren Zirkus verlieren, sind wir obdachlos. Das geht an die Grenzen der Belastbarkeit.“ Da auch die staatliche Hilfe nur holprig laufe, seien er und seine Familie auf die Hilfe der Enser Bevölkerung angewiesen. Die kommt auch, allen voran von Dr. Maren Neumann-Aukthurn, die dem Zirkus schon seit Beginn des Festsitzens hilft, wo sie kann. Jüngst war sie noch bei Bürgermeister Hubert Wegener, um dort nach Unterstützung zu fragen. „Er hat zugesichert, sich darum zu bemühen, dass die Familie die sanitären Anlagen des Sportplatzes benutzen kann“, erzählt sie. „Ob das klappt, wissen wir aber noch nicht.“ Zuvor hatte Neumann-Aukthurn bereits Strom- und Wasserversorgung bei der Gemeinde organisiert. „Doch auch meine Hilfe ist irgendwann am Ende.“ Daher appelliert sie nun, das auch andere dem Zirkus helfen. „Wir müssen solidarisch sein.“
Spenden reichen nicht aus
Das sehen viele Enser ähnlich, berichtet William Köllner. „Viele Menschen fragen uns, was wir brauchen“, ist er gerührt. „Doch das reicht leider hinten und vorne nicht.“ Den finanziellen Ausgleich könnten auch die Spenden nicht auffangen. „Aber es sind unsere einzigen Einnahmen. Wir sind auf die Enser angewiesen.“ Von der Situation der Familie hat auch Bärbel Beringhoff gehört und schritt sofort zur Tat. Sie spendete für den Zirkus, damit dieser die schwierige Zeit übersteht. „Man muss sich zusammentun“, fordert sie nun ihre Mitbürger auf. „Wenn Jeder ein bisschen gibt, kommt eine Menge zusammen.“ Und Zirkus Manjana könnte ab August endlich weiterziehen.
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