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Einkaufszentrum Bremen: Enser über steigende Preise und Spartipps

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Von: Karin Hillebrand

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Einkaufszentrum Ense Bremen Teuerungen Spartipps Haushalte
In allen Bereichen sparen © Karin Hillebrand

Bremen - Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg steigen die Preise für Lebensmittel, Benzin oder Strom. Wie gehen die Menschen in der Gemeinde damit um?

Um den Einkauf kommt man nicht herum. Lebensmittel, Hygieneartikel und Haushaltswaren sind Dinge des täglichen Bedarfs. Und ab und an möchte man sich auch mal etwas gönnen. Das fällt beim Blick auf den Kassenzettel manchem Enser jedoch schwer.

Als Kriegskind Preisvergleich im Blut

Karl-Heinz Gehrke findet die Preise nicht erklärbar und für einkommensschwache Haushalte auch nicht stemmbar: „Ich habe das schon länger beobachtet und bereits vor dem Ukraine-Krieg Preisanstiege festgestellt.“ Der 80-Jährige muss für seinen Ein-Personen-Haushalt nicht auf den Pfennig schauen, sagt aber: „Ich bin Kriegskind, der Preisvergleich ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Früher hat Buttermilch 39 Cent gekostet, jetzt ist der Preis auf 99 Cent angehoben - ich habe sie im Laden gelassen.“ Die Erhöhung seiner Rente kommt bei ihm nicht an, sondern wird gleich von den steigenden Kosten einverleibt. Also blättert der Rentner zuhause in den Prospekten und kauft die Angebote.

Unverträglichkeit verbietet Sparen

„Auf manches kann ich beim Einkauf aber nicht verzichten“, sagt Olga Nesterenko, die regelmäßig für drei Personen den Supermarkt besucht. Sie muss lactosefreie Produkte einkaufen, sonst kann sie nicht für alle Familienmitglieder kochen. „Der Schmand lag früher bei 1,19 Euro - jetzt zahle ich 2 Euro dafür. In ihrem Einkaufskorb liegen zwei Melonen, ein paar Avocados aus dem Angebot, Kohlrabi - nichts Großartiges. Trotzdem sind 20 Euro weg. „Das wären vor ein paar Monaten 5 Euro weniger gewesen“, schätzt die 51-Jährige. Normalerweise schaut sie beim Griff in die Regale nicht nach den Preisen, mittlerweile schreibt sie aber Einkaufslisten und kauft zielgerichtet, nicht unbedacht. „Es hat auch etwas Gutes“, lacht sie zum Schluss. „Ich hole keine Süßigkeiten mehr.“

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Auf der Jagd nach Rabattcoupons und Cashback-Aktionen © Karin Hillebrand

Annika Herrmann ist derweil unter die Schnäppchenjäger gegangen: „Ich suche nach Cashback-Aktionen und Rabattcoupons im Internet.“ Sie kommt gerade aus dem Netto-Markt, in ihrem Wagen liegen etliche Shampoo-Flaschen. „Das ist eine Aktion, die momentan bei Netto läuft. Man kauft drei Produkte im Wert von neun Euro und bekommt später fünf Euro per Post zurück“, erklärt sie. Auf ihrem Handy sind verschiedene App-Programme gespeichert, mit deren Hilfe man entsprechende Cashback- also Geld-Zurück-Aktionen und Coupons zum Ausdrucken finden kann. Herrmann erledigt ihre Wocheneinkäufe für einen Fünf-Personen-Haushalt.

Cashback und Rabattcoupons

In Zahlen machte das vor einigen Monaten jeweils etwa 180 Euro aus. Nun sind es 220 Euro - vermutlich wäre es ohne die Rabattaktionen mehr. „Früher hat die Mama bestimmt, was auf den Tisch kommt - heute sind es die Angebote“, fasst sie die Lage zusammen. Sie räumt aber auch ein, dass die Schnäppchensuche über das Internet sehr aufwendig ist: „Man muss schon genau gucken, welche Daten man von sich herausgibt.“

Trockner bleibt aus

Auch Stefanie Holtz kauft heute eher in großen Mengen. „Butter kostet mittlerweile 2,29 Euro, im Angebot liegt sie bei 1,79 Euro. Dann hole ich gleich mehrere Pakete und friere sie ein.“ Den Fleischkonsum hat die 52-Jährige drastisch reduziert, besondere Brötchen landen höchstens noch sonntags auf den vier Tellern auf ihrem Frühstückstisch. Brot backt sie selbst, vorher auch schon - sie hat eine eigene Brotbackmischung entwickelt - jetzt aber verstärkt. Um den steigenden Energiekosten entgegen zu wirken, achtet die Enserin darauf, dass kein Elektrogerät im Standby-Modus verharren und den Trockner, den sie früher häufig nutzte, stellt sie nicht mehr an. In den Kofferraum hebt sie gerade einen Karton voll Buttermilch - für 59 Cent pro Becher.

Benzinpreis-App

Einer ihrer Hunde ist krank und muss diese ins Wasser beigemischt bekommen. Der Preis für das Hundefutter hat sich nicht verändert, sie ist jedoch auf ein günstigeres umgestiegen. „Ich habe Angebote zwar immer schon wahrgenommen, aber nie wirklich auf den Preis geachtet und versucht, die Wünsche der Kinder zu erfüllen. Jetzt habe ich ihnen gesagt, dass sie nicht mehr alles in den Schränken finden werden.“ Der Fokus liegt bei ihr nun auf dem Sparen, aber: „Was ich an der einen Stelle spare, kommt an anderer Stelle wieder drauf.“ Tankpreise vergleicht sie über eine App auf ihrem Handy und fährt los, wenn es günstig ist. Ihre Strompauschale hat Holtz freiwillig hochstufen lassen.

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Den Kindern soll es gut gehen © Karin Hillebrand

Statt, wie vor einem halben Jahr 150 Euro, legt Oxana Stroici heute 200 bis 250 Euro wöchentlich für vier Personen in die Geldschale an der Kasse. Für die Katze kauft die 33-Jährige im Angebot - günstigeres Futter frisst das Tier einfach nicht. Und die Kinder sollen die Situation nicht spüren. „Da verzichte ich lieber auf etwas anderes“, sagt sie. Aufgefallen ist ihr der Preisanstieg besonders bei Kartoffeln: „Ich habe früher 1,59 Euro für zwei Kilo bezahlt. Dann lag der Preis bei zwei Euro. Dann bei 2,99 - jetzt bei 3,99 Euro - das ist schon heftig.“

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