Hinter dem Titel der Sonderausstellung „Lichtmagie und Chemie – die Schönheit analoger Edeldruckverfahren“, die in den Westfälischen Salzwelten noch bis zum 24. November zu entdecken ist, verbergen sich Werke, die mit historischen Techniken der Fotografie geschaffen wurden.
„Ich habe schon zwei Führungen bei den Salzwelten mitgemacht. Man denkt immer, man weiß schon viel, aber das ist nicht der Fall“, sagt Birgit Müller und ist gespannt, was sie im Museum erwartet.
Gespannt sind auch Isölde und Manfred Fröhlich, die extra aus Warstein angereist sind, denn „die verschiedenen Techniken faszinieren mich schon sehr“, erzählt Isölde Fröhlich.
Ergänzt wird die Gruppe von Fotograf und Rentner Peter Kubath und Designerin Cornelia Schröer, die sich die Ausstellung nicht nur aus persönlichem, sondern auch beruflichem Interesse ansehen möchte.
Museumsleiterin Jeanette Metz regt zu Beginn ein Experiment an. Gesammelt werden Dinge, die es in dir Natur gibt: Zweige, Blätter und Blumen. Alles wird auf ein Blatt Druckerpapier gelegt, das vorher mit einer Lösung aus Ammoniumeisencitrat und Kaliumferricyanid (rotes Blutlaugensalz) beschichtet wurde.
Mit Hilfe der UV-Strahlen wird das Bild schließlich belichtet. Dabei entstehen dort, wo das Licht auf Papier trifft, wasserunlösliche Eisensalze. Nicht belichtete Stellen sind dagegen wasserlöslich und können mit normalem Wasser ausgespült werden.
Das Auswaschen der Reaktionssubstanz mit Wasser unterbricht dabei den Belichtungsprozess und fixiert das Bild. Es entsteht eine sogenannte Cyanotypie.
„1842 hat der Universalgelehrte Sir John Herschel festgestellt, dass Eisensalze lichtempfindlich sind“, erklärt Metz. In der Geschichte der Fotografie habe das jedoch einen Vor- und einen Nachteil gehabt: Eisensalze sind zwar viel günstiger als Silber, aber dafür sind Landschaften und Porträts immer blau und so verfälscht abgebildet worden.“
Allerdings eignete sich die Technik damals besonders zur schnellen Vervielfältigung von Architekturplänen und technischen Zeichnungen. Die Licht- oder auch Blaupausen wurden bis in die 1950er jahre in Massen produziert.
Und so geht es im Museum vorbei an jungen Nachwuchskünstlern wie Klara Meinhardt, Kirsten Heuschen, Sigrid (Sigi) Brüns und Nicola Venera Manitta.
„Kirsten Heuschen hat für dieses Werk unter anderem Sachen aus ihrem Garten verwendet“, sagt Metz und zeigt auf eine lange Stoffbahn, von denen im Museum aus Platzgründen statt acht nur vier hängen. „Berliner Blau“ heißt die Serie und zeigt verschiedene Belichtungen von Dingen, bei denen nur geraten werden kann, um was es sich genau handelt.
Die kratzenden und entspannenden Töne aus den Lautsprechern regen dabei die Kreativität an. „Das sieht aus wie Glasscherben“, vermutet Schröer bei den vielen unterschiedlichen Blau- und Weißtönen richtig.
„Für Kunst braucht man immer eine gewisse Vorstellung“, nickt Kubath zustimmend. Aber nicht nur Glasscherben, sondern auch Wurzeln und Sand oder Erde wurden verwendet, was die Stoffbahnen mystisch erscheinen lässt.
Die Künstlerin Klara Meinhardt habe zudem gesagt, dass viele Werke nichts geworden seien, so Metz. „Ich finde es faszinierend, dass man dabei planen kann, wie man möchte und sich am Ende erst zeigt, ob das Werk etwas geworden ist oder nicht“, sagt die Museumsleiterin und verweist auch darauf, dass viele der Werke gar nicht in der direkten Umgebung der Künstler entstanden sind. Ob auf Sylt oder in New York, jedes der Werke ist einzigartig.
Die Begeisterung bei allen Teilnehmern ist zu sehen und zu spüren. Es wird über das Fotografie-Verfahren diskutiert, Fragen werden gestellt, Wissenslücken geschlossen.
Doch nicht nur auf Papier und Stoffbahnen sind Cyanotypien möglich, sondern auch auf Glasbausteinen. Das zeigt Sigi Brüns mit seinen 25 mal 12,5 Zentimeter großen Werken.
Zudem wurde das Verfahren auch bei Fotos und Polaroids verwendet. „Die Fotos werden digitalisiert und dann auf Folie gezogen. Anschließend werden sie auf den beschichteten Untergrund gelegt und mit UV-Strahlen behandelt“, erklärt Metz.
Die Belichtungszeiten waren dabei jedoch unterschiedlich, denn es kommt darauf an, wie stark die UV-Strahlen sind. Ist das Wetter beispielsweise sehr sonnig, dann kann die Belichtungszeit nur fünf Minuten betragen. Sind die Bedingungen schlechter, kann der Prozess auch schon mal bis zu fünf Stunden dauern.
„Ich fand die Führung wirklich sehr interessant, man bekam viele Eindrücke“, sagt Isölde Fröhlich zum Ende der Führung. „Frau Metz ist wirklich gut im Bilde, das hat mir sehr imponiert“, lobt Schröer die Museumsleitung, die zurückgibt, dass auch sie durch die Diskussionen viel mitgenommen habe.