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Gemeinde will sich vor Starkregen schützen: Hier droht die größte Gefahr

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Von: Philip Maack

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Wäre bei extremem Starkregen bedroht: Diese Häuser in Bremen liegen in direkter Nachbarschaft zum Bremer Bach. Der ist normalerweise nicht viel mehr als ein Rinnsal, würde bei Starkregen aber zu einer Gefahr werden.
Wäre bei extremem Starkregen bedroht: Diese Häuser in Bremen liegen in direkter Nachbarschaft zum Bremer Bach. Der ist normalerweise nicht viel mehr als ein Rinnsal, würde bei Starkregen aber zu einer Gefahr werden. © Peter Dahm

Die Gemeinde Ense will sich in Zukunft besser gegen Starkregen absichern. Darüber hat der Ausschuss für Wirtschaft, Energie und Umwelt beraten.

Ense - Im Rahmen einer Landesförderung hat die Verwaltung das Ingenieurbüro Bockermann-Fritze aus Enger beauftragt, ein kommunales Handlungskonzept für das Management des Starkregenrisikos für Ense zu erstellen.

Michael Kamphans war deshalb vom Ingenieurbüro im Ausschuss zu Gast. Er erläuterte die Ergebnisse der Untersuchungen. „Das Starkregenmanagement ist im letzten Jahr vielerorts in den Fokus gerückt“, sagte Kamp-hans. Das hänge mit der Katastrophe im Ahrtal zusammen. „Dabei muss man klarstellen, dass ein Starkregen-Ereignis kein Hochwasser ist. Das findet nämlich unabhängig von Fließgewässern statt.“ Dementsprechend sei es nur sehr schwer vorherzusagen, wo Starkregen herunterkommt. „Die Unwetterfronten sind immer sehr lokal begrenzt. Nur auf etwa zehn Kilometer.“

Enses „digitaler Zwilling“

Um das Starkregenrisiko für Ense zu ermitteln, hat sein Büro ein typografisch genaues Modell der Gemeinde am Computer erstellt. „Es ist quasi ein digitaler Zwilling, mit dem wir verschiedene Starkregenszenarien durchspielen können“, so Kamphans.

Dabei haben sich die Experten vor allem auf insgesamt 26 öffentliche Gebäude oder Einrichtungen konzentriert. Darunter fielen Schulen, Kitas, Seniorenheime, Verwaltungen und Feuerwehrstandorte. Das Ergebnis: Bei extremen Starkregen sind gleich fünf Objekte in hoher Gefahr. Sieben stuft das Ingenieurbüro in die mittlere Gefahr ein, elf Einrichtungen hätten eine geringe Gefahr. Bei nur drei Objekten sehen die Experten keinerlei Gefährdung. „Bei extremem Starkregen können kleine Fließgewässer zur Gefahr werden“, meinte Kamphans.

Risiko am Bremer Bach

Um das zu verdeutlichen, zeigte er eine Animation für den Ortsteil Bremen. Hier wurde deutlich, dass der gesamte Bereich um den Bremer Bach ein hohes Risiko birgt, von Starkregenfolgen getroffen zu werden. Unter anderem in der Heideresidenz würden die Untergeschosse unter Wasser stehen. „Dabei ist der Bach an dieser Stelle kaum wahrnehmbar“, verdeutlichte Kamphans. Auch das Rathaus, das schon jetzt öfter mit Wasser im Gebäude zu kämpfen hat, müsse arge Folgen befürchten.

Bolzplätze als Wasserspeicher

Diese Risikoermittlung ist nur der erste Teil des Handlungskonzeptes für die Gemeinde. In den nächsten Schritten geht es nun darum, Maßnahmen einzuleiten, die das Risiko für die Enser reduzieren. Ein Beispiel dafür sei die sogenannte multifunktionale Flächennutzung. „Damit haben wir in Deutschland jedoch so unsere Probleme“, sagte Kamphans. Ein Muster für solch eine Fläche seien etwa tiefer liegende Bolzplätze. „Die können gezielt für das Wasser genutzt werden. Wir müssen es dahin leiten, wo es keinen Schaden anrichten kann.“

Dazu könne die Gemeinde auf wassersensible Infrastruktur setzen. Dazu zählen Tiefbeete. „Sehr wichtig ist auch das Krisenmanagement“, merkte der Experte an. „Im Ahrtal hat man gesehen, dass die Resilienz dort nicht hoch war. Die Menschen dort konnten sich nirgends melden, weil das Netz zusammengebrochen war.“ Dementsprechend brauche die Gemeinde Pläne für die Rettungskräfte, eine sichergestellte Versorgung der kritischen Infrastruktur und einen Krisenstab mit festen Zuständigkeiten.

Doch auch Privatleute stehen in der Pflicht, sich vor den Starkregenfolgen zu schützen. „Die meisten Schäden treten bei Eigentümern im Keller und Erdgeschoss auf“, meinte Kamphans.

Für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen setzt sich die Verwaltung demnächst mit dem Ingenieurbüro zusammen. Die Politik begrüßte das weitere Vorgehen. „Wir müssen die Infos aber auch an die Bürger bekommen“, merkte Wilfried Pater von der SPD an. „Vielleicht geht das ja mit monatlichen Beratungsgesprächen.“

Das sind die einzelnen Gefahrenstufen

Um zu ermitteln, in welcher Gefahrenstufe sich ein Objekt bei Starkregen befindet, hat sich das Ingeniuerbüro Bockermann-Fritze an verschiedenen Überflutungstiefen orientiert. Demnach besteht dann keine Gefahr, wenn das Wasser weniger als 10 Zentimeter hoch steht. Bei einer Tiefe von 10 bis 50 Zentimetern herrscht eine geringe Gefahr. Hier könnten etwa Keller volllaufen und Unterführungen schwer passierbar werden. Die Gefahrenstufe „Mittel“ nennen die Experten bei einem Wasserstand von 50 bis 100 Zentimeter.

Hier bestehe die Gefahr, dass Menschen ertrinken und das Wasser sogar in erhöhte Eingänge eintritt. Ab einem Meter Überflutungstiefe ist die Rede von eine hohen Gefahr. Ab diesem Punkt könnten Wände oder andere Teile von Bauwerken statisch versagen und brechen.

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