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Höingen singt unter Freunden: MGV feiert 125-Jähriges

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Von: Karin Hillebrand

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125 Jahre Bestehen MGV Höingen Voßwinkel Gastchöre Liederkranz
Der MGV Höingen-Voßwinkel feierte an zwei Tagen mit zahlreichen Gastchören und Besuchern. © Thiedemann

Am Wochenende feierte der Liederkranz sein 125-jähriges Bestehen in der Schützenhalle in Höingen. Mit dabei waren viele Gastchöre.

Von Malte Thiedemann

Am Freitag und Samstag, 12. und 13. Mai, war die Schützenhalle in Höingen berstend voll. Und das aus gutem Grund: Der Liederkranz Höingen hatte zu seiner Jubiläumsgala zum 125. Bestehen eingeladen, auf der nicht nur der Liederkranz selber gefeiert wurde, sondern auch der Chorleiter Stefan Risse, der seit 40 Jahren Chöre in der Umgebung leitet.

Eben jener fesselte mit „seinem“ Liederkranz zu Eröffnung der Veranstaltung die Gäste. Besonders das gesungene „Kyrie“ sorgte bei vielen Besuchern für Gänsehautmomente. Die Musik des Chores wusste auch der Bürgermeister der Gemeinde Ense, Rainer Busemann, zu würdigen. So sei, als er selber noch aktiv im Chor gesungen habe, die „Messlatte immer der Liederkranz Höingen gewesen.“ Insgesamt habe Gesang und Musik einen hohen Stellenwert in der Gemeinde Ense. Er selber werde sich weiter für den Erhalt dieses Kulturgutes einsetzen. Doch Busemann überbrachte auch Risse honorierende Worte: So sei dieser für Ense „Herz-Ass und Kreuz-Bube zugleich“.

Straßenfeger

Ähnliche Worte fand auch Thomas Klebsattel, der Vertreter aller Höinger Vereine. So seien die Auftritte des Chores „echte Straßenfeger“. Weiter stehe man im Vereinsleben des Dorfes füreinander ein und halte zusammen. Risse wurde am Abend nicht nur von den Hochrangigen aus Politik und Vereinsleben für sein Wirken gelobt. Auch die Mitglieder seiner Chöre ließen Positives verlauten. So habe er „eine mitreißende Art“ und „holt das Beste aus jedem Sänger heraus“. Gleichzeitig lege er aber auch „viel Wert auf Geselligkeit“. Insgesamt habe er „alle begeistert und inspiriert“.

Diese Ansicht teilten wohl alle Anwesenden. So erntete Risse für sein Wirken Standing Ovations. Dass ihm auch nach 40 Jahren der Spaß an Chorarbeit nicht vergangen ist, wurde daran deutlich, dass er viele verschiedene Chöre mit vollem Körpereinsatz dirigiert. Dabei durften auch schauspielerische Elemente nicht fehlen, wie etwa das Spielen einer Luft-Ukulele, die den Auftritt aufheiterten.

125 Jahre Bestehen MGV Höingen Voßwinkel Gastchöre Liederkranz
Viel Lob und Dank erhielt Stefan Risse (rechts) als Chorleiter des MGV Höingen-Voßwinkel. Nicole Kupitz (links) vom Kreischorverband Arnsberg ehrte Siegfried Lüdemann (25 Jahre im Chor) und Heinz Kettler (50 Jahre im Chor). © Thiedemann

Seine Begeisterung für Chormusik scheint er dabei an seine Kinder weitergegeben zu haben. So sang etwa Johanna Risse als Solistin im Sopran oder auch sein Sohn Felix Risse ein Baritonsolo. Doch an diesem Abend standen nicht nur die Familie Risse und Stefan Risse im Mittelpunkt, sondern auch Siegfried Lüdemann und Heinz Kettler. So wurde Lüdemann für 25 Jahre Mitgliedschaft vom Chorverband geehrt und Kettler für 50 Jahre.

Neben den Würdenträgern war auch das Publikum begeistert. Manche mussten sich etwa bei dem Stück „You’re the reason“ eine Träne trocknen. Man sei, so ein Besucher, wegen des Familienbezugs zu dem Auftritt gekommen. So singe seine Schwester aktiv mit. Die Atmosphäre sei indes „entspannt und schön“. Besonders begeistere die Abwechslung der Stücke. Dazu trug auch bei, dass verschiedene Chöre Risses ihre Stücke zum Besten gaben.

Junger Chor

Für eine Überraschung sorgte indes der „Young Generation Revivalchor“, der einst von Risse ins Leben gerufen worden war, um auch etwas für die jüngere Generation anzubieten. Dieser Chor trat nun unter der Leitung von Risses Tochter Johanna erneut auf und gab Stücke wie „Creep“ oder „Ramalama Ding Dong“ zum Besten. Doch nicht nur diese Klassiker wurden wiederaufgelegt. Auch schwelgte Risse in Erinnerungen an die Anfänge seiner Chorleiterschaft und die vielen Reisen mit seinen Chören, die in den letzten Jahren zusammengekommen waren.

So habe er in den 1980er Jahren seinen ersten Chor, den MGV „Frohsinn“ Budberg mehr „aus Versehen“ bekommen. Statt seiner war eigentlich sein Bruder Martin für die Stelle als Chorleiter vorgesehen. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm des Weiteren die Reisen nach Bangkok und Südafrika. Die Besucher zeigten sich abschließend vom Abend begeistert. So auch Thomas Kaup, Vorsitzender der Gesangsvereins Bilmer Tonart.

Nachdem am Freitag eher Risse und seine Chöre und die Reden der Würdenträger im Mittelpunkt standen, waren am darauffolgenden Samstag befreundete Chöre der Chorgemeinschaft Höingen-Voßwinkel zu Gast in der Schützenhalle. Begeistert zeigten sich die anwesenden Gäste von der „guten Akustik“ in der Schützenhalle. Ebenso gefiel das Format, in „lockerer und freundschaftlicher Atmosphäre“ unter Freunden singen zu können. Besonders die Mitglieder von Chören waren begeistert davon, „auch mal andere Chöre zu hören, die man sonst nicht so sieht“ und sich auch auszutauschen, beispielsweise über die Stücke, die man gerade singe, so Stefan Bunges vom MGV Cäcilia Lüttringen.

Facetten der Chormusik

Des Weiteren seien solche Gelegenheiten gut, um die „vielen Facetten der Chormusik kennenzulernen“. So könne von traurigen Liedern bis hin zu komödiantenhaften Stücken alles gesungen werden. Doch auch für Laien bot die Aufführung viele Eindrücke. So ist etwa ein Gast davon angetan, wie unterschiedliche Chöre gleiche Stücke interpretieren. Auch sei es „faszinierend, die chorische Umsetzung der Lieder zu hören, die sonst im Radio laufen“, ergänzt die Begleitung des Gastes.

Andere wiederum sind gekommen, um an der Kultur im Ort teilzunehmen und auch die Vereinsstrukturen zu unterstützen. Dass man so etwas in Höingen, oder auch generell in Ense habe, sei „etwas ganz besonderes“. In dem Kontext sei es auch gut, dass auch ältere Lieder gesungen werden und so das Kulturgut bewahrt werde, was auch unsere Region ausmache. Doch um so etwas zu bewahren, sei es nötig, dass man auch die jüngere Generation für die Chormusik begeistern müsse. Zwar sei der Nachwuchs ein großes Problem, doch es sei beruhigend zu sehen, dass es auch anders ginge.

Des Weiteren schien, wie schon am Freitag, die Abwechslung zu gefallen. So waren viele Besucher von der Vielfalt der Musik positiv überrascht. Man freue sich, so eine Besucherin, „gut gelaunt auf die nächsten Auftritte“. Hauptgrund, zu dieser Jubiläumsveranstaltung zu kommen, so sagt sie, sei, dass man einige Chöre bereits kannte und gerne noch mal erleben wollte. Auch weitere Gäste im Publikum scheinen wegen eines mitwirkenden Verwandten gekommen zu sein. Die Qualität der dargebotenen Lieder seien durchweg gut. Darüber hinaus sei es erfreulich, dass das Quatschen auch nicht zu kurz käme und man so auch mit anderen Menschen austauschen könne.

Auch Choreographiertes dabei

Auf die Frage hin, was besonders begeistert hätte, antwortete eine Besucherin, dass nicht nur reine Chorauftritte gezeigt wurden, sondern auch Choreographiertes und etwas mit Instrumentenbegleitung. Ebenso hätten besonders auch die fremdsprachigen Texte begeistert. Das, was man an dem Abend erlebt habe, habe man in Corona-Zeiten lange vermisst.

„Die Chormusik ist nicht tot. Im Gegenteil. Sie ist lebendig und das kann man heute Abend gut sehen“, wurde der Abend an der Theke der Schützenhalle einstimmig zusammengefasst. Das konnte man auch daran sehen, dass nach dem Ende des Programms noch Chöre sich spontan dazu entschieden, weitere Lieder auf der Bühne zum Besten zu geben.

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