Wie Bäume zum Zankapfel werden

Etwa 75 Kreisstraßen gehören zum Kreis Soest, viele werden von Straßenbäumen gesäumt. Die K39 zwischen Bettinghausen und Weslarn ist allerdings auch ein Beleg dafür, dass die Baumreihen mit dem Lauf der Zeit oft genug viele Lücken aufweisen. Gegen diesen Verlust von Straßenbäumen regt sich zunehmend Widerstand.
Bad Sassendorf – So hat die Kreistagsfraktion der Grünen in der jüngsten Sitzung des Kreistags im Dezember einen Antrag eingebracht, wonach der Kreis Soest zusätzlich zu den jährlich 150 Ersatzpflanzungen mindestens weitere 500 Bäume pro Jahr nachpflanzen soll, um die Alleen zu erhalten. Der Antrag wurde in den Bauausschuss des Kreistags verwiesen, wo er in dessen nächster Sitzung im März beraten werden soll. Es gehe den Grünen darum, dass Nachpflanzungen schneller erfolgen, bekräftigt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Lennard Schlöffel aus Warstein.
Um das Schicksal der Straßenbäume sorgt sich im Kreistag inzwischen eine breite Basis, hatten doch vor den Grünen bereits die Fraktionen von CDU, SPD und FDP mit einem gemeinsamen Antrag das Problem auf die Tagesordnung gebracht. Die Debatte entzündet sich an dem Umstand, dass an der K29 zwischen Lohne und Enkesen im Klei umgefallene Straßenbäume nicht regelmäßig nachgepflanzt wurden.
Nachdem 2022 der letzte Straßenbaum gefallen war, können dort nach Auffassung des Kreises keine neuen Straßenbäume gepflanzt werden. Dies widerspreche den Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäumen (ESAB). Viele Einwohner aus Enkesen und aus Lohne machen sich demgegenüber für eine Neuanpflanzung stark. Zudem wurden auf eigene Initiative sechs Bäume an der K29 gepflanzt.
Dass das Thema Straßenbäume im Kreistag inzwischen aus vier politischen Richtungen aufgegriffen wurde, bewertet Bürgermeister Malte Dahlhoff als positive Entwicklung. Das Thema sei damit noch weiter in die öffentliche Diskussion gerückt. Dies sei eventuell auch hilfreich, um Gießpatenschaften oder Pflanzaktion wie im vergangenen Jahr an der K5 zwischen Weslarn und der Bad Sassendorfer Kläranlage zu initiieren. Zudem sie die Haltung des Kreises gegenüber dem Vorstoß der Enkeser Einwohner unverständlich, wenn man an die vor einigen Jahren neu gepflanzten Bäume an der Kreisstraße von Lohne nach Schallern denke. „Vielleicht“, so Dahlhoff, „findet sich in dieser Diskussion ja ein Modus, das Thema zu strukturieren.“
Dicke Bretter müssen die Befürworter von Straßenbäumen allerdings nicht nur beim Kreis Soest, sondern auch bei Straßenbaulastträgern wie dem Land bohren. Vorstöße der Ostinghauser Ortsvorsteherin Angelika Kolkmann und des früheren Weslarner Ortsvorstehers Hans Lücker, der Landesbetrieb möge die Ausfälle in der Allee an der L746 ergänzen, liefen ins Leere. „Ich bin bis zum Ministerium gegangen, damals noch unter Minister Hendrik Wüst“, berichtet Kolkmann. Das Auffüllen der Lücken wurde allerdings abgelehnt mit der Begründung, die Allee sei eine keine Fehler verzeihende Straße.
Paradox genug: Andererseits gehört der Abschnitt zwischen Weslarn und Ostinghausen zur Deutschen Alleenstraße, die bundesweit als touristisches Highlight vermarktet wird.
Aus der Begründung des Antrags der Grünen
Die Kreistagsfraktion der Grünen fordert mit ihrem Antrag, dass die Kreisverwaltung die zwischenzeitlich ermittelten 2.500 Lücken an Straßenbäumen innerhalb von fünf Jahren schließen soll. Dazu sollen zusätzlich zu den jährlichen 150 Ersatzpflanzungen mindestens weitere 500 Bäume pro Jahr nachgepflanzt werden. Angesichts des Klimawandels sei es nicht hinnehmbar, dass auf den Liegenschaften und Straßen des Kreises jährlich zirka 350 Bäume verloren gehen, erklären die Grünen und verweisen darauf, dass Bäume erheblich die CO2-Bilanz im Kreis verbessern können. Zudem wirkten Baumreihen als Windbrecher und als Sonnen- und Hitzeschutz. Ebenso verweisen die Grünen darauf, dass das Engagement der Bürger so ausgeprägt sei, dass wie an der K29 Anpflanzungen auf eigene Faust und Rechnung bereits vorgenommen wurden. Auf Klimakonferenzen setze sich Deutschland immer wieder für den Erhalt von Wäldern ein, man könne aber nicht erwarten, dass Länder wie Brasilien auf die Rodung von Wäldern zur wirtschaftlichen Nutzung verzichten, aber der Baumbestand vor Ort aus wirtschaftlichen Erwägungen vernachlässigen.