1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Ense

Kritik am Kreis nach Impf-Absage

Erstellt:

Von: Tobias Hinne-Schneider

Kommentare

Bei den Bewohnern des Betreuten Wohnens am Sörries Kamp in Bremen war die Hoffnung auf eine Impfung vor Ort groß.
Bei den Bewohnern des Betreuten Wohnens am Sörries Kamp in Bremen war die Hoffnung auf eine Impfung vor Ort groß. © Hinne-Schneider

Corona-Impfung: Ja? Nein? Vielleicht? Die Bewohner und Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes „Lebenswert“ in Bremen durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Nach der Zusage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die Corona-Impfung könne vor Ort durchgeführt werden, sagte der Kreis Soest den Termin kurzerhand wieder ab. In einem offenen Brief an Landrätin Eva Irrgang und Kreisdirektor Dirk Lönnecke äußert die SPD Ense Unverständnis über das Vorgehen, währenddessen macht Bürgermeister Rainer Busemann Hoffnung, dass doch noch vor Ort geimpft werden kann. Der Kreis begründet die Absage unter anderem mit fehlendem Impfstoff.

Bremen - Dem Antrag auf Lieferung von Corona-Impfdosen von Alexander Schweier, Leiter des Pflegedienstes „Lebenswert“, hatte die KV zunächst stattgegeben. Der Pflegedienst bietet neben ambulanter Pflege auch Betreutes Wohnen an – ist also keine stationäre Pflegeeinrichtung. Dementsprechend froh war Schweier über die positive Antwort der KV, denn für viele Bewohner sei der Weg ins Impfzentrum nach Soest nur schwer zu bewältigen. „Wir hatten alles vorbereitet“, sagt er. Mitarbeiter und Bewohner hatten die benötigten Daten für die Impfung zusammengetragen. Insgesamt 185 Dosen hatte Schweier geordert, immerhin „eine Impfquote bei Bewohnern und Mitarbeitern von über 90 Prozent“, erklärt Alexander Schweier. Dann der Schock: Der Kreis Soest teilte mit, dass die Impfungen nicht durchgeführt werden können.

Dabei leben und arbeiten im Betreuten Wohnen viele Menschen, die nach der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW sowie der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts zum Personenkreis mit höchster Priorität zählen.

Kreisdirektor erklärt Absage

„In diesem Wissen wollte der Pflegedienst für den ihm anvertrauten Personenkreis einen verantwortungsvollen und für die alten Menschen möglichst einfachen und barrierefreien Weg gehen“, heißt es in dem Brief der SPD an den Kreis. In dem Schreiben, das vom Fraktionsvorsitzenden Michael Heierhoff und Wilfried Pater, Vorsitzender des Ortsverbands, unterschrieben wurde, wird unter anderem fehlendes Einfühlungsvermögen beklagt. Die SPD fällt ein hartes Urteil über den Kreis: „Da muss die Frage erlaubt sein, sitzt da tatsächlich der richtige Mitarbeiter an so einem wichtigen Platz?“

Kreisdirektor Lönnecke stärkt den Mitarbeitern in seinem Antwortschreiben den Rücken. „Ich sehe kein Fehlverhalten bei meinen Mitarbeitern“, heißt es dort.

Lönnecke weist zudem auf einen Erlass des Gesundheitsministeriums vom 13. Januar hin, demnach sollen bis zum 31. Januar der über die koordinierenden Einheiten in den Kreisen und kreisfreien Städten abgerufene Impfstoff ausschließlich für die restlichen Impfungen in stationären Pflegeeinrichtungen und für die Impfungen des prioritären Krankenhauspersonals zur Verfügung steht. Allen Anbieter, die diese strikten Vorgaben nicht erfüllen,, seien informiert und aus der Planung herausgenommen worden. „Davon war leider auch der Pflegedienst Lebenswert betroffen“, schreibt Lönnecke. Weiter heißt es vom Kreisdirektor: „Ich darf darauf hinweisen, dass derzeit, wegen des fehlenden Impfstoffs, sogar die stationären Pflegeeinrichtungen ab dem 22. Januar nicht mehr für eine Erstimpfung beliefert werden können.“ Der Ablauf und das Ergebnis seien weder aus Sicht des Pflegedienstes, noch aus der Sicht aller beteiligten Mitarbeiter der Kreisverwaltung zufriedenstellend. „Wir arbeiten alle sehr intensiv daran, eine schnelle und vollständige Verimpfung des vorhandenen Impfstoffs sicherzustellen“, schreibt Lönnecke.

Bürgermeister macht Hoffnung

Bürgermeister Rainer Busemann hat sich mit dem Kreis ausgetauscht. „Vielleicht lässt sich noch eine Möglichkeit schaffen in den Häusern zu impfen“, macht Busemann erneut Hoffnung. Die Ungewissheit für Mitarbeiter und Bewohner geht damit nach Start Impf-Anmeldungen weiter.

Auch interessant

Kommentare