Debatte über Ökostandards in Pachtverträgen

Wem eine Sache gehört, der kann auch bestimmen, wie damit umgegangen wird. Zum Beispiel, dass bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen bestimmte ökologische Standards eingehalten werden. Dies ist die Grundidee des Projekts „Fairpachten“, und dies sollte, so ein Antrag der SPD-Faktion, auch die Gemeinde Bad Sassendorf bei der Verpachtung an Landwirte nutzen.
Bad Sassendorf – Ob es dazu kommt, muss sich aber noch zeigen. Denn der Antrag wurde im Ausschuss für Klima, Umweltschutz und Landschaftspflege vorerst geschoben, um abzuwarten, ob ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln für das Vogelschutzgebiet Hellwegbörde kommt.
Kommunen oder Verpächter wie die Kirchen würden zunehmend umdenken und im Sinne des „Fairpachtens“ mit den Pächtern auf Augenhöhe Maßnahmen im Sinne des Natur- oder des Insektenschutzes vereinbaren, erläuterte Dr. Gudrun Plesch (SPD).
„Guter Ansatz“, befand Landwirt Wilhelm Niggeschulze (CDU) – und formulierte gleichwohl einige Vorbehalte. Etwa die Sorge, dass die Bauern den kleinen Finger reichen, und nachher sei die ganze Hand weg. Oder den Umstand, dass vier Prozent der Ackerflächen in der Börde bereits stillgelegt sind. Zudem verwies er auf die diskutierten Einschränkungen wie ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln im Vogelschutzgebiet: „Wenn diese Maßnahmen kommen, dann ist die Landwirtschaft im Kreis Soest kaputt.“
Solche Schreckensszenarien seien nicht nachvollziehbar, hielt Carsten Rocholl (Grüne) dem entgegen. Biolandwirtschaft oder integrierter Landbau seien sehr wohl möglich. Und weiter: „Auch die Landwirte müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir ein Klimaproblem haben, dass wir ein Biodiversitätsproblem haben.“
Allerdings könnte es bei der Umsetzung des Antrags einige Schwierigkeiten geben, erklärte Bürgermeister Malte Dahlhoff. Wenn die Gemeinde Verträge im Sinne des Fairpachtens abschließt, könnte es sein, dass die Landwirte anderweitige Prämien zugunsten des Umweltschutzes nicht mehr bekommen. Ebenso sei denkbar, dass die Ertragskraft der Felder wegen der geänderten Bewirtschaftung sinkt. Dies müsse sich in den Pachtpreisen widerspiegeln, was wiederum Mindereinnahmen für die Gemeinde bedeutete. Überdies sei die Nachfrage der Landwirtschaft nach Naturschutzmaßnahmen teils größer als das Angebot.
Wilhelm Niggeschulze machte deshalb den Vorschlag, den Beschluss über den Antrag zu verschieben und zunächst einen Biodiversitätsberater und weitere fachliche Auskünfte einzuholen. Der Bürgermeister ergänzte, dass es auch sinnvoll sei abzuwarten, ob ein Pflanzenschutzverbot kommt.
Carsten Rocholl befürchtete zwar, dass das Thema damit auf die lange Bank geschoben werde. Letztlich nahm der Ausschuss jedoch einstimmig den Vorschlag auf Verschieben an.
Projekt einer NABU-Stiftung
Das Projekt „Fairpachten“ wurde von der Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ins Leben gerufen. Ziel ist ein kostenloses Beratungs- und Informationsangebot darüber, welche Naturschutzmaßnahmen für Acker und Grünland sinnvoll sein können und wie dies in einem Pachtvertrag vereinbart werden kann.