Die Masche war immer dieselbe. Das Duo wartete in unmittelbarer Nähe des Geldautomaten, bis allein auftauchende Kunden beim Geldabheben ihre PIN eingegeben hatten – dann wurden sie abgelenkt, indem zum Beispiel eine Zeitung auf die Automatentastatur flatterte und einer der Ganoven behauptete, der Automat sei defekt. War die Aufmerksamkeit der Geschädigten dann anderweitig gebunden, drückte einer der beiden Männer auf dem Bildschirm schnell die Taste für den Geldbetrag und gab die dann wieder ausgespuckte EC-Karte zurück. Dann nahm einer das Geld aus dem Ausgabeschlitz und beide machten sich davon. Mehrmals wurden Geschädigte auch durch sanften Druck vom Geldautomaten „wegbugsiert“, damit die Täter freie Bahn hatten.
Insgesamt zwölf solcher Taten waren dem Duo anhand von Videoaufzeichnungen zuzuordnen. Der Kumpan des 23-Jährigen wurde im vergangenen August in Bad Salzuflen (Kreis Lippe) geschnappt, nachdem Passanten aufgrund von Hilferufen einer bestohlenen Frau die Verfolgung aufgenommen hatten und den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten konnten. Er wurde im vergangenen Dezember zu einer Haftstrafe von 33 Monaten verurteilt – und gab seinen Mittäter preis. Dieser wurde schließlich aufgrund eines internationalen Haftbefehls Mitte Februar in Rumänien dingfest gemacht und später nach Deutschland ausgeliefert: Er war in sein Heimatland gereist, um Unterlagen zu beschaffen, weil er in der Bundesrepublik Kindergeldanträge für seine drei kleinen Kinder stellen wollte.
Der 23-Jährige gab in dem Prozess alle Taten zu, identifizierte sich auf den Videoaufnahmen teilweise sogar selbst.