Ein Ausrufezeichen gibt es allerdings auch. Denn gemäß der Prognose weist der Haushalt 2023 eine Unterdeckung von rund 2,4 Millionen Euro auf. Es sei zweifelhaft, dass es wie in den früheren Jahren gelingt, das erwartete Jahresdefizit noch abzumildern. Vorläufig könne die Gemeinde die absehbaren Fehlbeträge in den nächsten Jahren dank der mit etwa 5,5 Millionen Euro gut gefüllten Ausgleichrücklage noch abdecken. Die Gemeinde müsse sich aber auch fragen, was sie sich noch leisten kann.
Zum Beispiel über eine Anhebung der Grundsteuern könnte die Entwicklung auch die Einwohner treffen, sagte Dahlhoff und erklärte als Chef im Rathaus, „dass wir Steuererhöhungen für die Zukunft nicht ausschließen können“. 2023 steigen die Gebühren jedoch eher moderat, sodass eine vierköpfige Musterfamilie an die Gemeinde 60 Euro mehr abführen muss als 2022.
Der Haushalt 2023 ist eher eine Absichtserklärung als ein Plan.
Fürs nächste Jahr führte der Bürgermeister einige wichtige Entwicklungen an. Der Einzelhandel stehe nach wie vor vor großen Herausforderungen. Der Glasfaserausbau bis an jede Milchkanne werde in wenigen Monaten erhebliche Fortschritte erreichen. Die Schaffung von Wohnraum, die Modernisierung der Infrastruktur und der Ausbau der erneuerbaren Energien seien wichtige Ziele, und das angesichts der Tatsache, dass es wenig Spielraum für zusätzliche Ausgaben gebe. Gleichwohl setze der Haushalt 2023 den Kurs in Richtung Modernisierung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit fort, so der Bürgermeister: „Ich persönlich bin zuversichtlich, dass wir auch 2023 ein gutes Ergebnis erreichen können.“
Dass dies jedenfalls in den vergangenen Jahren erreicht wurde, verdeutlichte Dahlhoff mit einem Rückblick zu Beginn seiner Haushaltsrede: „Wir haben in den vergangenen Jahren viel erreicht, und wenn man sich die Zahlen des Jahres anschaut, kann man feststellen, dass die Investitionen sich gelohnt haben.“ Damit spielte der Bürgermeister unter anderem auf die gegen den Trend positive Entwicklung bei den Besucherzahlen an. Die Gastronomen aus dem Ort seien sehr zufrieden. Für die zurückliegenden Modernisierungen habe die Gemeinde zudem einen günstigen Zeitpunkt erwischt, was Zinsen, Baukosten oder Verfügbarkeit von Handwerkern und Material betrifft.
Der Haushalt 2023 hat gemessen an den Ordentlichen Aufwendungen ein Volumen von fast 35 Millionen Euro. Dem stehen Ordentliche Erträge von gut 30 Millionen Euro zur Verfügung, des weiteren 794 000 Euro aus dem Finanzhaushalt. Hinzu kommen Außerordentliche Erträge (insbesondere Corona- und Ukrainehilfen) in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro. Unterm Strich ergibt sich so laut Planung ein Defizit von 2,488 Millionen Euro. Nach den Beratungen in den Ausschüssen wird der Haushalt voraussichtlich am Mittwoch, 22. Februar, im Gemeinderat verabschiedet.
Erreicht worden sei dadurch auch in den Dörfern eine hohe Lebensqualität. Dies zeige sich auch an dem Erfolg der Vorzeigedörfer Beusingsen und Weslarn beim Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft. Fazit des Bürgermeisters: „Im Ergebnis sind wir eine gute Gemeinde für alle Generationen.“
Die Zeiten der Haushaltsüberschüsse scheinen auch in der Gemeinde Lippetal vorbei zu sein. Im Haushaltsentwurf 2023, der am Montag, 21. November, dem Gemeinderat vorgestellt wurde, steht unter dem Strich erstmals seit vielen Jahren wieder ein Minus.