App soll das Dorfleben stärken

Es gibt immer etwas zu erzählen. Früher trafen sich die Menschen zum Plausch an der Bank auf dem Dorfplatz oder sie hefteten einen Zettel an den Baum. Heute tragen Apps dazu bei, die Bürger miteinander zu vernetzen. Das Smartphone wird zur Nachrichtenbörse, so wie der bewährte analoge Schaukasten, der noch häufig in der Ortsmitte steht.
Bad Sassendorf - Ergänzende digitale Lösungen, um auf dem Land miteinander Kontakt zu halten, den sozialen Zusammenhalt und das Miteinander der Einwohner zu stärken, beschäftigten am Dienstagabend den Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung, Tourismus und Kultur. Ein Thema, das aktuell in Weslarn von großem Interesse ist sowie im südlichen Bad Sassendorf rund um das Kirchspiel Neuengeseke mit Vereinen und Gemeinschaften, die bereits aus gewachsener traditioneller Beziehung miteinander agieren.
„Das Dorfleben soll durch ein verbessertes Kommunikationssystem attraktiver werden“, so steht es in der Beratungsvorlage des Gremiums. Wie das klappen könnte, erläuterten Dr. Christina Steinbicker (Möhne-Lippe) und Christoph Hammerschmidt (Hochsauerland). Beide sind als Regionalmanager tätig und stellten ein Kooperationsprojekt in Südwestfalen vor. Bad Sassendorf ist eingebunden.
Die gemeinsame Idee für Gespräche wie über den Gartenzaun: Mit einer Seite im Internet in Kombination mit alltagstauglichen Anwendungen fürs Handy bekommen die Bewohner schnell und leicht Zugang zu einer lokalen Informationszentrale, wenn sie zum Beispiel eine Mitfahrgelegenheit suchen, jemanden bitten möchten, für sie einzukaufen, sonstige Hilfe brauchen, sich einfach nur zwanglos austauschen und per Pusch-Nachricht auf dem Laufenden bleiben möchten. Wer neu in die Nachbarschaft zieht, holt sich Rat und Tat, um sich schnell einzuleben.
Team Medebach: Vieles ist denk- und machbar
Christoph Hammerschmidt, der mit seinem Team in Medebach sitzt, zeigte auf, was bei den Funktionen alles denk- und machbar ist, ohne, wie er betonte, das Rad neu erfinden zu müssen. Klar ist aber: Mit dem webbasierten Draht zu den Bürgern allein ist es nicht getan. Wichtig sind Leute, die sich kümmern, damit das System rundläuft und die smarte Plattform auf der Höhe der Zeit bleibt.
Die Nutzer wollen keine „Neuigkeiten“ aus ihrem Lebensumfeld abrufen, die längst veraltet sind. Dass dies nicht passiert, dafür sollen Paten sorgen, die die Aufgabe haben, ehrenamtlich Teams zu installieren, sie sowohl technisch als auch inhaltlich zu schulen und sie weiter zu begleiten. Ob diese Helfer zu gewinnen sind? Im Ausschuss war einerseits zu hören, wie schwierig es oft ist, Menschen um der guten Sache willen in der Freizeit fürs Mittun zu begeistern. Andere betonten aber auch, wie viele Einwohner sich jetzt schon für einen ansprechenden Internet-Auftritt ihres Ortes oder ihres Vereins einsetzen und wie stark das bürgerschaftliche Engagement gerade auf den Dörfern ist.
Wie nützlich es ist, online miteinander Kontakt zu halten, zeigt die Corona-Krise samt Lockdown und dem Gebot, von anderen Personen möglichst Abstand zu halten. Viele Menschen blieben im Haus, um sich nicht anzustecken, Veranstaltungen fielen reihenweise aus, und gerade ältere Leute saßen in ihren vier Wänden fest. Immer öfter überbrückten nun virtuelle Treffen die räumliche Distanz, etwa zwischen Großeltern und Enkeln. Die Zahl der Endgeräte sei gestiegen, auch bei den Lebensälteren, so Bürgermeister Malte Dahlhoff. Der digitale Brückenschlag helfe, sich weiterhin in der Gemeinschaft zu bewegen.