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Enser erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande

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Von: Philip Maack

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Großer Gratulantenkreis für Bernhard Jochheim (6.v.l.).
Großer Gratulantenkreis für Bernhard Jochheim (6.v.l.). © Maack

Bernhard Jochheim aus Waltringen hat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Ausgezeichnet wurde er für sein jahrzehntelanges soziales Engagement.

Waltringen/Soest – Die ganze Familie ist in die Villa Plange in Soest gekommen. Bernhard Jochheim stehen der Stolz und die Freude ins Gesicht geschrieben, auch wenn er das nicht so recht zugeben mag. An seinem Revers prangt der Anstecker für das Bundesverdienstkreuz am Bande, den er gerade von Landrätin Eva Irrgang erhalten hat. „Ohne meine Mitstreiter wäre das nie möglich gewesen“, sagt der Geehrte bescheiden.

Doch verdient hat es sich der Waltringer. Im Jahr 2000 hat er eine Selbsthilfegruppe für Menschen gegründet, die an Leukämie und Lymphomen erkrankt sind. Bis heute ist Jochheim dafür aktiv.

Eigene Erkrankung gibt den Ausschlag für die Gründung

Sein Mitstreiter Holger Steinke hat ihn für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. „Damals haben wir unser Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen geplant“, erzählt Steinke. „Da meinte jemand, dass der Bernhard doch solch einen Orden verdient hätte. Da habe ich mich schlau gemacht und das beantragt.“ Wegen Corona hörte er allerdings zwei Jahre lang nichts von seinem Vorschlag. „Nun hat es aber ja geklappt.“

Die Idee für die Gründung der Selbsthilfegruppe ist Jochheim auf einer Radtour mit einem Freund gekommen. Er selbst ist 1997 an einem Lymphom erkrankt. Damals führte er als Selbstständiger eine Tischlerei mit fünf Mitarbeitern. Wegen der Erkrankung und der dadurch nötigen Behandlung musste er die allerdings schweren Herzens schließen. „Es war ein Schlag, den Betrieb aufgeben zu müssen“, sagt Jochheim. „Wir wussten damals nicht, wie es weitergehen würde.“

Die Erlebnisse dieser schwierigen Lebensphase seien an ihm hängen geblieben, berichtet er. Erfahrungen, die er in der Selbsthilfegruppe an andere Betroffene weitergeben wollte und immer noch will. „Ich sage den Leuten, dass ich es geschafft habe und dass sie es auch schaffen können“, meint Jochheim. Nach seiner Genesung arbeitete er als Ausbilder für Schreiner und Tischler im Kolping-Bildungswerk für lernschwache und schwer vermittelbare Jugendliche.

Die ersten Treffen der neu gegründeten Selbsthilfegruppe fanden monatlich in Welver statt. 2005 wurde aus der Gruppe ein gemeinnütziger Verein, der 2007 nach Werl umzog und heute etwa 60 Mitglieder hat. Das Einzugsgebiet der Gruppe hat sich seither stetig erweitert.

Jochheim: „Habe all das nicht alleine gemacht“

Jochheim und seine Mitstreiter betreuen Menschen aus den Kreisen Soest, Hochsauerland, Hamm und anderen angrenzenden Regionen. „Allerdings bekommen wir immer mehr Anfragen, weil sich woanders immer häufiger Gruppen auflösen“, sorgt sich Jochheim auch an seinem Ehrentag um die Zukunft.

Und genau das passt zu dem Waltringer. Seine Arbeit soll im Vordergrund stehen, nicht er selbst. Jochheims Verein organisiert Vorträge, die über die Krankheiten informieren, steht den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite und wirbt in der Politik um mehr Engagement in diesem Thema.

„All das habe ich nicht alleine gemacht. Da gibt es so viele Menschen, die auch sehr aktiv sind und helfen“, sagt Jochheim. „Holger Steinke etwa ist auch immer da. Er hätte es mindestens genauso verdient wie ich.“ Ändert nichts daran, dass Bernhard Jochheim ab sofort ein vollkommen verdienter Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist.

Er ist nicht nur in seinem ehrenamtlichen Engagement für die Aufklärung über schwere Krankheiten ein echtes Vorbild, sondern auch für seinen Willen, sich nach einer Schockdiagnose wieder zurück ins Leben zu kämpfen. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch!

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