Gemeinde stellt mobile Unterkünfte auf

Rund 200 Flüchtlinge aus der Ukraine werden in absehbarer Zeit in der Gemeinde leben. Das berichtete die Gemeindeverwaltung jetzt im Haupt- und Finanzausschuss. Zugleich laufen auf verschiedenen Feldern die Vorbereitungen, um die Flüchtlinge unterzubringen, ihre Integration zu unterstützen oder Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen.
Bad Sassendorf – Ausreichender Wohnraum ist die wichtigste Voraussetzung. Wie Bürgermeister Malte Dahlhoff in der Sitzung erläuterte, sind auf dem geschotterten Zusatzparkplatz bei Hof Haulle die Arbeiten angelaufen, um dort mobile Wohncontainer aufzustellen. Insgesamt werden durch die Fertigmodule 17 Mini-Apartments mit jeweils 35 Quadratmeter Wohnfläche inklusive Dusche, Toilette und Kochzeile entstehen.
Wichtig sei für die Unterbringung der Flüchtlinge, dass sie einen abgeschlossenen Wohnbereich haben, um nach der aufreibenden Flucht erst einmal zur Ruhe zu kommen. Besonders belastend sei für viele Familien die Trennung von den Vätern oder Ehemännern, die aus der Ukraine nicht ausreisen können. Die Verwaltung habe, auch aufgrund der Erfahrungen mit der Flüchtlingslage 2015/2016, mit den Wohncontainern schnell reagiert. Inzwischen, zwei Wochen später, sei der Markt ziemlich leergefegt, die Preise hätten entsprechend angezogen.
Die Fertigmodule können später an andere Orte versetzt werden, zum Beispiel auf das Areal der abgebrannten Flüchtlingsunterkunft im Lohner Klei. Für die ukrainischen Flüchtlinge mit vielen Frauen und Kindern sei aber eine zentrale Unterbringung von Vorteil.
Weitere Maßnahmen betreffen die Integration der ukrainischen Flüchtlinge. Viele würden zwar sagen, dass sie umgehend in ihre Heimat zurückkehren möchten, wenn dies möglich ist. In zerstörte Städte wie Mariupol werde es aber ohne weiteres keine Rückkehr geben, so Dahlhoff. Die Gemeinde stelle sich daher darauf ein, dass ein Teil der Menschen bleiben wird. Wegen Sprachkursen laufen derzeit Gespräche mit dem MGH, der VHS und der INI Lippstadt.
Auch die Beschulung werde geplant, unter anderem durch Begrüßungsklassen. Vorteilhaft sei dabei, dass das ukrainische Schulsystem dem deutschen ähnelt. Einige ältere Schüler können derzeit zudem per Internet noch an dem Digitalunterricht ihrer Schulen in der Ukraine teilnehmen.
Angelaufen ist der Aufbau einer Tauschbörse, um benötigte Dinge zielgenau vermitteln zu können. Auch hätten sich durch die Tauschbörse bereits einige Kontakte ergeben, indem zum Beispiel Kinder gemeinsam zum Pöhlen gehen.
Ergänzend sollen Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern aufgebaut werden. Die Geflüchteten bringen oft anspruchsvolle Ausbildungen wie Apothekerin, Bibliothekarin, Rechtsanwältin oder Buchhaltung mit, sagte Fachbereichsleiter Frank Becker. Zu klären seien Fragen wie die Arbeitserlaubnis.
Ausdrücklich hob der Bürgermeister den Einsatz der Einwohner etwa in Ostinghausen oder in Enkesen im Klei hervor. Durch den Krieg sei die Welt seit fünf Wochen eine andere, sagte Dahlhoff: „Ich bin sehr dankbar für das bürgerschaftliche Engagement vor Ort.“
Die Ausschussmitglieder verfolgten die Ausführungen mit erkennbarer Anteilnahme. Entsprechend fiel die Abstimmung aus: Die Beschlussempfehlung an den Gemeinderat über die außerplanmäßige Ausgabe von 1,5 Millionen Euro für die Wohncontainer wurde einstimmig angenommen.
Zahlen zu den Flüchtlingen im Kurort
Die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge in der Gemeinde mit Stand am Mittwoch erläuterte Fachbereichsleiter Frank Becker in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Melderechtlich erfasst sind 124 Menschen, die zu 47 Haushalten gehören, bei elf Haushalten sind auch die Familienväter beziehungsweise in einem Fall der Großvater dabei. Ansonsten handelt es sich um Mütter mit ihren Kindern; in einem Fall eine Großmutter mit Enkelkindern. Diese Familien mussten die Männer in der Ukraine zurücklassen. Alle 124 Personen erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und wohnen in privatem Wohnraum. Darüber hinaus hat die Bezirksregierung weitere 45 ukrainische Flüchtlinge angekündigt; für diese Personen stehe privater Wohnraum zur Verfügung. Weitere 30 Flüchtlinge seien auf dem Weg oder wohnen bereits bei Verwandten, es liege aber noch keine melderechtliche Erfassung vor, so Becker. Wenn alle Personen angekommen sind, können noch maximal 40 Flüchtlinge in privatem Wohnraum untergebracht werden, insgesamt wären dann 200 Flüchtlinge in der Gemeinde untergebracht. Von den 124 Personen sind 53 Kinder und Jugendliche, zehn im Kindergartenalter, 20 im Grundschulalter und 23 im Alter für weiterführende Schulen.