Anne Künzel gibt Menschen (wieder) eine Stimme

Bad Sassendorf. Das Schönste an Anne Künzels Beruf ist es wohl, den Menschen (wieder) eine Stimme zu geben. Die Logopädin unterstützt sie, ihre Sprachqualität zu verbessern und sich wieder mit anderen unterhalten zu können.
Vielen Patienten ist es durch eine schwere Krankheit nicht mehr möglich, sich mit Wörtern und Sätzen zu artikulieren, oft ziehen sie sich zurück, sie nehmen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil, schweigen und und vereinsamen. Manchmal ist eine Verständigung nur noch auf schriftlichem Wege möglich. Anne Künzel hilft in ihrem Fachgebiet Betroffenen, wieder zu kommunizieren, sodass sie sich unter Leute trauen, es ihnen möglich ist, verbal Kontakt aufzunehmen und sie sagen können, was sie äußern möchten.
Anne Künzel arbeitet in der Klinik Quellenhof. Dort gehört die Logopädie zur geriatrischen Reha – zusätzlicher Schwerpunkt des Hauses. In allen Abteilungen geht es darum, die Patienten wieder fit für den Alltag zu machen. In der Therapie gewinnen sie verloren gegangene Fähigkeiten zurück. Manuela Kiesenberg (Therapie-Leitung) weist auf den ganzheitlichen Ansatz der Behandlung hin. Die Menschen kommen mit vielen unterschiedlichen Krankheits- und Beschwerdebildern.
Manche leiden unter Schluckstörungen, die schlimme, sogar lebensbedrohende Komplikationen auslösen können. Gerät ein Bissen in die Luftröhre besteht Erstickungsgefahr. Die Logopädin widmet sich Menschen, die nach einem Schlaganfall wieder ins Leben zurückkehren wollen, deren Nervensystem – wie bei Parkinson – beeinträchtigt ist oder die intubiert wurden, weil sie, etwa bei einer Operation, nicht selbstständig atmen konnten.
Das stationäre Angebot richtet sich dabei an ältere Menschen, manche haben bereits die 90 überschritten. Spezielle Übungen tragen dazu bei, dass sich die Sprachfähigkeit einen Teil weit wieder regeneriert. Der ambulante Bereich steht auch allen übrigen Patienten offen, die eine Verordnung vom Arzt haben – außer Kindern. Das Team freut sich, in einer offenen Klinik auch Menschen „von außerhalb“ zu begrüßen, und für die ergibt sich der Vorteil, auf kurzem Weg, unter dem gleichen Dach und barrierefrei auch Ergo- und Physiotherapie vorzufinden.
Anne Künzel begrüßt sie in den neuen Räumen des modernisierten Quellenhofs, der mit der Geriatrie neben der Orthopädie einen weiteren Bereich etabliert. Voriges Jahr im Frühjahr trafen die ersten Patienten ein. Die Logopädie befasst sich mit Sprach-, Sprech- Stimm- und Schluckstörungen, die auf vielfältige Ursachen zurückzuführen sind, häufig bedingt durch neurologische Erkrankungen. Die Defizite belasten die Patienten, da sie erkennen, dass sie vieles nicht mehr können, was früher für sie selbstverständlich war.
Bei Parkinson-Patienten gehören Schwierigkeiten mit dem Sprechen zu den belastendsten Symptomen, im gezielten Training lernen sie, die verbliebenen Funktionen möglichst effektiv einzusetzen. Richtlinie sei immer das persönliche Umfeld des Patienten, schildert Anne Künzel. Was braucht er und was beeinträchtigt ihn am meisten?