„Kommunale Wärmeplanung“

Saubere Energie soll im Kurort produziert und verbraucht, am besten aber eingespart werden

Windräder im Kreis Soest
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Bislang gibt es nur wenige Windräder auf dem Gemeindegebiet. Wenn diese Form der Produktion von erneuerbarer Energie ausgebaut werden soll, müssen es im Kurort deutlich mehr werden. Angedachte Standorte nördlich und südlich der Kerngemeinde kommen dafür aber nicht in Frage.

Wenn es um die Energieversorgung der Zukunft geht, wollen Politik und Verwaltung im Kurort so weit wie möglich selbst am Steuer sitzen und entscheiden, wohin der Zug für die Gemeinde und ihre Bürger fahren soll. Klar ist: Fossile Energieträger sind out, regenerative sollen es sein. Und zwar möglichst komplett. Wie das funktionieren könnte, dazu gibt es bereits erste Ideen und auch schon einige konkrete Anträge – aber wie das so im politischen Raum eben ist: Es gibt auch bereits den ersten Rückschlag.

Bad Sassendorf – Schon im Dezember 2020 hatte die CDU-Fraktion im Gemeinderat einen Antrag gestellt, der die Entwicklung eines Konzeptes vorsah, in dem die Gemeindewerke nicht nur Energie verkaufen, sondern auch selber produzieren sollen – und zwar vor Ort.

Dabei geht es vor allem um Wärme und Strom, die nicht von irgendwo her eingekauft werden sollen – möglicherweise auch noch mit fossilen Energien erzeugt – sondern auf ganz kurzen Wegen und erneuerbar aus dem Kurort in den Kurort fließen sollen. Und an den Erträgen sollen, so die erklärte Absicht, Gemeinde und Bürger finanziell teilhaben können.

Lokale Nahwärmenetze gibt es bereits in einigen Sassendorfer Ortsteilen, sie sollen ausgebaut werden. Sogar massiv ausgebaut werden soll in den nächsten Jahren die Windenergie – und muss es wohl auch, wenn die Pläne von Bund und Land Wirklichkeit werden (siehe Infokasten).

Auch dabei sollen in Bad Sassendorf die Gemeindewerke aktiv werden, allerdings grätschte da jetzt die schwarz-grüne Landesregierung rein: Erste Planungen waren im Kurort nämlich bereits angelaufen, um zu den derzeit nur rund eine Handvoll Windenergieanlagen (WEA) auf dem Gemeindegebiet nördlich und südlich vor den Toren der Kerngemeinde bis zu 13 weitere zu bauen – deren Standorte hätten sich allerdings auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Vogelschutzgebieten befunden.

Das will das Land

Die Düsseldorfer Landesregierung hat beschlossen, nicht erst 2032, wie von der Bundesregierung gefordert, sondern bereits 2025 1,8 Prozent der Landesfläche für den Bau von Windenergieanlagen auszuweisen. Insgesamt sieht die Regierung sogar ein Potenzial von 126 249 Hektar, was 3,7 Prozent der Landesfläche entspricht.

Im Rahmen einer „gerechten Verteilung“ dieser Flächen im gesamten Land sind für den Regierungsbezirk Arnsberg 13 186 Hektar an geeigneten Potenzialflächen gesehen – das entspricht 2,13 Prozent der Gesamtfläche. Bereits bestehende Anlage werden berücksichtigt.

Genau da aber will die NRW-Landesregierung keine Windräder sehen: „Natur- und Vogelschutzgebiete sowie FFH-Lebensräumebleiben tabu und können weiterhin frei von Windenergienutzung bleiben“, hat Umweltminister Oliver Krischer erklärt. Über die Folgen dieser Vorgabe für Bad Sassendorf macht sich Bürgermeister Malte Dahlhoff keine Illusionen: „Damit wird die Auswahl an potenziellen Flächen für den Bau neuer Windkraftanlagen enorm eingeschränkt“, räumt er ein.

Anders ausgedrückt: Die Anlagen werden wohl näher an Wohn- und gewerbliche Bebauung heranrücken als ursprünglich einmal angedacht.

Spielraum haben Gemeinde – und vor allem Bürger – aber beim Verbrauch der Energie: Der soll wenig verwunderlich so weit wie möglich reduziert werden. Auch dazu hat es von der CDU-Fraktion Anträge im Rat gegeben – sie wurden in der Sitzung im vergangenen Februar beschlossen. Dabei geht es vor allem darum, Bürgern Beratungsangebote machen zu können zu energetischen Sanierungsmöglichkeiten für ihre Häuser. Und im Rahmen einer „kommunalen Wärmeplanung“, bei der auch andere Kommunen im Kreis mit einbezogen werden sollen, geht es natürlich auch um Förderanträge: Beim Geld werden nämlich auch weiterhin Bund und Land das Steuer in der Hand haben.

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