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Weslarn hat viele Ideen für sein Ortsbild - Sorge vor dichter Bebauung

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Von: Ludger Tenberge

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Die Hofstelle Gosselke in Weslarn.
Die Hofstelle Gosselke mitsamt kleiner Weide liegt zwischen der Dorfstraße und der U-förmig umlaufenden Straße Im Kuhlen. Die östliche Einmündung (hier im Bild) ist sehr unübersichtlich und für eine Erschließung des Gebiets wenig geeignet. © Peter Dahm

Für die Nachnutzung der Hofstelle Gosselke haben die Weslarner viele Ideen. Ein Bürgerabend zu dem Thema war gut besucht.

Weslarn – Das Ortsbild Weslarns im Bereich Dorfstraße und Im Kuhlen wird sich mit der Nachnutzung sicherlich ändern. Wie stark, das war beim Bürgerabend im Pilgerhof eine der zentralen Fragen. So betonten mehrere Teilnehmer, wie wünschenswert es sei, wenn das Wohnhaus der Hofstelle Gosselke erhalten bliebe. Ebenso argumentierten mehrere Einwohner gegen eine allzu dichte Bebauung durch sehr kleine Grundstücke. Abgesehen von den Hofstellen sei das Dorfbild von Einfamilienhäusern und viel Grün geprägt, zu kleine Grundstücke seien wegen der damit verbundenen Versiegelung eher kontraproduktiv. Gerade wegen des dörflichen Charakters mit mehr Platz und Grün ziehe es ihn aus der Stadt nach Weslarn zurück, erklärte ein Teilnehmer.

Die offene Diskussion über mögliche Nachnutzungen des Hofes brachte so zahlreiche, teils auch widerstreitende Vorschläge, dass es einem Zuhörer schon fast zu viele wurden. Genau diese offene Debatte noch ohne starre Vorgaben sei aber das Ziel des Bürgerabends, betonte Bürgermeister Malte Dahlhoff. Zum Einstieg in die Diskussion stellte er mit Ortsvorsteher Dirk Dahlhoff einige zentrale Überlegungen vor.

Plangebiet

Innerhalb des Plangebiets steht der Standort für den Bungalowneubau Gosselkes fest. Ebenso gibt es in der nordwestlichen Ecke bereits ein Wohnhaus. Ob die benachbarte „Lügenbude“, ein privater Treffpunkt, bestehen bleiben kann, ist noch offen. Erforderlich wird eventuell eine Erschließungsstraße.

Zielgruppen

Laut Bürgermeister sind Einfamilienhäuser, ein Mehrfamilienhaus mit sechs bis acht Wohneinheiten und kompakte Reiheneinfamilienhäuser denkbar. Das Mehrfamilienhaus könnte sich an ältere Weslarner richten, die sich kleiner setzen wollen. Zudem könne etwa ein Drittel der Wohnungen als sozialer Wohnungsbau mit Kaltmiete um sechs Euro entstehen. Immerhin sei bekannt, dass 80 Prozent der Rentner Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben. Auch Gewerbe wie ein Bäcker sei denkbar.

Städtebauliche Ziele

Mit Blick auf Klimaschutz führte der Bürgermeister zum Beispiel kompakte Reiheneinfamilienhäuser mit zwei Geschossen, Carport und flachen, begrünten Dächern plus Photovoltaik an. Gabionen oder Schottergärten sollen nicht erlaubt sein.

Die vorgestellte dichte Bebauung stieß in der Versammlung jedoch auf Widerspruch. Eine zu dichte Bebauung wie etwa am Lohof in Bad Sassendorf sei eine Horrorvorstellung, hieß es. Bei zu kleinen Grundstücken sei das Verhältnis zu versiegelten Flächen zu hoch. Auch sei es auf kleinem Grundstück kaum möglich, den jeweils geforderten Baum zu pflanzen. Die Zielgruppe müsse deshalb verkleinert werden, um größere Grundstücke zu schaffen. Der Baustil mit Flachdächern und Putzfassaden, auch aus Kostengründen angeführt, fand ebenfalls Kritik. Klinker seien typisch für den Ort.

Verkehrsanbindung

Kritisch wurde die bestehende Anbindung über die zwei Arme der Straße Im Kuhlen angesehen. An der westlichen Seite sei die Einmündung sehr eng, an der östlichen sei sie sehr unübersichtlich. Deutlich mehr Verkehr werde die Probleme verschärfen. Ob ein kleiner Kreisverkehr eine Lösung sein kann, bezweifelte wiederum der Bürgermeister. Angeregt wurde deshalb, das Haus an der südwestlichen Ecke des Plangebiets in die Überlegungen einzubeziehen.

Ver- und Entsorgung

Laut Bürgermeister soll möglichst klimagerecht gebaut werden. Gasanschlüsse sind nicht vorgesehen, dafür eventuell Nahwärme, Photovoltaik oder Erdwärme. Regenwasser soll durch Dach- und Fassadenbegrünungen, Zisternen und Rückhaltebereiche möglichst innerhalb des Gebiets gespeichert werden. Für den Fall von zu viel Regenwasser sei aber, so die Antwort auf eine Nachfrage, verbindlich ein Anschluss an den Regenwasserkanal erforderlich, bei 50 Prozent ermäßigten Gebühren.

Weiteres Vorgehen

Wie Ortsvorsteher Dirk Dahlhoff erläuterte, werden die gesammelten Vorschläge der RWTH Aachen zur Verfügung gestellt. Eine Studentin werde erste Überlegungen daraus ableiten. Dieses Konzept werde mindestens in einem weiteren Bürgerabend weiter diskutiert. Später werde der Bauausschuss eingebunden und das formale Bauleitverfahren eingeleitet, so der Bürgermeister. Sofern strittige Punkte ausreichend geklärt sind, könne dieses Verfahren zügig verlaufen. Dann könnte schon im Sommer 2023 Baustart sein.

Die Versammlung mit gut 50 Teilnehmern endete übrigens mit einer besonderen Wortmeldung, indem der Familie Gosselke Anerkennung gezollt wurde für die Bereitschaft, die Nachnutzung zu ermöglichen. Ein Lob, das die Versammlung mit kräftigem Applaus bestätigte.

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