Ein Haus für Familien aus der Ukraine

Viele Hände schnelles Ende. In Ostinghausen heißt das so: „Wir machen das. Wir müssen das schaffen. Wenn viele mit anfassen, dann klappt das auch!“ „Wir wollen helfen!“, sagt Julia Skarupa, und alle, die an diesem Nachmittag gekommen sind, um zu mitzuarbeiten, stimmen ihr zu. Die Dorfgemeinschaft hält zusammen, Ehrenamtliche renovieren gerade die beiden Etagen eines Wohnhauses auf dem Gelände des Landwirtschaftszentrums Haus Düsse für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Ostinghausen – Einige Mütter mit ihren Kindern haben vor wenigen Tagen in dem Dorf privat eine Unterkunft gefunden. Olga Svirska wohnt mit ihrem zwölfjährigen Sohn Artur und ihrer fünfjährigen Tochter Maria bei Familie Skarupa, beim Einsatz ist sie dabei. Wir treffen sie in der Küche, wo sie gerade für den Anstrich zu Pinsel und Farbe greift. Man kann nur ahnen, was sie alles ausgehalten hat, um der Gewalt in ihrer Heimat zu entgehen und sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Gerade erst sind die drei in Ostinghausen eingetroffen. Ein langer und beschwerlicher Weg bei teils eisiger Kälte liegt hinter ihnen.
Sie kommen aus Schytomy, einer Großstadt gut 120 Kilometer von Kiew entfernt. Die Bilder im Kopf von ihrem zerbombten Land und dem Leid der Menschen wird Olga Svirska so schnell nicht vergessen können, doch sie lächelt. Mit „Daumen hoch“, bedankt sie sich für die herzliche Aufnahme. In Ostinghausen, so erzählt sie, sei es einfach „super“, vor allem wegen der freundlichen Menschen, die es ihr erleichtern, sich in einem völlig fremden Umfeld zurechtzufinden.

Noch gibt es viel zu tun im und an dem Wohnhaus. Die Substanz sei gut, berichten die Helfer, das Gebäude sei zwar in die Jahre gekommen, das lasse sich aber beheben. Die Elektrik sei in Ordnung, das Wasser laufe. Sie reißen die Böden aus, entfernen Tapeten, säubern die Terrasse mit dem Hochdruckreiniger und erledigen, was sonst noch so anfällt, um ein neues Zuhause zu schaffen. Schätzungsweise in etwa vier Wochen wird alles soweit fertig sein, dass Mütter und Kinder einziehen können.
Die Ostinghauser zeigen es deutlich: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Eine Übersetzungs-App löse die Frage der Kommunikation, erklärt Julia Skarupa. Ihre Kinder Maja und Nils kommen mit Artur und Maria klar, ohne viele Worte zu machen. Sie spielen miteinander und verstehen sich.
Viele im Dorf wirken mit, damit sich die Kriegsflüchtlinge nach allem Schrecklichen, was sie erlebt haben, in Ostinghausen wohlfühlen. Hansi und Therese Wortmann koordinieren die Arbeiten im Haus. Sie wohnen in der Nähe und hatten Dr. Arne Dahlhoff, Leiter von Haus Düsse, auf das Gebäude angesprochen. Dann nahm alles zügig seinen Lauf. Die Helfer freuen sich über die gute Unterstützung vom Landwirtschaftszentrum, einschließlich der Getränke. „Wir haben auch die Möglichkeit, in der Kantine zu essen“, schildert Julia Skarupa. Unterstützung erfahren die Ehrenamtlichen zudem von der Gemeinde. Ein tolles Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, meint Bürgermeister Malte Dahlhoff.
Wie lange Mütter und Kinder bleiben werden? Das kann niemand sagen, doch den Ostinghausern ist klar, dass sie über eine längere Zeit gefordert sind. Erste kleine Schritte zur Integration sind getan: Olga Svirska trägt bereits ein Trikot der Sportfreunde Ostinghausen. Julia Skarupa und alle anderen wissen, dass sie sich in der Not auf ein gut funktionierendes Netzwerk verlassen können. Gemeinsam gelang es, Kleidung für die neuen Bewohner zu organisieren. Bald müssen Möbel und weiteres Inventar besorgt werden. Auch das dürfte kein Problem sein, davon sind die Helfer überzeugt.