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Tag der E-Mobilität: Von der Steckdose auf die Straße

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Von: Klaus Bunte

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Andreas Bellenhof auf einem seiner E-Dreiräder
Andreas Bellenhof auf einem seiner E-Dreiräder © Bunte

Der E-Mobilität gehört die Zukunft. Dass das nicht nur ein Thema für verstopfte Großstadtstraßen ist, sondern auch auf dem Land seine Berechtigung hat, zeigte ein Aktionstag in Weslarn.

Weslarn – Der kleine zitronengelbe Flitzer ist schon der Hingucker. Sicher, einige Meter weiter steht ein gewaltiger, mit Strom betriebener SUV. Und der wird auch einiges mehr an Kilometern und an Geschwindigkeit bringen – und auch deutlich mehr kosten. Dafür ist die Fahrerin auch erst 16 Jahre alt. Mira Manske und ihre Geschwister haben innerhalb eines halben Jahres damit bereits 3000 Kilometer zurückgelegt. Gekauft hat ihnen den Wagen eines chinesischen Herstellers, der auf solche Fahrzeuge spezialisiert ist, ihr Vater Roland. Fahren darf man das Gerät dank einer Sonderregelung in NRW bereits ab 15 Jahren mit einem Führerschein der Klasse AM – natürlich nicht auf Schnellstraßen, zumal der Wagen es nur auf 45 km/h bringt. „Die Reichweite beträgt im Sommer 90 bis 100 Kilometer, im Winter, wenn man heizen muss, eher 50“, erzählt Roland Manske. Bezahlt habe er 8200 Euro, „aber jetzt würde man schon mehr bezahlen“.

Damit sei man auf der Soester Straße Richtung Weslarn, wo die Familie seit zehn Jahren lebt, sicherer unterwegs als mit dem Roller, „an dem quetschen sich selbst in den Kurven immer noch alle vorbei. Den Wagen hier kann man da nicht so schnell überholen. Deshalb haben wir uns auch für diese grelle Farbe entschieden. Da sieht man ihn besser.“ Hier auf dem Land, da ist es eben nicht so leicht, dem Ruf, der Umwelt zuliebe auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr zurückzugreifen, zu folgen. Hier braucht man das Auto. Die Lücke soll die E-Mobilität schließen. Daher hatte Weslarn am Sonntag zum Tag der E-Mobilität zum Pilgerhof eingeladen.

Mira Manke in ihrem 45km/h-Flitzer
Mira Manke in ihrem 45km/h-Flitzer © Bunte

Tag der E-Mobilität in Weslarn: Schritt erleichtern

Frank Trockels, der gemeinsam mit Ortsvorsteher Dirk Dahlhoff den Tag organisiert hat, begleitet von Jan Birkenstock von der Abteilung Digitales, Klimaschutz, Mobilität und Innovation beim Kreis Soest, zur Intention: „In Weslarn haben wir verschiedene digitale Projekte vorangetrieben, ein weiteres ist dieser Tag. Den Schritt, diese Technologien zu nutzen, wollen wir damit erleichtern. Und trotz gleichzeitigen Bördetags in Soest: Wenn ich mich jetzt hier umsehe, überall werden Gespräche geführt, und nebenan ist das Wahllokal, davon profitieren wir natürlich auch. Und Dienstag kommt die Kommission vom Dorfwettbewerb.“ Da erhofft man sich natürlich, mit dieser Aktion zusätzlich zu punkten. Weslarn ist wie Ampen und Meckingsen ein „Modellort für Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, so auch der Name des Projektes beim Kreis Soest.

„Wir erarbeiten mit den Dörfern Projekte, die auf das Dorf angepasst sind, damit diese in die Zukunft gehen können. In einem solchen E-Auto einmal Platz nehmen zu können, ist etwas anders, als nur von dem Thema zu hören“, meint Birkenstock. Vertreter unterschiedlicher Firmen und Anbieter stellten ihre Fahrzeuge vor, vom E-Roller über Pedelecs bin hin zum E-Auto. Dazu zählen dann eben auch Exoten – wie das Fahrzeug der Manskes. Ein anderer Hingucker, den man so noch nicht kennt: Elektrische Dreiräder. Die sind natürlich nicht für Kleinkinder, sondern für das glatte Gegenteil, für Senioren, aber auch für Menschen mit Behinderung. Eine alte Dame dreht eine Runde, ist begeistert, will aber nicht fotografiert werden: „Da lachen sich ja alle schlapp“, glaubt sie. Die Überwindung sei bei vielen noch groß, mit solch einem Rad öffentlich zu dokumentieren, dass man auf solche Hilfsmittel angewiesen ist, räumt Andreas Bellenhaus ein. Als Geschäftsführer des Herzfelder Unternehmens „Allround Präzisionsteile“ ist er zwar eher auf die Herstellung von Heckträgern spezialisiert, verkauft und verleiht jedoch auch solche Räder. Und muss viel Überzeugungsarbeit leisten.

Freilich nur bei denen, die sich den Spaß leisten können: Das preiswerteste Modell kostet bereits 5600 Euro. „Aber wenn sie dann einmal damit gefahren sind, dann überlegen sie es sich und kommen dann doch oft irgendwann wieder. Sie merken, dass sie dann doch wieder mehr Möglichkeiten haben.“

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