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W-Lan ist auch für Senioren wichtig

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Von: Ludger Tenberge

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Diese beiden Senioren probieren ein Bewegungsspiel aus. Die Übungen trainieren ganz nebenbei Muskeln, Gleichgewichtssinn, Gedächtnis, Konzentration und Koordination.
Diese beiden Senioren probieren ein Bewegungsspiel aus. Die Übungen trainieren ganz nebenbei Muskeln, Gleichgewichtssinn, Gedächtnis, Konzentration und Koordination. © Dieter Sell/epd

Der Glasfaserausbau läuft, und viele können es kaum erwarten, dass die schnelle Datenautobahn freigeschaltet wird. Bei W-Lan und schnellem Internet denkt man sofort an die Jugendlichen, die kaum von Smartphone und Computer lassen können. Senioren werden als Zielgruppe bisweilen noch vergessen, obwohl gerade sie per Internet leichter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könnten.

Bad Sassendorf – In der Tat spielt das Internet auch bei Senioren eine bedeutende Rolle. So erinnert sich Britt-Andrea Werner von der Senioren-Residenz „Malerwinkel“ an einen inzwischen verstorbenen Bewohner, der mit seinen mehr als 90 Jahren regelmäßig mit dem Sohn in den USA über Skype Videotelefonate geführt hat. „W-Lan war für ihn Voraussetzung, dass er eingezogen ist.“

W-Lan gab es in der Senioren-Residenz schon immer, allerdings nicht flächendeckend. Inzwischen wurde das Netzwerk in der Senioren-Residenz jedoch ausgebaut, sodass flächendeckend kabellose Verbindungen ins Internet zur Verfügung stehen. Gerade in den 23 Hotelzimmern sei die Nachfrage groß, berichtet Einrichtungsleiterin Britt-Andrea Werner.

Unter den Bewohnern gebe es zwar einige, die das Internet nicht nutzen. Die meisten seien aber interessiert. „Viele sind sehr wissbegierig, man muss in der Anwendung manchmal etwas unterstützen, aber ich finde das Internet total wichtig für die Teilhabe.“

Kai-Uwe Groll, Inhaber des Seniorenheims Sonneneck, verweist darauf, dass es inzwischen vorgeschrieben sei, den Bewohnern von Seniorenheimen einen Internetzugang zu ermöglichen. Das Sonneneck, das vor einigen Jahren den Neubau an der Gartenstraße bezogen hat, verfüge über ein flächendeckendes W-Lan-Funknetz und Steckdosen für den Anschluss von Computern. Zudem, so Groll, sei eigens ein IT-Spezialist eingestellt worden.

Im Vergleich zur Senioren-Residenz scheint die Nutzung des Internets im Sonneneck aber noch etwas verhalten. „Da gibt es immer wieder mal jemanden, der Computer oder Laptop nutzt, aber die große Masse ist es nicht“, berichtet der Inhaber, „allenfalls die Hälfte der Bewohner hat ein Smartphone.“ Aber das wird sich nach Grolls Einschätzung mit der Zeit ändern. Zum einen gebe es mit den Jahren immer mehr Senioren mit Interneterfahrung. Zum anderen gebe es auch für die Zielgruppe der Älteren immer mehr digitale Möglichkeiten. So verwies Groll auf eine spezielle Play-Station für Senioren, quasi eine „Ü70“-Spielekonsole mit seniorengerechten Spielen und Angeboten zum Beispiel zur Verbesserung der Beweglichkeit.

Gesetzgeber macht konkrete Vorgaben fürs Internet

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) hat im Jahr 2017 gefordert, dass ältere Menschen in Alten- und Pflegeeinrichtungen Zugang zur digitalen Infrastruktur erhalten müssen. Mit Stand 2017 berichtet die BAGSO, dass 81 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 52 Prozent der über 70-Jährigen Internetnutzer seien. Die BAGSO forderte deshalb eine entsprechende digitale Geräteausstattung in Alten- und Pflegeheimen, eine einheitliche Software für den Einstieg ins Internet, die Begleitung der ersten Schritte ins Internet und eine Sicherstellung der digitalen Kompetenz in der Pflegeausbildung. Der Landtag NRW hat daraufhin im Frühjahr 2019 beschlossen, dass Pflegeeinrichtungen ihren Bewohnern Internetzugänge bereitstellen müssen. Mit dieser Vorgabe ist NRW weiter als viele andere Bundesländer. Auf die gesetzlichen Vorgaben verweist auch der Kreis Soest, bei dem die Heimaufsicht angesiedelt ist. Das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) fordert demnach die technischen Voraussetzungen in allen Zimmern (seit 2014) und Gemeinschaftsflächen (seit 2019). Deshalb habe es eine Abfrage vom Ministerium gegeben. Fast alle Einrichtungen im Kreis verfügten mindestens über einen W-Lan-Zugang oder sind dabei, diese zu schaffen. Durch die Pandemie haben fast alle nachgerüstet, so der Kreis Soest. Dies werde auch nachgehalten. Bei Einrichtungen, die diese Forderung bisher nicht ausreichend umgesetzt haben, erfolgt in Kürze ein Austausch mit der WTG-Behörde. „Es können ordnungsbehördliche Konsequenzen folgen, wenn die Voraussetzungen nicht geschaffen werden“, berichtet Pressesprecher Wilhelm Müschenborn vom Kreis Soest.

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