Gemeinde dankt Ukraine-Helfern

Etwa fünf Schutzsuchende aus der Ukraine am 10. März, deutlich mehr als 100 am 31. März, und seit Mitte April konstant etwa 125 bis 145 Schutzsuchende: Diese Zahlen der Gemeindeverwaltung belegen die Folgen des Ukraine-Kriegs. „Die Zahlen sind sehr schnell hoch gegangen“, sagte Tim-Fabian Römer von der Verwaltung jetzt im Ausschuss für Generationen, Soziales, Schule und Sport.
Bad Sassendorf – „Das Thema hat uns alle gefordert“, so Bürgermeister Malte Dahlhoff, „aber meiner Meinung nach haben wir es bisher ganz gut bewältigt.“ Neben den Mitarbeitern der Abteilung Soziales hob der Bürgermeister das Mitwirken vieler verschiedener Institutionen hervor. Die wichtigste Aufgabe sei die Bereitstellung von Wohnraum gewesen.
Er sei dankbar, dass Gemeinderat, Einrichtungen und Vereine mitgezogen hätten, ebenso viele private Initiativen. „Das funktioniert wirklich sehr gut, das wird uns auch von den Ukrainern zurück gespiegelt.“
Ein Blick auf die künftige Entwicklung sei aber schwierig, so Dahlhoff. Viele Menschen aus dem Raum Kiew seien schon wieder zurück. Angesichts der Zerstörungen sei der Wiederaufbau in anderen Städten jedoch eine gewaltige Aufgabe.
Wie Tim-Fabian Römer, Abteilungsleiter Soziales, berichtete, sind bislang fast alle ukrainischen Flüchtlinge in privatem Wohnraum untergebracht. Die ersten Apartments am Hof Haulle seien ab dieser Woche einsatzbereit, dies auch dank der Patenschaften von Vereinen. Für einige Apartments werden noch Paten gesucht, berichtete Römer auf Nachfrage von Angelika Kolkmann (CDU).
Neben der Unterbringung stellt sich die Integration der Flüchtlinge als besondere Aufgabe dar, wie Römer erklärte. Hervorgehoben wurden in der Sitzung auch hier zum einen private Initiativen, etwa in Ostinghausen, wo drei Familien in einem eigens renovierten Haus leben und ins Dorfleben einbezogen werden. Ein ähnliches Vorbild ist Enkesen im Klei, wo sich die Einwohner um zwei Familien kümmern.
Weitere Hilfen sind der Kontakttreff im Mehrgenerationenhaus oder die Flüchtlingshilfe per Klick. Diese Spendenbörse im Internet wurde durch die Initiative der Neuntklässler der INI-Gesamtschule aufgebaut, lobte Römer. Angeführt wurde zudem die Spendenaktion des Edeka-Marktes, die 4 400 Euro erbracht hat.
Da aus der Ukraine besonders viele Frauen mit ihren Kindern geflüchtet sind, stellt sich zudem die Herausforderung, die Kinder in den Kitas und Schulen unterzubringen. So erläuterte Burkhard Struwe, der stellvertretende Schulleiter der Gesamtschule, dass dort eine Lehrerin aus der Ukraine eingesetzt werden kann, die sehr gut deutsch spricht. Für die 19 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine steht ein eigener Raum zur Verfügung. Insbesondere in den Fächern Sport und Englisch sowie im Lernbüro könnten die Schüler bereits in den Regelunterricht integriert werden.
An der Sälzer-Grundschule werden derzeit 15 Kinder aus der Ukraine betreut, erläuterte Rektorin Ulrike Kowatz. Die Kinder aus den Jahrgangsstufen eins bis vier seien zunächst in einer Willkommensklasse aufgenommen worden, um zu schauen, wie weit die Kinder sind oder ob sie traumatisiert sind.
Ein Problem sei zunächst die Suche nach Personal gewesen, dank einer Kooperation mit der Schule an der Rosenau werde die Grundschule von zwei Kollegen unterstützt, sagte Kowatz. Mittlerweile habe die Schule begonnen, die Kinder je nach ihrem Stand in die Regelklassen einzugliedern.
Als Problem stellte sich im Ausschuss jedoch heraus, die betreffenden Kinder in den Kindertagesstätten unterzubringen. Dass zum Beispiel die drei Kindergärten im Norden der Gemeinde mit Sondergenehmigung überbelegt sind, wisse sie, erklärte Angelika Kolkmann. Aber die Unterbringung der Flüchtlingskinder müsse doch möglich sein. Martin Frerich (SPD) äußerte sich diesbezüglich kritisch. Es sei immer wieder so, dass Eltern auf einen Kita-Platz warten müssten.
Einige Zahlen
190 Asylbewerber leben derzeit in der Gemeinde, 146 entstammen der Ukraine, sie stellen mit etwa 74 Prozent derzeit den größten Anteil. Mit der Gesamtzahl liege Bad Sassendorf bei der Erfüllungsquote seit Monaten deutlich über 100 Prozent, so Tim-Fabian Römer. Dies sei bei fast allen anderen Kommunen im Kreis ohne ZUE (Zentrale Unterbringungseinrichtung) nicht der Fall, die daher mehr oder weniger hohe Aufnahmeverpflichtungen haben.