Bad Sassendorf – Mit dem nötigen Anschub durch eine Förderung hapert es jedoch noch, wie jetzt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung, Tourismus und Kultur deutlich wurde. Kreis Soest und Gemeinde wollen das Vorhaben daher aus eigener Initiative voranbringen. Ein Ladenlokal für das Zentrum für digitale Pflege soll in Kürze im Zentralort eröffnet werden. Überlegungen, wie durch das Projekt die Situation in der Pflege verbessert werden kann, werden schon länger diskutiert. Dabei geht es auch um eine Aufwertung und bessere Wertschätzung der Pflegeberufe.
Bereits im März 2020 stellte Marcel Frischkorn, Prokurist der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest (WFG), das Projekt im AWDTK vor. In der Zwischenzeit ging einige Zeit ins Land, inklusive der Corona-Pandemie. Und damit verbunden die Erkenntnis, dass die Probleme noch drängender geworden sind. Wie hieß es jetzt in der Vorlage einer weiteren Sitzung des AWDTK: Funktionierende Versorgungsstrukturen in der Pflege seien unabdingbar und seit der Corona-Pandemie noch mehr als notwendig anerkannt. Die Beschäftigten in diesem Dienstleistungsbereich erwarteten daher bessere und wertschätzende Arbeitsbedingungen. Digitale Innovationen für die Pflege und die Pflegedienstleister könnten zu einer Entlastung und zur Erleichterung beitragen.
Weil es an Förderzusagen von EU, Bund oder Land noch hapert, will die Gemeinde mit der Anmietung eines passenden Ladenlokals im Zentrum ihren Beitrag zur Umsetzung leisten. Das erläuterte Bürgermeister Malte Dahlhoff. Eine Förderung aus dem Europäischen Strukturfonds (EFRE) oder aus anderen Quellen sei trotz aller Bemühungen bislang nicht erreicht worden. Da die Aussichten auch 2022 unsicher seien, soll das Projekt nun unabhängig von Förderzugängen durch eine Anschubfinanzierung des Kreises Soest gestartet werden. Gleichwohl soll auch Ausschau nach Fördermöglichkeiten oder Drittmitteln gehalten werden.
Die Gemeinde Bad Sassendorf beteiligt sich gemäß dem Beschluss des AWDTK durch die Übernahme zur Anmietung des Ladenlokals an der Finanzierung. Die personelle Ausstattung übernimmt der Kreis Soest. Ermöglicht wird dieser Beitrag der Gemeinde, weil durch das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ die Anmietung leer stehender Geschäftslokale durch die Gemeinde vorgesehen ist.
Die Entwicklung des Projekts Zentrum für digitale Pflege läuft seit 2019 auch unter dem Dach der Regionale 2025 in Südwestfalen. Die Anerkennung in Form eines ersten Sterns erfolgte ebenfalls 2019. In 2020 folgte die Beantragung eines zweiten und eines dritten Sterns, was mit einer konkreten Förderzusage und dem Start der Umsetzung verbunden wäre. Diese beiden Sterne stehen aber noch aus. Gleichwohl hat die WFG inzwischen ein Konzept entwickelt, zu dem folgende Bausteine gehören:
Ein Care-Working Space als Lern- und Arbeitsumgebung für Pflegeschulen, Pflegeeinrichtungen und Start-Ups.
.Ein digitales Pflegelabor als Test- und Experimentierfläche für Wirtschaft und Wissenschaft.
Ein digitaler Probierraum als Bürgerzugang zu digitalen Pflegelösungen, zu Produkttests oder Ausstellungen.
Best-Practice-Beispiele von besonders gelungenen Lösungen sollen ebenfalls vermittelt werden.
Ziel ist die Entwicklung einer Innovationskultur als Basis für digital unterstützte Versorgungsmodelle und weiterentwickelte, attraktivere und differenzierte Berufsbilder, erläuterte WFG-Geschäftsführer Markus Helms in der Ausschuss-Sitzung. Für die ersten drei Bausteine soll nun im Kurort eine Erfahrungswerkstatt aufgebaut und durch die WFG personell betreut werden.
Eine unverbindliche Absichtserklärung zur Teilnahme haben zum Beispiel etliche Altenheime aus der Gemeinde und der Region wie das Seniorenheim „An den Salinen“ oder Haus Sonneneck und einschlägige Ausbildungseinrichtungen und Träger wie die LWL-Akademie, die Hochschule Hamm-Lippstadt, der Caritasverband Kreis Soest, das ESTA Bildungswerk Bad Oeynhausen mit Standorten in Lippstadt und Olsberg, die Gesundheitsakademie SSMP aus Geseke, die GGT Iserlohn oder die GWS Südwestfalen abgegeben.