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Enser schwelgt im Knight Rider-Pontiac - jetzt mit Sitzen in Originalfarbe

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Von: Klaus Bunte

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Mann am Armaturenbrett
Alles bunt hier: Das Armaturenbrett zeigt, wie man sich Ende der Achtziger Jahre die Technik der Zukunft vorstellte. © Bunte, Klaus

Seine Passion für den berühmten Pontiac Firebird geht über alles: Dafür wirft Timo Klemp sogar seine Farbvorliebe über Bord: Statt des chicken Schwarz akzeptiert er bei seinem Nachbau das originale Beige für die Sitze.

Parsit – „Black is beautiful“, sagt der Volksmund, und das sagte man sich wohl auch damals in den Achtzigerjahren, als K.I.T.T., das Wunderauto für die Serie „Knight Rider“ entworfen wurde. Allerdings gab es einige Geschmacksverirrungen in jenen Tagen. Dazu zählten neben Föhnfrisuren und Schulterpolstern auch die beigen Bezüge der Sitze und der Rückbank des Pontiac Firebird – „schwarz gefällt mir zwar besser, aber es soll ja originalgetreu sein“, meint Timo Klemp, der sich den Wagen nachgebaut hat. Und nun sind seine Sitze doch beige. Damit sieht der K.I.T.T.-Nachbau nun endgültig eins zu eins wie die Vorlage aus der Serie, die ihren Hauptdarsteller David Hasselhoff 1982 berühmt machte. Timo Klemp hat die letzten Wochen damit verbracht, seinen Nachbau endgültig eins zu eins wie das Original aussehen zu lassen.

„Bis auf die Farbe war es ja wie das Original“, meint er. „Im Mai 2022 hatte ich den Wagen komplett fertig, aber mit eben komplett schwarzem Innenraum, was mir auch besser gefiel. Aber dann hatte ich doch das Bedürfnis, dass es wirklich genau wie im Original sein sollte.“

Schon vor einigen Monaten habe er das Glück gehabt, den „superseltenen“ Sitzpolsterstoff „Parella“ zu erwerben: „Ursprünglich wollte ich ihn nur einlagern, weil er aufgrund der steigenden Seltenheit immer mehr an Wert gewinnt“, meint er. „Auch der Rest der beigen Innenausstattung ist heutzutage relativ selten – vor allem im guten Zustand. Dennoch findet man immer wieder Teile beim amerikanischen Ebay. Einige Teile gibt es sogar als Nachbau in neu.“

Wohlgemerkt, es geht allein ums Aussehen. Zu den ganzen Stunts ist der Wagen natürlich nicht in der Lage, „dazu wurden ja auch in der Serie teilweise Modelle verwendet“, meint Klemp. Sprechen kann der Wagen zwar, Klemp hat dafür Passagen aus der deutschen Fassung eingespielt.

Aber Seilwinde, Enterhaken, Schleudersitz, eingebauter Geldautomat? Solche Extras dürfte selbst Tesla nicht liefern. Nicht einmal das Dach lässt sich automatisch zurückfahren, das sei im Original aber nicht anders gewesen: „Wenn man in der Serie genau hinsieht, sieht man auch, dass hinten jemand sitzt und kurbelt.“

Alle 90 Folgen der Serie hat er natürlich als Blue Ray – in einer limitierten Special Edition, selbstredend, „und meine Freundin, die die Serie nicht kannte, habe ich mal zu ein paar Folgen verdonnert, damit sie überhaupt weiß, was es mit dem Auto auf sich hat“. Der eigentlichen Serie steht Klemp dabei ausgesprochen ironisch und kritisch gegenüber, „schauspielerisch war das schon recht platt, man sieht viele Fehler, zum Beispiel Hände, wenn das Auto angeblich eigenständig fährt, oder die Sprungschanzen für die Stunts. Aber ein sprechendes Auto mit Superkräften, das war für mich als Kind schon etwas Besonderes“.

Klemp ist „Baujahr 1993“ und somit ein deutlich jüngerer Jahrgang als das Auto und die Serie, kennt sie erst aus den Wiederholungen. Und da er unlängst aus den USA eine Kopie der Originalrechnung des ab Werk noch in Ferrari-Rot ausgelieferten Fahrzeugs erhielt, weiß er auch, dass das Auto fünf Jahre mehr auf dem Tacho als er selber. Und es sei eine deutsche Erstauslieferung gewesen für ein heute nicht mehr existentes Autohaus, das den Wagen für einen deutschen Kunden überführte – für damals 11 373,43 Dollar. Inflationsbereinigt entspräche das heute in etwa dem Dreifachen. Timo Klemp kaufte den Wagen online für 11 000 Euro.

Der Wert des Wagens indes wird heute auf rund 60 000 Euro geschätzt. „Dafür habe ich immer gespart, und auch meine Eltern und meine Arbeitgeber haben mich etwas unterstützt, sonst wäre mir das nicht möglich. Aber das meiste kommt schon aus eigener Tasche.“

Er hat auch darauf geachtet, dass der Wagen eine Straßenzulassung hat, „denn ich habe keine Lust, es nur auf einem Hänger zu irgendwelchen Events fahren zu dürfen“. Für einige Bauteile hat er eine Sondererlaubnis vom TÜV, beim Nummernschild dagegen hört der Spaß natürlich auf, weshalb er ein ganz normales deutsches hat -- wenngleich mit Lippstädter Kennzeichen, „denn SO-KI 77 – die 77 sollen sich lesen wie ein Doppel-T – war schon vergeben“. Das Lenkrad kann er dank eines Schnelladapters aus der Formel-1-Technik innerhalb von Sekunden tauschen. Denn das Originalgetreue sieht eher aus wie das eines Flugzeugs und ist auf deutschen Straßen nicht zugelassen, „obendrein lässt sich der Wagen damit auch ganz schlecht steuern. Kreisverkehr stelle ich mir ganz schlimm vor“.

Mit so einem Fahrzeug erregt man natürlich nicht auf der Autobahn Aufmerksamkeit, wenn die Beifahrer überholender Fahrzeuge ihn fotografieren und filmen. Das Oldtimer-Magazin „Chrom & Flammen“ widmet ihm in seiner aktuellen Ausgabe gleich mehrere Seiten und ein ausklappbares Poster auf der Mittelseite.

Mehr Infos www.black-knight-rider.de.

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