Aus alten Fotos werden neue Gemälde

Ivo Wieczorek aus Neuengeseke hat das Malen für sich entdeckt. Nach einer Erkrankung ist die kreative beschäftigung für den gelernten Koch auch eine Art von Therapie.
Neuengeseke – Die gemalte Hausfassade kennt man, aber woher? Mit den farbigen Bäumen und Pflanzen sowie den fragilen Zeichen ringsum ist sie kaum zu identifizieren. Oder doch? Diese luftige Art zu malen und die Verfremdungen sind eine Spezialität von Ivo Wieczorek. Die Architektur zeichnet der 29-Jährige exakt ab, das Beiwerk jedoch ist seiner Phantasie entsprungen.
Unzählige Gebäude hat der junge Mann auf diese Weise schon auf Papier gebannt. Manchmal hat er das Bild abschließend in den Briefkasten des Hauses geworfen. Und einige Besitzer haben sich dafür sogar bedankt und Geld gegeben.
Wie viele großformatige Gemälde und kleinere Arbeiten er im vergangenen halben Jahr gemalt und gezeichnet hat, weiß Ivo Wieczorek gar nicht genau. Großformatige Bilder mit Comic-Figuren und Pop-Motiven in knalligen Farben sind darunter genauso wie zarte Bleistiftskizzen. „Wenn Leute zu mir kommen, staunen die oft und sagen: Das kannst doch gar nicht alles in der kurzen Zeit gemacht haben“, berichtet der Neuengeseker.
In der Tat musste der ehemalige Koch erst erkranken, um sein Potenzial zu entdecken. Jetzt lebt er seine Kreativität mit Acryl- und Aquarellfarben, Pinseln, Stiften und Leinwand aus. Die Zutaten fürs Zeichnen und Malen bekam er geschenkt.
Die Malerei ist für Ivo Wieczorek nicht nur ein Hobby, sondern Therapie. Und er hofft, dass noch mehr daraus wird. Denn seinen Job musste er aus psychischen und physischen Gründen aufgeben. Jetzt wartet er auf die Möglichkeit einer Umschulung. Die Warterei aber fällt ihm schwer, zumal auch seine Frau und seine zehnmonatige Tochter von der Situation betroffen sind.
Vielleicht, so hofft Wieczorek, lässt sich mehr aus seiner Kreativität machen. Einen ersten Auftrag hat er bereits erhalten. Er soll zwei Tiere aus dem Pferdestall malen, neben dem er wohnt. Darüber freut er sich natürlich. Zunächst will er die beiden fotografieren, denn sie halten fürs Malen natürlich nicht still.
Am lieben aber befasst sich der gebürtige Soester mit alten Schwarzweiß-Aufnahmen. Er übersetzt das Fotografierte in Malerei. So wie bei jenem bekannten Bild aus dem Nachkriegs-Soest: Es zeigt den total zerstörten Grandweg. Um die Dramatik und Stimmung dieser katastrophalen Situation in passenden Farben darzustellen, hat Wieczorek sogar Kaffee eingesetzt: „Solche Bilder von alten Fotos malen – das mache ich am liebsten“, sagt er.