1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Bad Sassendorf

Vorschläge für ein zukunftsfähiges Zentrum

Erstellt:

Von: Ludger Tenberge

Kommentare

Wer mit offenen Augen durch die Bad Sassendorf Fußgängerzone geht, kann manche Entwicklung entdecken, die derzeit eher für Stagnation oder Rückgang statt für Aufbruchstimmung steht.
Wer mit offenen Augen durch die Bad Sassendorf Fußgängerzone geht, kann manche Entwicklung entdecken, die derzeit eher für Stagnation oder Rückgang statt für Aufbruchstimmung steht. © Peter Dahm

Wer mit offenen Augen durchs Zentrum schlendert, dem fallen die Schwachpunkte schnell auf: mehrere Leerstände von Geschäftslokalen, hier und da gepflegte Tristesse, fehlende Attraktionen. Dagegen lässt sich was tun, sagen die Fachleute des Beratungsunternehmens „ExperConsult“. Das „Innovative Handlungskonzept“ wurde am Mittwoch von Jana Westhoff im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitalisierung, Tourismus und Kultur vorgestellt.

Bad Sassendorf – Konkrete Ziele für eine Verbesserung sind: Eine Belebung des Zentrums, eine bessere Verbindung vom Kurpark in die Fußgängerzone, eine höhere Bindung der regionalen Kaufkraft im Ort, eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, ein besserer Angebotsmix im Einzelhandel und eine Digitalisierung des Angebots.

Kernaussage aus der 80 Seiten starken Expertise: „Es ist grundsätzlich bereits ein hohes Potenzial an Besuchern/Kunden der Innenstadt vorhanden.“ Aber: „Es reicht kein ,weiter so’ mehr: Die Welt verändert sich, daher bedarf es neuer und intensiverer Bemühungen zur Innenstadtentwicklung.“ Nach einer Analyse der Lage und wesentlicher Indikatoren stellen die Verfasser der Studie fest, dass das Zentrum Bad Sassendorfs grundsätzlich unter anderem städtebaulich attraktiv sei. Es mangele aber an Lebendigkeit in der Innenstadt, die durch zielgruppenorientierte Veranstaltungen sowie Freizeit- und Kulturangebote zu erreichen wäre.

Potenzial ist im Kurort gemäß Expertise jedenfalls vorhanden. Demnach kommt Bad Sassendorf pro Jahr auf 1,5 Millionen Tagestouristen, 80 000 Gästeankünfte und rund 500 000 Übernachtungen. 200 000 Besuche im Jahr werden in der Börde Therme registriert, 15 000 sind es in den Westfälischen Salzwelten, 17 000 Patienten in den Kliniken. Allein die 1,5 Millionen Tagestouristen böten ein großes Potenzial.

Gelänge es, 20 Prozent davon zusätzlich ins Zentrum zu lotsen, entspräche dies 300 000 Besuchern im Jahr oder 847 Personen pro Verkaufstag. Bei durchschnittlichen Ausgaben von 30 Euro pro Person ergäbe dies eine zusätzliche Wertschöpfung von neun Millionen Euro pro Jahr, etwa 25 000 Euro pro Verkaufstag.

Auch das Kundenpotenzial der Therme gelte es zu mobilisieren. Derzeit führen offensichtlich viele Kunden nach dem Besuch der Therme direkt wieder heim. Neben all den Analysen bietet die Expertise eine Reihe konkreter Vorschläge. So werden, angelehnt an Best-Practice-Vorbilder, verschiedene Events vorgestellt: Bei den „Gartenträumen Bad Sassendorf“ könnte das Zentrum durch innovative Gartenmöbel aus Holz inklusive Sitz- und Pflanzmöglichkeit belebt werden. Ergänzend wären kulturelle Angebote denkbar. Bei „Bad Sassendorf bewegt sich“ würden Bewegung, Spiel und Sport im Sommer auf dem Sälzerplatz im Mittelpunkt stehen, indem Räume für sportliche Aktionen geschaffen werden, zum Beispiel ein Sandplatz für Beachvolleyball. Bei der „Kinderstadt Bad Sassendorf“ könnte sich das Zentrum m Sommer zu einem Abenteuerspielplatz verwandeln. Ein Weinfest oder kulinarische Aktionen sind weitere Beispiele.

Gemäß der Ziele Information, Orientierung, Wegweisung könnten die Händler und Gastronomen motiviert werden, bei Google Maps mit aktuellen Informationen sichtbar zu werden. Eine Displaywall als elektronische Schautafel könnte Angebote der Innenstadt bewerben. Eine Digitalisierung des Sälzer-Schecks oder ein digitales Einkaufssystem sind weitere Möglichkeiten.

All diese Erkenntnisse stellte Jana Westhoff im Ausschuss in geraffter Weise vor. Verbunden war dies mit der dringenden Empfehlung, zur Umsetzung die Stelle eines City-Managers zu schaffen. Das Ortsmarketing oder die Wirtschaftsförderung könnten diese Aufgaben nicht zusätzlich übernehmen. Dem stimmte Marketing-Leiter Olaf Bredensteiner zu. Wie Bürgermeister Malte Dahlhoff ergänzte, könnte die Finanzierung durch ein ganz aktuell vom Land aufgelegtes Förderprogramm zur Stärkung der Zentren erfolgen.

Vor dem Beschluss des Handlungskonzepts ergab sich wegen solcher Details eine kurze Diskussion. So störte sich Dr. Stefan Rux (SPD) an der Formulierung, der Ausschuss beschließe das Konzept in der vorgestellten Form. Dies impliziert Rux zufolge eine umfassende Umsetzung inklusive des Zeitplans. Besser sei es, das Konzept im Grundsatz zu beschließen. Beke Schulenburg hielt dem entgegen, dass das Konzept keineswegs ein 1:1 umzusetzender Plan sei.

Als Ergebnis schlug der Bürgermeister einen dreiteiligen Beschluss vor. Demnach wurde das Handlungskonzept im Grundsatz beschlossen. Gleichzeitig soll ein Antrag an ein neues Förderprogramm des Landes zur Stärkung der Zentren formuliert werden. Die daraus folgenden Erkenntnisse sollen dann im Ausschuss weiter diskutiert werden.

Modellhafte Handlungsstrategien gesucht

Das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ will modellhafte Handlungsstrategien fördern und den Wissenstransfer zwischen Städten und Gemeinden stärken. Ziel ist es demnach, Städte und Gemeinden bei der Bewältigung akuter und auch struktureller Problemlagen („Verödung“) in den Innenstädten oder Ortsteilzentren zu unterstützen. Strukturelle Verbesserungen und eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität empfiehlt das Handlungskonzept, das die Fachleute von „ExperConsult“ dank der Förderung erstellt haben. Vor allem das Kapitel „Umsetzungsprojekte“ bietet viele konkrete Vorschläge. Die 80 Seiten starke „Innovative Handlungskonzept“ für die Gemeinde ist als Anlage der Ausschussvorlage im Internet für jedermann hier einsehbar.

Auch interessant

Kommentare