1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Ense

Familienbetrieb in dritter Generation

Erstellt:

Von: Klaus Bunte

Kommentare

acht Menschen in der Werkstatt
Haben Grund zu feiern: Juniorchef Karsten Grobe und seine Frau Marie (links), seine Eltern Werner und Cornelia und deren Tochter Christina mit Töchterchen Leni. Gratulanten waren Detlef Schönberger, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft und Frank Fahnemann aus Wickede, Obermeister der „Innung für Kraftfahrzeugtechnik und Mechanik Soest-Lippstadt“ (von links).  © Bunte, Klaus

Viel hat sich verändert in 50 Jahren, technisch, örtlich und personell. So langsam wird deshalb auch der Platz knapp – zumindest der Platz an der Wand im Büro. Jetzt blickt „Autofit“ Grobe auf ein halbes Jahrhundert des Bestehens zurück.

Bremen – Links im Büro hängt noch der Meisterbrief des Vaters, Theodor Grobe, der den Betrieb einst gründete, damals noch auf der anderen Straßenseite. Nach seinem Tod 2009 im Alter von 76 Jahren zog der Betrieb einmal über die Werler Straße, erweiterte sich um eine Tankstelle und eine Waschstraße.

In Fraktur ist die Urkunde noch gehalten. Daneben die ganzen anderen Meisterbriefe, des Sohnes Werner, heute 64 Jahre alt, seines Sohnes Karsten, der den Betrieb irgendwann ganz übernehmen wird, und die ganz neue Ehrenurkunde zum 50-Jährigen des Unternehmens.

„Mein Vater meinte damals: Wenn ich jetzt in Rente gehe und gar nichts mehr mache, dann reicht meine Frau in vier Wochen die Scheidung ein“, amüsiert sich Werner Grobe rückblickend. Aber dennoch: „Ich würde zwar gerne noch weiter etwas machen, aber irgendwann muss das in jüngere Hände. Und in der Übergangsphase mag das noch funktionieren, aber irgendwann muss da ein Schnitt gemacht werden“, meint der Seniorchef.

Eben erst hatte ihm Innungs-Obermeister Frank Fahnemann aus Wickede noch erzählt, dass wiederum sein Vater mit 88 Jahren noch kräftig mit anpacke. So lange will Werner Grobe sein Berufsleben dann aber doch nicht ausweiten.

Schon heute kümmern Werner Grobe und seine Frau Cornelia sich ausschließlich um die Verwaltung. Sicher, anfangs habe es ihn schon noch mal gereizt, auch selber mal wieder zum Schraubenschlüssel zu greifen. Doch dann griff die Desensibilisierung, der Juckreiz war irgendwann fort: „Das geht an die Knochen, das ist ein anstrengender Job. Und jetzt obendrein noch Fortbildungen in der Elektromobilität, das tue ich mir nicht mehr an“, sieht er kurz vor dem Ruhestand den Sinn für sich darin nicht mehr.

Auch dies überlässt er der nächsten Generation, für die dies die Technik der Zukunft darstellen wird. Und zu schrauben gibt es immer was: „Wir fahren zur Zeit 110 Prozent“, meint Werner Grobe. Denn der angehende nächste Meister, der im Sommer seine Prüfung macht und übernommen wird, hat gerade eine Woche Urlaub.

Das macht sich bei dem Pensum direkt bemerkbar. „Wir haben aber genug gut ausgebildete Leute, damit ich mich schrittweise zurückziehen kann“, ist der Seniorchef froh, dass er dem Fachkräftemangel so gut hat trotzen können. „Und auf die kommt noch einiges zu“, meint er, dass die Elektroautos parallel zu den Verbrennern, die die junge Generation durchaus noch bis kurz vor deren Pensionierung begleiten dürften, vor ganz neue Herausforderungen stellen werden.

Aber Fortbildungen hätten immer dazu gehört: „Man kann nicht sagen: Ich habe 1985 meine Lehre gemacht, nun kann ich aufhören zu lernen. Da kommt jede Woche etwas Neues, auf das man sich einlassen muss.“

„Meine Mutter sagte mal: Wenn Dein Vater sehen könnte, was Du aus dem Betrieb gemacht hast, würde er applaudierend über den Hof laufen“, erzählt Werner Grobe nicht ohne ein wenig Stolz. Große Fußstapfen für seinen Sohn Karsten – aber nach Westen grenzt ja noch jede Menge unbebaute Fläche an, auf der der Juniorchef seinerseits erweitern kann.

Auch interessant

Kommentare