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Seit 25 Jahren selbstlos im Einsatz: Goldene Ehrenamtskarten verteilt

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Von: Klaus Bunte

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Bürgermeister Rainer Busemann (Vierter von links) zeichnete sieben Bürger mit der goldenen Ehrenamtskarte aus
Bürgermeister Rainer Busemann (Vierter von links) zeichnete sieben Bürger mit der goldenen Ehrenamtskarte aus (von links): Klaus Holin, Günther Tölle, Harry Porwitzki, Andreas Plikun, Ursula Porwitzki, Antonius Risse und Jutta Grunwald. © Bunte

Die Ehrenamtskarte NRW wird 25 Jahre alt. Ebenso gibt es einige Enser Bürger, die seit einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich tätig sind. Wer sich über die goldene Ehrenamtskarte freuen darf.

Bremen – Die Ehrenamtskarte NRW wird 25 Jahre alt. Ebenso gibt es einige Enser Bürger, die seit einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich tätig sind, sie konnten in diesem Jahr erstmals die goldene Ehrenamtskarte beantragen (siehe Infokasten).

Die Gemeinde Ense lud nun alle zehn Bürger ein, deren Antrag bewilligt wurde – „das werden wir aber sicherlich nicht jedes Jahr so machen können, diesmal laden wir halt aus Anlass des Jubiläums ein“, so Bürgermeister Rainer Busemann. „Und wären heute alle Enser hier, die seit 25 Jahren in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig sind, dann würden wir wohl nicht im Rathaussaal sitzen, sondern wir würden eine Schützenhalle füllen.“ Gerade beim Hochwasser im Ahrtal hätten die Enser selbstlosen Einsatz für das Gemeinwohl bewiesen.

Drei der Jubilare waren verhindert, für die sieben anderen organisierte die Gemeinde passende Laudatoren. Laudatoren wie Geehrte trugen sich anschließend ins Goldene Buch der Gemeinde ein.

Goldene Ehrenamtskarte für Jutta Grunwald

Zwei bis drei Minuten für eine Laudatio seien eigentlich viel zu wenig, um Jutta Grunwald gebührend zu huldigen, gab Pfarrerin Christine Dinter zu bedenken. Die Diakonie-Presbyterin habe bei allem, was sie mit großem Organisationstalent anpacke, „immer die Menschen im Blick. Wenn andere Menschen glücklich sind, dann ist sie es auch.“

Das habe sie 29 Jahre lang als Vorsitzende der Frauenhilfe bewiesen, in dieser Zeit Gemeindefeste und Ausflüge auf die Beine gestellt, Basare mitgestaltet, mit Seniorenadventsfeiern viele ältere Menschen glücklich gemacht. Sie habe sich engagiert bei Aktionen und Angeboten wie den Spielenachmittag im DRK-Heim, beim Frühstückstreffen und Jugendfreizeiten, „und das klappt dann auch immer alles. Ich könnte so was auch organisieren, aber dann hätte ich nicht die Garantie, dass es klappt. Aber sie kann sogar die Sonne für eine Reise mitbestellen. Sie ist auch ein verschwiegener Kummerkasten für Menschen, die sich mit Sorgen bei ihr melden“.

Goldene Ehrenamtskarte: Klaus Holin

Der erste Dirigent des Musikvereins Niederense ist seit 25 Jahren mit Unterbrechungen im Vorstand tätig, erst als zweiter Kassierer, dann elf Jahre rein als aktiver Musiker, brachte alle drei Töchter mit in den Verein. 2001 wurde er Geschäftsführer, nur ein Jahr später erster Vorsitzender, so sein aktueller Nachfolger auf diesem Posten, Philip Wellie. 2004 trat er davon zurück, 2005 wurde er zweiter Dirigent des Hauptorchesters und Dirigent des Jugendorchesters.

Er ließ sich an der Musikakademie des Volksmusikerbundes NRW ausbilden, 2009 übernahm er den Taktstock. „Wir sind bis heute froh, einen Musiker aus unseren eigenen Reihen vor uns stehen zu haben“, so Wellie abschließend, „mit seinen eigenen Ideen hat er schon für manches Highlight auf unseren Konzerten gesorgt. Besonders schön finde ich es, dass er sich immer die Ideen der aktiven Musiker anhört und bestrebt ist, diese umzusetzen.“

Ursula Porwitzki

„Bei den Oscar-Verleihungen gibt es immer Auszeichnungen fürs Lebenswerk, und das trifft auch auf die beiden Personen zu, die ich heute auszeichnen darf - obwohl dieses Lebenswerk natürlich noch nicht abgeschlossen ist“, so Pfarrer Carsten Scheunemann zunächst über Ursula Porwitzki. „Seit 48 Jahren, wenn nicht länger“, engagiere sie sich für die Caritas, vor allem in der Seniorenarbeit und in der kfd, dazu im Karneval oder bei Pfarrfesten „war es für Sie keine Frage, mitzuhelfen“. Auch bei der Gründung des Sozialkaufhauses „Möbel und mehr“ habe sie zu den Ersten gehört, die dort ihre Hilfe anboten.

Antonius Risse

„Ich weiß gar nicht, wann Ihr Ehrenamt begann, vermutlich nahmen Sie schon mit der Geburt eines an“, fuhr Scheunemann fort und wandte sich damit an Antonius Risse. Sein Herz schlage für die Fürstenbergkapelle, er schließe sie zu jeder Tageszeit für Besucher auf „und Sie erklären sie, als wäre es Ihr eigenes Wohnzimmer.

Auch die Pflege des Gebäudes oder das Mähen des Rasens, das ist für sie kein Problem. Zu Weihnachten gestalten Sie im Heiligenhäuschen die Krippe, als es die Fronleichnamsprozession nach Haus Füchten noch gab, gestalteten Sie das Heiligenhäuschen, bei unserer jährlichen Heiligen Messe aus Haus Füchten sorgen Sie dafür, dass dort alles läuft und dass der Pastor auch mal einen Kaffee oder einen kleinen Schnaps zu trinken bekommt“, zählte Scheunemann Risses Verdienste um die Pfarrgemeinde St. Lambertus und den Flüssigkeitshaushalt ihres Personals auf. „Und ich weiß, wenn ich freitagmorgens um 8 die Messe feiere, dann habe ich einen treuen Messdiener, und das sind Sie.“

Günther Tölle und Harry Porwitzki

Nicht nur, dass er sich im Sportverein durch sämtliche Mannschaften bis hin zu den „Ganz Alten Herren“ durchgespielt, den Verein mit großem Engagement begleitet und den Tischtennisverein mitgegründet habe, so Bernhard Söbbeler als Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatpflege, dem Tölle 1996 beitrat.

„Nach einer Einarbeitungszeit von sechs Jahren warst Du es uns dann würdig, das Amt des Museumsleiters zu übernehmen. Und das hast Du wirklich hervorragend, immer mit Liebe, gemacht, weshalb sich die Besucher bei Dir immer wohlgefühlt haben. Kinder haben Dir mit großen Augen zugehört, wenn Du ihnen die Schusterkugel und die römische Getreidemühle erklärt hast.“ 2016 trat er aus, um sich um seine Enkel zu kümmern, „der einzige Grund, der für uns gezählt hätte, denn Nachwuchsförderung hat für uns oberste Priorität“.

Schon in den Siebzigern und Achtzigern trainierte er die A- und die B-Jugend des TuS Niederense, „er baute die Jugendabteilung so groß auf, dass sie quasi ein Verein im Verein wurde. In Spitzenzeiten wurden zwölf Mannschaften gemeldet, und Du warst der Kopf eines ganzen Betreuerstabs“, so der 2. Vorsitzende des Vereins, Jürgen Fischer.

Zur Finanzierung organisierte er etliche Veranstaltungen wie eine Jugenddisko, die viel Geld in die Kasse gespült habe. Noch heute beteilige er sich bei Arbeitseinsätzen, „mit einem eigens umgebauten Bürstengerät pflegt er den Kunstrasenplatz“, zudem bringe er sich als Fahrer ein.

Antje Schiller, Sabine und Markus Bierhoff

Diese drei Enser waren an der Teilnahme an der Feierstunde verhindert, eine Laudatio blieb daher aus. Antje Schiller macht sich in der Evangelischen Kirchengemeinde verdient, Sabine und Markus Bierhoff in verschiedenen Gremien der Katholischen Kirchengemeinde.

„Ich höre zwar oft, es werde immer schwerer, Menschen fürs Vereinsleben und fürs Ehrenamt zu gewinnen“, schloss Rainer Busemann. Aber ein früherer Arbeitgeber habe ihm mal gesagt: „Es wird nicht schwieriger, es wird anders. Darauf müsst Ihr reagieren.“ Und daher appellierte er an alle Anwesenden, „reagiert auch Ihr darauf. Geht nach draußen, sprecht Menschen an und begeistert sie fürs Ehrenamt. Wir brauchen das und es wird immer irgendwie weitergehen. Man muss es nur wollen und die Menschen mitnehmen.“

Für sein vielseitiges und langjähriges Engagement hat Bernhard Söbbeler den Initiativpreis erhalten.

Die Ehrenamtskarte

Mit der Ehrenamtskarte wird das Engagement von Bürgern gewürdigt, die sich mit großem Einsatz für das Gemeinwohl einsetzen und mindestens fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich ohne Aufwandsentschädigung nachweislich tätig sind. Der Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit spielt hierbei keine Rolle. Sind Enser in mehreren Ehrenämtern tätig, können die Stunden zusammengefasst werden. Die Karte ist drei Jahre gültig, ihre Inhaber können die Vergünstigungen aller teilnehmenden Kommunen in NRW in Anspruch nehmen – etwa vergünstigten Eintritt in Museen, Schwimmbäder oder Freizeiteinrichtungen. Wer seit 25 Jahren ehrenamtlich tätig ist, kann seit diesem Jahr die Jubiläums-Ehrenamtskarte beantragen, sie gilt bis zum Ende des Lebens. Beantragt werden kann die Karte ganzjährig über die App „Ehrenamtskarte NRW“, in Ausnahmefällen auch über ein schriftliches Antragsformular.

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