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Delegation aus dem Ahrtal: „Wir sind keine Trümmerstadt mehr“

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Von: Rotraud Grün

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Gitta Veldenzer aus dem Ahrtal (Mitte), Angelika Cosmann (links) und Eva-Maria Löger (beide DRK Bad Sassendorf) ermunterten Besucher des Weihnachtsmarktes, ein Spiel mitzunehmen und dafür Geld für das Jugendbüro Ahrtal zu spenden.
Gitta Veldenzer aus dem Ahrtal (Mitte), Angelika Cosmann (links) und Eva-Maria Löger (beide DRK Bad Sassendorf) ermunterten Besucher des Weihnachtsmarktes, ein Spiel mitzunehmen und dafür Geld für das Jugendbüro Ahrtal zu spenden. © Rotraud Grün

Die rot-weißen Aufkleber flattern im kalten Dezemberwind. „We ahr open - noch lange nicht fertig. Aber offen und froh über deinen Besuch“ ist darauf zu lesen. „Wir sind keine Trümmerstadt mehr, möchten uns dem Tourismus wieder annähern.“ Das ist die Botschaft, die Gitta Veldenzer vom DRK Ahrweiler, seit der Flut unermüdlich für ihre Mitmenschen im Einsatz, den Bad Sassendorfern vermitteln möchte.

Bad Sassendorf – Am dritten und vierten Adventswochenende übernahm sie wie im vergangenen Jahr den Charity-Stand auf dem Bad Sassendorfer Weihnachtsmarkt. Beim ersten Einsatz gemeinsam mit ihrer Freundin Sieglinde Aigner am vergangenen Wochenende allein, da ihre Mitstreiterin aus gesundheitlichen Gründen diesmal zuhause bleiben musste.

Die Rentnerin bot allerlei Spezialitäten aus dem Ahrtal an. Glühwein und edle Tropfen direkt vom Winzer Weingelee, leckeres Schokoladenkonfekt, Zimtschnecken, von ihrer über 90-jährigen Mutter gebacken, Artikel aus dem Ahrtal, die in Zusammenarbeit mit dem Marketing Bad Neuenahr zusammengestellt wurden, und natürlich jede Menge Informationen.

„Der Verkaufserlös und die Gelder aus den Spendendosen gehen direkt an hilfsbedürftige Menschen im Ahrtal. Ich weiß, wo Hilfe notwendig ist und sorge dafür, dass jeder Cent bei den Geschädigten ankommt“, versichert Gitta Veldenzer präzise Achtsamkeit bei der Vergabe der Gelder. „Die Flut hat mich selbst nicht so arg getroffen. Da war es selbstverständlich zu helfen. Ich habe Schlamm geschaufelt und im Internet nach Weißgeräten wie beispielsweise Waschmaschinen, Trocknern oder Spülmaschinen gesucht. Dabei stieß ich auf die Seite des DRK Ortsvereins Bad Sassendorf. So entstand ein schöner Kontakt mit Angelika Cosmann, die spontan Hilfe anbot“, berichtet Gitta Veldenzer von einer beginnenden Freundschaft.

„Es war für uns selbstverständlich, schnell und unkompliziert zu helfen“, erklärt Angelika Cosmann. Seither schickt das DRK gemeinsam mit dem Heimat- und Kulturverein viele kleine und große Anschaffungen ins Ahrtal. „Es gibt noch viel zu tun“, erzählt Gitta Veldenzer einer Sassendorferin, die einen Glühwein kauft und sich über den Stand der Aufbauarbeiten erkundigt. Langsam seien untere Räume wieder bewohnbar, Hotels öffnen, erfährt die Frau. Dass einige Versicherungen nicht zahlen und versprochene Finanzmittel nur langsam fließen, macht die Menschen im Ahrtal besonders betroffen. Daher ist jede noch so kleine Spende willkommen.

Neben den kulinarischen Angeboten am Stand der Freunde aus dem Ahrtal sind etliche Gesellschaftsspiele, Stofftiere und Spielzeug aufgebaut. „Das sind Spenden, die unser Jugendbüro bekommen hat. Es ist so viel, dass nicht alles verwendet werden kann. Wer möchte, kann sich ein Teil aussuchen und dafür etwas Geld spenden. Es fließt der Neuanschaffung einer Küche für das Jugendbüro zu, die bei der Flut vernichtet worden ist“, ermuntern Gitta Veldenzer, Angelika Cosmann und Eva-Maria Löger (DRK), die Besucher des Weihnachtsmarktes zuzugreifen und Gutes zu tun.

In Windeseile sind sie von Frauen umringt, die für die Kinder oder Enkelkinder ein schönes Spiel, ein Puzzle oder ein Stofftier mitnehmen. Gitta Veldenzer strahlt. Sie freut sich über die Solidarität der Menschen, die sie in Bad Sassendorf zu spüren bekommt. „Nächstes Jahr kommen wir wieder mit einem größeren Angebot. Vielleicht mit Winzern“, blickt sie positiv ins Jahr 2023. Sie freut sich auf das nächste A(h)rte -Vino Fest im Sommer, an dem sich das Ahrtal mit mehr Präsenz als in diesem Jahr beteiligen will.

Zuvor plant Angelika Cosmann eine Busfahrt ins Ahrtal, damit sich viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Kurort von den Fortschritten der Aufbauarbeiten überzeugen können und hautnah mitbekommen, was noch fehlt. Die guten Kontakte zwischen Bad Sassendorf und Bad Neuenahr könnten in eine Städtefreundschaft münden. „Das wird von beiden Bürgermeistern forciert“, berichtet Angelika Cosmann zuversichtlich von einer möglichen Verbundenheit beider Orte, die ähnlich strukturiert sind.

Das DRK Bad Sassendorf wird sich weiterhin für die Aufbauarbeiten im Ahrtal engagieren. Unter anderem für die Küche im Jugendbüro, wie Angelika Cosmann versichert. Das Ahrtal ist im Aufwind, auch wenn noch vieles fehlt. „Unsere Stadt wird wieder bunt“. Mit diesem Slogan wirbt Bad Neuenahr und hofft, dass viele Gäste in die Farben eintauchen werden.

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