Seinen Verzicht hat er seiner Partei bereits im Mai mitgeteilt, seitdem befinden sich die Enser Christdemokraten auf Nachfolger-Suche. Bislang allerdings ohne Ergebnis, wie der Vorsitzende Simon Hennecke mitteilt. „Die Gespräche laufen noch. Wir haben noch keine finale Entscheidung getroffen“, sagt er.
Die CDU hat sich das Ziel gesetzt, zur nächsten Sitzungsperiode des Gemeinderates Anfang September die Nachfolger für Osterhaus zu präsentieren. „Das wird auch klappen“, ist sich Hennecke sicher.
Für das Erbe als stellvertretender Bürgermeister kommen nur aktuelle Ratsmitglieder der Christdemokraten in Frage. Als stärkste Fraktion im Gemeinderat hat die CDU schließlich das Erstzugriffsrecht auf dieses Amt. „Da jedes unserer Ratsmitglieder die Möglichkeit auf diesen Posten hat, müssen ich als Vorsitzender und Heinrich Frieling als Fraktionsvorsitzender auch mit jedem sprechen“, erklärt Hennecke. Und das dauere eben.
Hat die Führungsriege dann einmal alle nötigen Gespräche geführt, will sie der Fraktion einen Vorschlag unterbreiten. „Doch so weit sind wir noch nicht. Wir würden auch gerne eine schnelle Entscheidung treffen können, doch unsere Fraktion ist groß. Dazu machen wir das alle ehrenamtlich und müssen all die Gespräche neben der Arbeit führen.“
Ähnlich sieht es bei der Suche nach einem neuen Ratsmitglied aus. Dabei hat die CDU hier eigentlich ein klar festgelegtes Prozedere. Zur letzten Kommunalwahl hat die Partei schließlich für jeden Direktkandidaten einen sogenannten „Huckepack-Kandidaten“ benannt.
Dieser fungiert als eine Art Stellvertreter. Wird der Direktkandidat in den Rat gewählt, kann sein Mandat während der Wahlperiode dann aber aus verschiedenen Gründen nicht oder nicht mehr wahrnehmen, hat dieser „Huckepack-Kandidat“ das Vorrecht auf den freien Ratsplatz. Auf diese Weise will die CDU gewährleisten, dass in jedem Fall der betroffene Wahlbezirk im Gemeinderat repräsentiert ist.
Klaus-Jürgen Osterhaus ist bei der Wahl 2020 im Wahlbezirk Bremen I angetreten. Dort siegte er mit 50,97 Prozent der Stimmen, zog so in den Rat ein. Sein „Huckepack-Kandidat“ war damals Christian Häken, der somit nun der erste Kandidat für das Nachrücken ist. „Wir stehen mit ihm im Austausch“, sagt Hennecke. „Abgelehnt hat er bislang nicht. Doch die Gespräche laufen noch.“
Sagt Christian Häken am Ende der Gespräche immer noch zu, hat die CDU zumindest eine offene Personalfrage geklärt. Entscheidet er sich allerdings doch dagegen, müssen die Christdemokraten ihre Reserveliste der Reihe nach abarbeiten. Und dafür wären wieder so einige Gespräche nötig, was wieder viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Da kann auch der eine Monat bis zur nächsten Sitzungsperiode des Gemeinderates zu knapp werden.
VON DETLEV STUTE
Politik ist Mannschaftssport, keine Frage. Insofern tut die CDU gut daran, Partei und Fraktion bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Klaus Osterhaus angemessen einzubinden. Dass man nach etlichen Wochen der Gespräche und nun wenigen Tage vor dem Ausscheiden des beliebten Politikers aus Bremen aber immer noch nicht weiß, wie es personell weitergeht, festigt kaum den Ruf, sicher und souverän Führung zu übernehmen.
Wobei ebenfalls festzuhalten bleibt: Einen ehrenamtlichen Vollblut-Politiker wie Klaus Osterhaus zu ersetzen, ist keine leichte Aufgabe. Authentisch, bürgernah, dem Kompromiss eher zugeneigt als der ideologischen Debatte hat der Bremer sowohl als Vize-Bürgermeister wie als Ratsherr Maßstäbe gesetzt. Dennoch haben die Christdemokraten an den entsprechenden Stellen Frauen und Männer, die in diese Rollen schlüpfen können. Das wissen zweifelsohne auch Simon Hennecke und Heinrich Frieling. Mitglieder und Wähler der CDU jedoch auf neue Namen warten zu lassen, öffnet einer Gefahr Tür und Tor: dass die Kandidaten schon früh an Autorität verlieren. Schnell nämlich kann der Eindruck entstehen, sowohl das zukünftige Ratsmitglied als auch den neuen Vize-Bürgermeister entweder erst intensiv überredet haben zu müssen oder in einem parteiinternen Postengeschacher durchgesetzt zu haben.
Gut Ding braucht Weile, ja. Es geht in diesem Falle aber nicht um Lappalien wie die Fassadenfarbe eines öffentlichen Gebäudes, sondern darum, wer an herausragender Position Verantwortung für die Gemeinde übernimmt. Eine Hängepartie braucht es dabei nicht. Es wird Zeit für eine Entscheidung.