Taschen-Alarm zum Schutz von Obdachlosen: Enser Firma an Entwicklung beteiligt

In Höingen hat ein Enser Unternehmen mit der Ruhr-Universität Bochum kooperiert, damit Menschen ohne Obdach sich zumindest im Schlaf weniger Sorgen um Hab und Gut machen müssen.
Höingen - Es ist klein, passt in die Jackentasche und macht im Ernstfall Radau. Gebaut wird das Alarmgerät, dass Obdachlose vor dem Diebstahl ihrer Habseligkeiten schützt, von der Firma Melitec. Vorgestellt wurde es am Dienstag, 5. Juli, in Bochum an der Ruhr-Universität.
Kleines Gerät mit großer Wirkung
„Die Idee kam von dem Verein Unsichtbar, der sich im Raum Ennepetal und Hagen für Obdachlose einsetzt“, sagt Raimund Köhler, Firmengründer der im Höinger Industriegebiet seit 1998 ansässigen Firma. Besagter Verein wandte sich an die IEEE Sight Germany Section, einer Untergruppe eines weltweit agierenden Berufsverbandes für Ingenieure, die sich technisch geprägten humanitären Aufgaben nachhaltig widmet. Diese wiederum ist auf Initiative von Dr. Christoph Baer vom Lehrstuhl für Elektronische Schaltungstechnik an der Ruhr-Universität in Bochum angesiedelt. Von dort existieren Kontakte nach Ense. „Wir haben Beziehungen zu Studenten in Lippstadt und Bochum, die gerne praktische Arbeiten in Unternehmen machen“, erklärt Köhler. „Manchmal entwickeln wir gemeinsam mit der Ruhruni Dinge für Beleuchtungen.“
Obdachlose haben Gerät getestet
„Eine Gruppe von Studenten der Elektronik bekam dort das Projekt als Studienaufgabe übertragen und entwickelte und baute einen Prototypen, der zum Testen an einige Obdachlose verteilt wurde“, erzählt der technisches Kaufmann weiter. Die haben das Gerät für gut befunden. Vom Lehrstuhlvertreter Baer angesprochen, entwickelte das Melitec-Team das Alarm-Gerät zur Serienreife. „Ein Prototyp ist wie ein ungehobelter Klotz“, sagt Köhler, „seine Weiterentwicklung ein normaler Prozess.“ Hergestellt wird der Taschenalarm nun in Höingen, die erste Serie hat eine Auflage von 1000 Stück, eine zweite Auflage ist in Planung.

In einem etwa zehn Zentimeter langen Röhrchen ist eine Elektronik untergebracht, deren Stromkreis über ein zwei Meter langes Kabel geschlossen wird. Unterbricht man den Kreis, indem man das Kabel durchtrennt, oder es mit dem zugehörigen Stecker aus dem Röhrchen heraus reißt, ertönt ein Alarm mit einer Lautstärke von 80 Dezibel - die Beschallung einer Diskothek liegt um 110 Dezibel. Die Obdachlosen tragen die kleine Alarmanlage bei sich und befestigen das Kabel, wenn sie schlafen möchten, an dem zu sichernden Gegenstand. Versucht jemand, diesen zu stehlen, wird der Alarm ausgelöst und der Schlafende geweckt.
Akku hält 10.000 Stunden lang
„Der Akku wird über einen USB-Anschluss geladen, er hält dann 10 000 Stunden im Stand-By“, erzählt Köhler weiter. „Wir liefern an Sozialstationen und Institutionen, die Obdachlosen helfen und über Spenden und Fördergelder die Geräte finanzieren. Auch einzelne Kommunen haben schon Exemplare bei uns bestellt.“ Aber auch eine Rollstuhlfahrerin, die schon häufiger bestohlen wurde, hat sich bei dem Unsichtbar-Verein gemeldet und sichert nun ihre Einkaufstaschen so.
Der Enser Betrieb hat das Produkt zuletzt für den privaten Gebrauch, beispielsweise für das Camping, weiter ausgebaut. Der Unterschied: Bei dem Urmodell wird der Alarm mittels eines Druckknopfs scharf gestellt, bei der Weiterführung geschieht dies über einen Schlüssel, den man abziehen kann. Die Variante für Obdachlose ist bewusst ohne Schlüssel ausgestattet, damit sie das Gerät in jedem Fall nutzen können.