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Vatikan verwehrt Franz Stock die Seligsprechung

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Von: Philip Maack

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Priester Franz Stock
Priester Franz Stock bleibt die Seligsprechung verwehrt © Erzbistum Paderborn

Eigentlich hatten alle damit gerechnet, dass es klappt. Nun aber gibt es die überraschende Absage aus Rom: Abbé Franz Stock wird nicht selig gesprochen.

Bremen/Ruhne – Die Katholiken aus Ense im Kreis Soest (NRW) erreichte am Donnerstag eine Schock-Nachricht. Das Erzbistum Paderborn hat verkündet, dass die Seligsprechung von Abbé Franz Stock durch den Vatikan abgelehnt wurde. „Das kam fast wie ein Paukenschlag“, meint Pastor Carsten Scheunemann. „Und sorgt bei mir für Enttäuschung.“

NameFranz Stock
Geboren21. September 1904
Gestorben24. Februar 1948 in Paris

Abbé Franz Stock gilt als Wegbereiter für die deutsch-französische Freundschaft. Als deutscher Priester war der gebürtige Neheimer kurz vor und im Zweiten Weltkrieg in Frankreich aktiv. Zunächst leitete er die deutsche Gemeinde in Paris, später fungierte er als Seelsorger in den dortigen Wehrmachtsgefängnissen. In dieser Rolle musste er unzähligen Erschießungen auf dem Mont Valérien beiwohnen.

Franz Stock: Seligsprechung durch Vatikan abgelehnt

Er informierte die Gefangenen dabei über den Verbleib ihrer Familien, spendete ihnen Trost – auch wenn die Situation für ihn selbst hart war. Bei den Franzosen hat das Eindruck hinterlassen. Sie haben den Platz vor dem nationalen Widerstandsdenkmal nach Franz Stock benannt.

Denn auch nach Kriegsende blieb der Priester in Paris, wo er 1948 im Alter von 43 Jahren überraschend verstarb. „Er hat unter Einsatz seines Lebens wirklich Großartiges geleistet“, findet Pastor Scheunemann. „Franz Stock ist eine geschichtsträchtige Person.“

Mit Wurzeln in Ense. Stocks Eltern lebten in Ruhne, haben sogar in der St. Lambertus-Kirche in Bremen geheiratet. Doch dann verschlug es sie ins benachbarte Neheim, wo Franz Stock 1904 geboren wurde. Dort erinnern unter anderem Straßen- oder auch Schulnamen an den Priester.

In Ruhne gibt es eine Gedenktafel zu Stock am Glockenturm. Der steht nur wenige Meter vom alten Elternhaus des Geistlichen entfernt. „Er war ein super Mann, ein echter Brückenbauer“, erzählt Heinz Stock, Vorsitzender des Vereins „Unser Bremen Ruhne“, der sich für die Errichtung der Gedenktafel stark gemacht hat.

Franz Stock: Enttäuschung über die Entscheidung

Im Jahr 2009 hatte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker beim Vatikan die Seligsprechung von Franz Stock beantragt. „Damals gab es noch ganz gute Signale aus Rom“, erinnert sich Scheunemann. Es habe so ausgesehen, als würde der Antrag aus Paderborn durchgehen.

Nun aber die Kehrtwende: Die im Vatikan zuständige Kongregation hat sich gegen die Seligsprechung von Stock ausgesprochen. Die Voraussetzungen dafür seien „nicht mit hinreichender Sicherheit erwiesen“, heißt es in einer Mitteilung. Erzbischof Becker wird von seiner Pressestelle so zitiert: „Meine Enttäuschung über die Entscheidung kann ich nicht verbergen“.

Da geht es Scheunemann ähnlich. „Besonders leid tut es mir für die Schwester von Franz Stock“, meint der Bremer Pastor. Er habe die mittlerweile 97-jährige Dame, die noch immer in Neheim lebt, vor einiger Zeit kennengelernt. „Sie hat mir sehr viele Geschichten erzählt. Von Gesprächen mit ihrem Bruder und wie er sich bei seiner Tätigkeit gefühlt hat. Das fand ich ziemlich beeindruckend.“

Stocks Schwester habe viel dafür getan, dass ihr Bruder selig gesprochen wird. Lange sei man davon ausgegangen, dass der Vatikan dem zustimmt. „Diese Entscheidung jetzt zu akzeptieren, das wird ihr sicher schwer fallen“, vermutet Scheunemann. „Ich fühle mich ihr sehr verbunden.“

Um selig gesprochen werden zu können, muss ein Gläubiger die insgesamt zwölf Tugendstärken heldenhaft erfüllen. Diese Tugendstärken sind Glaube, Hoffnung, Liebe zu Gott, Liebe zum Nächsten, Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit, Armut, Keuschheit, Gehorsam und Demut. Welches dieser Kriterien Franz Stock aus Sicht des Vatikan nicht erfüllt, hat die Kongregation nicht mitgeteilt.

„Wir werden ihn sicher weiter in unsere Gebete einschließen“

Auf das hohe Ansehen des Priesters in Ense hat die Ablehnung der Seligsprechung jedoch keine negativen Auswirkungen. „Wir werden ihn weiter in Ehren halten“, stellt Heinz Stock klar. Und auch Scheunemann sagt: „Wir werden ihn sicher weiter in unsere Gebete mit einschließen. Und ihn bitten, bei Gott ein gutes Wort für uns einzulegen. Da wird es keinen Abbruch geben.“

Theoretisch ist eine Wiederaufnahme des Verfahrens zur Seligsprechung übrigens möglich. Allerdings hat sich die Kongregation vorerst gegen eine weitere Prüfung im Falle Franz Stock ausgesprochen. Das klingt sehr endgültig.

Mit einer Erinnerungstafel wird Abbé Franz Stock gedacht. Sie ist in Ruhne am Glockenturm aufgestellt worden, einen Steinwurf entfernt lebten einst die Eltern des katholischen Priesters.

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