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Vom Solebad zur modernen medizinischen Therapie

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Von: Ludger Tenberge

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Das heutige Therapiezentrum besteht im Kern aus dem Kurmittelhaus drei, denn es wurde 1990 über den bestehenden Gebäudetrakten errichtet. Seither haben sich im Gebäudeinneren insbesondere mit der jüngsten Modernisierung schon wieder erhebliche Änderungen ergeben. Dazu gehört die Aufgabe der Moorbäder und -anwendungen und die Demontage der Mooraufbereitungsanlage.
Das heutige Therapiezentrum besteht im Kern aus dem Kurmittelhaus drei, denn es wurde 1990 über den bestehenden Gebäudetrakten errichtet. Seither haben sich im Gebäudeinneren insbesondere mit der jüngsten Modernisierung schon wieder erhebliche Änderungen ergeben. Dazu gehört die Aufgabe der Moorbäder und -anwendungen und die Demontage der Mooraufbereitungsanlage. © Peter Dahm

Stillstand ist Rückschritt und auch im Kurwesen gab es über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neue Herausforderungen, auf die im Kurort Bad Sassendorf reagiert wurde. Ablesen lässt sich dies an den Gebäuden für das Badewesen.

Bad Sassendorf – Die Entwicklung beginnt mit den ersten Badewannen, die 1854 eher provisorisch im Maschinenhaus neben dem Gradierwerk im Dorfzentrum in Betrieb genommen wurden. 1872 wurde neben diesem Maschinenhaus das erste richtiggehende Badehaus erbaut. Dem folgte 1925 quasi als zweites Kurhaus der seinerzeit hochmoderne Neubau, der heute unter anderem das Haus des Gastes beherbergt. Im Bäderkalender, zehnte Ausgabe, hieß es dazu: „Im neuen Kurhaus erstklassige Badezellen und Logierräume mit kaltem und warmem fließenden Wasser.“

Im Maschinenhaus neben dem Gradierwerk mitten im Dorf begann 1854 mit einigen Wannen der Badebetrieb. 1872 wurde nebenan in Fachwerk das erste richtiggehende Badehaus errichtet.
Im Maschinenhaus neben dem Gradierwerk mitten im Dorf begann 1854 mit einigen Wannen der Badebetrieb. 1872 wurde nebenan in Fachwerk das erste richtiggehende Badehaus errichtet. © Ludger Tenberge

Wieder ein paar Jahrzehnte später folgte 1963 das so genannte dritte Kurmittelhaus, das damals als erstes Kurmittelhaus im Lande mit eigenem Sole-Bewegungsbad erneut als hochmodern angesehen wurde. Dieses Kurmittelhaus steht in gewisser Weise heute noch, aber es ist kaum wiederzuerkennen. Denn das nächste Kurmittelhaus entstand 1990 auf altem Platz durch Überbauung des eingeschossigen Vorgängerbaus, die oberen Geschosse werden von den mächtigen Eisenträgern getragen, die von außen an dem Gebäude erkennbar sind.

Um dem Wandel der Anforderungen gerecht zu werden, ging 1925 das neue Badehaus in Betrieb, mit verschiedenen Nutzungswechseln, bis hin zum Haus des Gastes, ist das Gebäude selbst Zeuge des Wandels.
Um dem Wandel der Anforderungen gerecht zu werden, ging 1925 das neue Badehaus in Betrieb, mit verschiedenen Nutzungswechseln, bis hin zum Haus des Gastes, ist das Gebäude selbst Zeuge des Wandels. © Ludger Tenberge

Die riesige dreieckige Glasfassade des Kurmittelhauses prägt bis heute das Ortsbild Ecke Sälzerplatz/Kaiserstraße. Seit den 1990er Jahren hat sich im Inneren in den vergangenen Jahren schon wieder eine Menge getan. Unter anderem wurde das Bewegungsbad im Untergeschoss erheblich modernisiert. Zudem wurde die Raumstruktur in den einzelnen Therapiebereichen den modernen Erfordernissen angepasst. Im Verbund mit der neu erbauten Klinik Hellweg mitsamt dem modernisierten Haus Rosenau soll das wieder einmal neue Kurmittelhaus die Grundlage für die nächsten Jahrzehnte bieten.

Die nächste Stufe war 1963 das dritte Kurmittelhaus. Auch dieser Entwicklungsschritt wurde im Bäderkalender in der Ausgabe 1965 bis 1968 ausdrücklich gewürdigt.
Die nächste Stufe war 1963 das dritte Kurmittelhaus. Auch dieser Entwicklungsschritt wurde im Bäderkalender in der Ausgabe 1965 bis 1968 ausdrücklich gewürdigt. © Reprofoto Ludger Tenberge

Dass der Wandel auch Einschnitte bringt, zeigt die Demontage der Mooraufbereitungsanlage im Untergeschoss des Kurmittelhauses im Zuge der jüngsten Modernisierung. Nach dem Fund von heilmitteltauglichem Moor in der Woeste im Jahr 1969 gilt Bad Sassendorf seit 1971 zwar auch als Moorbad, das Siegel „Staatlich anerkanntes Moor- und Sole-Heilbad“ folgte 1975. Doch aufgrund der immer „klinischer“ werdenden Reha-Behandlungen ging die Bedeutung von Heilmitteln wie Moor und Sole zurück. Seit 2007 wurde das ortsgebundene Heilmittel Moor von den Kostenträgern nicht mehr abgerechnet. Dies läutete das Ende der Moorabteilung mit Moorbädern und -anwendungen im Kurmittelhaus ein. Zugleich kann die geschilderte Entwicklung die Herausforderung verdeutlichen, die sich Kurorten und Heilbädern fortwährend stellt, indem immer wieder Anpassungen an neue Rahmenbedingungen nötig werden.

Der Ausbau des Badewesens von den ersten Solewannen zu den modernen medizinischen Therapien ist dabei lediglich ein Entwicklungsstrang. Die Erweiterungen des Kurparks, Bau und Weiterentwicklung der Sole-Therme, die Anpassungen in den Reha-Kliniken, der Wandel von der offenen Badekur zur medizinischen Anschlussheilbehandlung sind weitere Beispiele, die ebenso bedeutsam sind.

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