Die Knackpunkte sind deutlich geworden

Die Verkehrsanbindung inklusive der Frage der erforderlichen Stellplätze, die Entwässerung, die mögliche Platzierung von Gärten bei den im Süden gelegenen Einzelhäusern und möglicherweise der Erhalt einiger Bäume auf dem Areal der Hofstelle Werringloer: Das sind die wesentlichen Fragen, die gemäß der Bürgerversammlung am Dienstag in Neuengeseke geklärt werden müssen.
Neuengeseke – Über die Relevanz dieser Fragen herrschte dem Eindruck nach sogar recht breite Einigkeit. Der Weg zu diesem Ergebnis führte jedoch über eine teils recht aggressiv geführte Diskussion. Die Versammlung vermittelte aber auch die Erkenntnis, dass es neben den mehr oder weniger scharf auftretenden Kritikern auch eine breite Zustimmung für eine Nachnutzung gibt; wenngleich die Art der Bauweise – Stichwort Schuhschachteln – auch hinterfragt wurde. Letztlich sei dies jedoch eine Geschmacksfrage, so eine Teilnehmerin.
Problem Verkehr
Die Anbindung des geplanten Wohngebiets an die Straße Oberdorf wurde wiederholt als Problem angeführt. Mit der direkt neben der Ausfahrt liegenden „Burg“ der Landjugend sei die Übersicht schwierig. Zudem seien viele Autos in der engen, nicht ausgebauten Straße viel zu schnell unterwegs. Ob ein Ausbau mit Bürgersteigen oder Tempo 30 in der als Landesstraße klassifizierten Strecke umsetzbar wären, blieb offen. Ortsvorsteher Reinhard Klöne erläuterte, dass ein Ausbau der Trasse beim Landesbetrieb keine hohe Priorität habe.
Hochwasserschutz
Weil die Straße Oberdorf bei Starkregen bisweilen einem reißenden Bach glich, stellt der Hochwasserschutz ein weiteres Problem dar. Der vorhandene Kanal könne zusätzliche Wassermassen nicht schlucken, so eine Nachbarin der Hofstelle. Bürgermeister Malte Dahlhoff wies demgegenüber darauf hin, dass mit der Nachnutzung vermutlich weniger Fläche versiegelt werde, als jetzt.

Auf den vorgesehenen Flachdächern oder wenig geneigten Pultdächern seien zudem verbindlich Gründächer plus Photovoltaik vorgesehen. Dies trage ebenso wie Zisternen oder Ökopflaster zu einer Speicherung von Regenwasser bei.
Gartengrundstücke
Kontrovers wurde die Einzeichnung von Gartengrundstücken bei den sieben Einzelhäusern im Süden des Bebauungsplanareals diskutiert. Die Baufenster für die Einzelhäuser reichen direkt bis an die Grenze des Innenbereichs, dass im Außenbereich Gärten angelegt werden können, bezeichneten einige Teilnehmer als rein rechtlich ausgeschlossen. Der Bürgermeister vertrat hingegen die Meinung, dass eine extensive Gestaltung möglich sein könnte. Letztlich sei es Aufgabe des Investors zu klären, ob er dort Baugrundstücke mit oder nur ohne Garten verkaufen kann.
Bäume
So gut und schön es sei, wenn die neuen Baugrundstücke begrünt werden, mehrere Anwohner mahnten den Erhalt der bestehenden Bäume an. Dr. Stefan Rux berichtete, dass es zwei Eichen und zwei Linden auf der Hofstelle gebe, die nach seinem Augenschein etwa 150 Jahre alt und in erhaltungswürdigem Zustand seien. Der Bürgermeister sicherte zu, dass dieses Thema geprüft werde. Möglicherweise müsse der Erhalt der Bäume jedoch gegenüber einer für wünschenswert gehaltenen Nachnutzung abgewogen werden. In dem Zusammenhang gab es zudem einen Disput darüber, wie weit die Richtlinien der Gemeinde über den Umgang mit Bäumen verbindlich einen Erhalt vorschreiben. Dies sei nicht der Fall, erklärte Dahlhoff.
Stellplätze
Angemahnt wurde in der Sitzung ebenfalls mehrfach die Ausweisung von ausreichend vielen Stellplätzen. Wegen der Lage Neuengesekes sei von mindestens zwei Fahrzeugen pro Wohneinheit auszugehen. Im Umfeld gebe es keine Parkmöglichkeiten, bei Beerdigungen komme es regelmäßig zu Parkproblemen. Demgegenüber verwies der Bürgermeister auf die Stellplatzsatzung der Gemeinde. Bei den Kettenhäusern gebe es mit Carport und Einfahrt beispielsweise jeweils zwei Stellplätze. Wo Stellplätze platziert werden, solle man dem Investor überlassen.
Dorfgemeinschaft
Konträr beurteilt wurde die Wirkung des Wohngebiets aufs Dorf. Einige lehnten die Integration in Vereine und Gemeinschaft für sich selbst ab. Andere verwiesen darauf, dass Vereine und Dorfleben nur funktionierten, wenn es immer wieder neue Mitglieder gibt. Ortsvorsteher Klöne erklärte, dass Neuengeseke nur dank der neuen Wohngebiete aus den vergangenen 50 Jahren heute auf 640 Einwohner kommt. Ohne diesen Zuzug wären es nur etwa 250.
Kommentar
Wo die Knackpunkte bei der bisherigen Planung für die Hofstelle Werringloer liegen, das hat die Bürgerversammlung in Neuengeseke mit Nachdruck deutlich gemacht. Dieses Ergebnis hätte sich aber auch mit weniger Aggressivität erreichen lassen, dies müssen sich insbesondere einige Kritiker des Vorhabens vorhalten lassen.
Viel bemerkenswerter ist allerdings, dass der Investor auf der Versammlung gefehlt hat. Sicherlich ist die Planung zunächst seine Privatsache, sie greift aber erheblich ins Lebensumfeld der Anwohner ein, mit positiven oder negative Auswirkungen.
So musste der Bürgermeister Details der Planung verteidigen, mit der Folge, dass einige sich geradezu auf einer Verkaufsveranstaltung wähnten. Einen solchen Eindruck sollten Politik und Verwaltung aber unbedingt vermeiden und darauf bestehen, dass Investoren ihre Planungen in den betreffenden Info-Veranstaltungen selbst erläutern. Wenn ein Investor dazu die Traute nicht hat, dann sollte er die Finger von solchen Projekten lassen. Ludger Tenberge