Doch noch braucht die Gemeinde diese Kapazitäten nicht. „Die Zahl der Geflüchteten liegt nicht so hoch, wie es uns angekündigt wurde“, erzählt Dennis Schröder, Beigeordneter und Fachbereichsleiter Bürgerservice. Zu Beginn des Krieges in der Ukraine hätten die Behörden die Enser auf etwa 200 Geflüchtete hingewiesen, die in kurzer Zeit herkommen würden. „Aktuell ist es aber nur die Hälfte.“
Derzeit leben 93 Ukrainer in der Gemeinde. 44 Frauen, 17 Männer und 32 Kinder. „Die Zahlen steigen seit Juni nur noch leicht an“, meint Schröder. Somit reichen die bisherigen Enser Kapazitäten für die Unterbringung aller Geflüchteten aus. 58 Ukrainer sind privat untergebracht, 35 in kommunalen Unterkünften. „Eine Handvoll können wir auf diese Weise noch aufnehmen, dann wären wir ausgelastet“, beschreibt Christof Rocholl, zuständig für Flüchtlingsangelegenheiten bei der Gemeinde, die Lage.
Umso besser also, dass nun auch das Heico-Gebäude zur Verfügung steht. Wochenlang haben hier der Bauhof und freiwillige Helfer gewerkelt, um die ehemaligen Büroräume wohntauglich zu machen. „Diese Hilfe war sehr wertvoll für uns“, sagt Schröder. Etwa 100 Personen könnten hier bei der Maximal-Auslastung unterkommen. Dafür müsste allerdings das Obergeschoss noch umgebaut werden. „Das wäre aber schnell gemacht“, meint Schröder.
Da die Zahl der ankommenden Geflüchteten zuletzt stetig kleiner wurde, hat die Gemeinde sich erst mal nur auf den Umbau des Erdgeschosses konzentriert. Hier stehen den Bewohnern 13 Schlafräume mit WLAN zur Verfügung. Die haben die Helfer teilweise mit alten Heico-Hochregalen und Grobspanplatten in den alten Großraumbüros hochgezogen. „Das gibt optisch zwar nicht sehr viel her und ist eher pragmatisch gehalten, aber es ist ja auch nur für den Übergang gedacht“, erläutert der Beigeordnete.
Außerdem sind die Räume als reine Schlafräume konzipiert. Aufenthaltsräume, sanitäre Anlagen und Kochmöglichkeiten hat die Gemeinde an anderer Stelle im Gebäude geschaffen. So haben die Arbeiter am Ende des Flures drei Kochfelder und mehrere Spülen installiert. Eigentlich hatte Schröder das überhaupt nicht vor.
„Ursprünglich war der Plan, hier auf Catering zu setzen. Bei 100 Personen, die hier wohnen, wäre das wohl auch die beste Option“, erklärt er. „Doch da wir die Unterkunft hier wahrscheinlich in den nächsten Wochen nicht voll besetzen müssen, machen eigene Kochmöglichkeiten Sinn.“
Die Idee des Caterings könne aber wieder aktuell werden, sobald die Kapazitäten in Niederense doch ausgelastet würden. „Wir wissen ja schließlich nicht, was in nächster Zeit passiert.“
Aus diesem Grund will die Gemeinde den Heico-Komplex auf jeden Fall bereit halten. Im Ernstfall könnte die Verwaltung die hiesigen Unterkünfte so in ein bis zwei Tagen aktivieren. Dann würden die Schlafräume, in denen bislang nur leere Bettgestelle stehen, einzugsbereit gemacht. „Wir haben für genügend Matratzen gesorgt und könnten die schnell herholen“, erklärt Rocholl.
Mit Charlene Christoph hat sich die Gemeinde dazu personell verstärkt. Die Sozialarbeiterin hat vor zwei Wochen ihre Stelle angetreten, soll unter anderem bei der Betreuung der Menschen im Heico-Gebäude helfen. „Wir sind vorbereitet. Das gibt uns ein gutes Gefühl“, meint Rocholl.
Die Kosten für den Umbau deckt die Gemeinde mit einem Teil der Landes-Pauschale. Die Regierung in Düsseldorf zahlt die jeder Kommune, die Vertriebene bei sich aufnimmt. „Wie wir das Geld verwenden, bleibt aber uns selbst überlassen“, erklärt Schröder. Vorgaben gäbe es dafür nicht. In der Heico-Unterkunft ist es auf jeden Fall gut investiert.