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Ein bewegtes Leben: Horst Rehberg wird 100 Jahre alt

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Von: Kathrin Bastert

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Horst Rehberg aus Bettinghausen feiert heute seinen 100. Geburtstag.
Horst Rehberg aus Bettinghausen feiert heute seinen 100. Geburtstag. © Peter Dahm

Krieg, Verwundungen, Gefangenschaft, später die Übersiedlung nach Westdeutschland mit dem damit verbundenen Neustart: Horst Rehberg aus Bettinghausen hat in seinem Leben eine Menge erlebt. Wie sagt der Senior: „Sie dürfen nie aufgeben!“ Am Samstag wurde er er 100 Jahre alt.

Bettinghausen – Krieg, Verwundungen, Gefangenschaft, später die Übersiedlung nach Westdeutschland mit dem damit verbundenen Neustart: Horst Rehberg aus Bettinghausen hat in seinem Leben eine Menge erlebt. Wie sagt der Senior: „Sie dürfen nie aufgeben!“ Am Samstag (6. Mai) wurde er 100 Jahre alt. Geboren und aufgewachsen ist Horst Rehberg in Lutherstadt Wittenberg; dort legte er auch die Grundlagen für seinen Beruf als Klinkermeister. Doch statt eines beschaulichen Lebens sollten zunächst vier Jahre Krieg und drei Jahre Gefangenschaft folgen. Eine besondere Erinnerung an diese Zeit verwahrt Horst Rehberg bis heute in einer kleinen runden Dose: Eine Kugel, die ihn fast das Bein gekostet hätte. Rehberg sollte Meldung machen und war gerade 100 Meter weit gekommen, als er in den Streubeschuss der russischen Soldaten geriet.

Nach Krieg und Gefangenschaft kehrte Rehberg zunächst in seine Heimatstadt zurück. Aber die Aussichten dort, in der sich formierenden DDR, schmeckten ihm nicht. Mit seiner Frau Erika, die er inzwischen geheiratet hatte, und seinem Bruder machte Horst Rehberg sich auf in den Westen. Im Ruhrgebiet baute der selbstständige Klinkermeister eine neue Existenz auf. Seine Spezialität war das Verlegen von Riemchen, dünnen Bauelementen, die eingebaut wie Klinker aussehen. Statt die Riemchen zu kleben, habe er sie immer in Speis gesetzt. „Das muss man können“, erklärt Rehberg, „sonst wird das krumm und schief.“ Der selbstständige Klinkermeister konnte, und so gab es Aufträge reichlich.

Kugel aus dem Krieg verwahrt er bis heute

Diese Kugel, die ihn im Krieg fast sein linkes Bein gekostet hätte, verwahrt Horst Rehberg bis heute auf.
Diese Kugel, die ihn im Krieg fast sein linkes Bein gekostet hätte, verwahrt Horst Rehberg bis heute auf. © Peter Dahm

Bad Sassendorf hatten er und seine Frau durch verschiedene Besuche kennengelernt. Daran, wie er einst an der Saline gesessen hat, kann er sich gut erinnern. Auch in Sassendorf und Umland gab es für Bauhandwerker gut zu tun, über Kontakte ergab es sich, dass Rehberg in Bettinghausen ein Grundstück bekommen konnte. Alles Weitere war für den Klinkermeister keine große Sache: „1974 bin ich mit dem Bau angefangen, drei Jahre später war ich fertig.“ Noch heute wohnt der Senior im selbst erbauten Haus, wo er sich mit ein wenig Hilfe selbst versorgt. Ist Not am Mann, kommt Gesundheits- und Krankenpflegerin Sara Hörstmann. Aber der Senior erledigt vieles noch allein, und bestellt, was er braucht, im Internet, berichtet Christiane Wienold, die Inhaberin der „Lippe Pflege“.

Nur dass seine Erika vor einigen Jahren gestorben ist, das geht Horst Rehberg bis heute nah. „Du musst zum Arzt“, hatte er immer wieder gemahnt, aber dann war es auch schon passiert. Ein Herzschrittmacher wäre vielleicht die Hilfe gewesen. Grundsätzlich ist Horst Rehberg mit seinem Schicksal zufrieden: „Ich bin ja selbst überrascht, dass ich so alt geworden bin, aber ich bin ganz gut durchs Leben gekommen.“ Wenn das mal nicht das richtige Motto für die Feier des 100. Geburtstags ist. Die Familie, zu der inzwischen etliche Enkel und Urenkel gehören, kommt natürlich zur Feier. Ebenso gratulieren Peter Rickert vom Ortsvorsteherteam und die stellvertretende Bürgermeisterin Angelika Kolkmann sowie Christiane Wienold dem Jubilar zu seinem Ehrentag. Der Anzeiger schließt sich den Glückwünschen gerne an.

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