Die Voraussetzungen für den Saisonstart rund um Ostern und den Sommer seien sehr gut, so der Marketing-Experte: „Das wird richtig rund gehen.“ Insbesondere das Tagungsgeschäft habe sehr stark angezogen, dies sei auch im laufenden Jahr deutlich zu erkennen, im Freizeitbereich zeige sich der Tourismus noch etwas verhalten, die Wochenenden seien gut ausgelastet, unter der Woche sei dies noch nicht so.
Bredensteiner erwartet allerdings eine weitere Belebung: „Der Optimismus ist da.“ Die allgegenwärtigen Preiserhöhungen seien in Bad Sassendorf relativ moderat und würden von den Gästen akzeptiert. Generell werde nach der Corona-Pandemie eine Revitalisierung des weltweiten Tourismus erwartet. Dementsprechend berichtet auch Hendrik Henke, der stellvertretende Direktor des Hotels „Schnitterhof“, dass das laufende Jahr genauso gut weitergeht wie 2022. Aber auch er betont: „Die Leistungen müssen immer wieder angepasst werden.“
Bredensteiner sieht deshalb folgende Trends: Die Menschen wollen wieder vermehrt verreisen; es gebe aber ein stärkeres Sicherheitsbedürfnis. Dies schließe auch gute Stornierungsregelungen ein, und dies gelte ebenso für die Gäste in Bad Sassendorf. Die Betriebe müssten sich ebenfalls darauf einstellen, empfiehlt der Tourismusexperte.
Neben den betuchteren Gästen gebe es angesichts der allgemeinen Preissteigerungen aber auch Menschen, die mehr aufs Geld schauen müssen. Dies könne sich auf die Reisedauer und die Nachfrage in der Gastronomie auswirken, indem Gäste zum Beispiel weniger oft essen gehen. Der Trend zu kürzeren Reisen könne für den Kurort als schnell erreichbares Ziel aber auch eine Chance sein.
Einen wichtigen Trend sieht Bredensteiner beim Thema Nachhaltigkeit. Klima, Ökologie, Produkte aus der Region und eine intakte Natur seien für viele Menschen inzwischen wichtige Kriterien bei der Buchung. Mit Maßnahmen wie dem Öko-Profit gebe es auch verschiedene Initiativen, wichtig sei aus dem Blickwinkel des Tourismus jedoch eine Bündelung. Der Dachverband Sauerland Tourismus arbeitet daher derzeit an einem entsprechenden Gütesiegel, das als Signal für potenzielle Gäste wirken kann.
Von hoher Bedeutung sind für den Kurort seit jeher auch die Tagesgäste. Zur Nachfrage in diesem Bereich gibt es Bredensteiner zufolge einige Indikatoren, aber keine belastbaren Zahlen. Die Auslastung in der Börde-Therme oder im Erlebnismuseum Westfälische Salzwelten zeige aber auch hier eine deutliche Belebung. Gleiches gelte für die Nachfrage der Einwohner nach den Angeboten im Kulturbereich und in der Gastronomie.
Bei Werbung und Marketing steht weiterhin der Slogan „Das neue Bad Sassendorf“ im Zentrum. Die zentralen Baumaßnahmen sind inzwischen zwar abgeschlossen, weitere Vorhaben wie die Umgestaltung der Wasserstraße, des Sälzerplatzes und der Bismarckstraße kommen als Ergänzung jedoch noch hinzu. Die Reaktionen der Gäste zeigten zudem, dass das neue Bad Sassendorf weiterhin sehr positiv aufgenommen werde, berichtet Bredensteiner.
Auf dieser Grundlage gelte es, die bewährten Stammgäste zu pflegen und neue Zielgruppen zu gewinnen. Die Themen Gesundheit und Bewegung, etwa beim boomenden Radfahren, seien hier von hoher Bedeutung.
Wichtige Herausforderungen stellen sich den Betrieben aber auch mit der Digitalisierung und einer weiteren Verbesserung der entsprechenden digitalen Prozesse oder angesichts der Personalknappheit. Eine Herausforderung ist zudem der Einzelhandel im Ort. Neben einzelnen Leerständen stellt sich für einige der inhabergeführten Geschäfte die Nachfolgefrage, weil viele der Geschäftsleute sich inzwischen dem Ruhestand annähern.
Der Touristikverband Siegerland-Wittgenstein und der Verband Sauerland-Tourismus, dem auch der Kreis Soest angehört, wollen ihre Tourismusorte als „Nachhaltige Reiseziele” zertifizieren lassen. Nachhaltiger Tourismus bringe ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zusammen, heißt es in der Pressemitteilung von Anfang April. Es gehe darum, den Gästen eine ganzheitliche Erholung in einer authentischen Region zu bieten, deren Ressourcen verträglich genutzt werden. Beispiele sind laut der Presseinformation der Umstieg der Personenschifffahrt auf dem Biggesee auf Elektroantriebe, mit Öko-Strom betriebene Einrichtungen oder nachhaltig und inklusiv wirtschaftende Hotels. Ziel ist eine Zertifizierung wie etwa mit dem bereits bestehenden Tour-Cert-Siegel.