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Dieb muss nach mieser Masche ins Gefängnis

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Wegen dreifacher räuberischer Erpressung und neunfachem Diebstahl in verschiedenen Städten, u.a. in Bad Sassendorf, wurde jetzt ein 23-Jähriger verurteilt.
Wegen dreifacher räuberischer Erpressung und neunfachem Diebstahl in verschiedenen Städten, u.a. in Bad Sassendorf, wurde jetzt ein 23-Jähriger verurteilt. © Benjamin Nolte

Leuten mit einer gestohlenen EC-Karte und ergaunerter PIN das Konto leerzuräumen, ist schon fies. Eine noch üblere Masche ist es, Bankkunden im Glauben zu lassen, der Geldautomat hätte gar kein Bares hergegeben, und es sich dann selbst einzustecken. Für diese Masche muss ein Mann aus Dortmund, der auch in Bad Sassendorf „tätig“ gewesen war, jetzt für fast vier Jahre hinter Gitter.

Bad Sassendorf/Detmold - „Vielleicht ist das nur die Spitze des Eisbergs“, stellte Richter Karsten Niemeyer in seiner Urteilsbegründung fest: Das Landgericht Detmold verurteilte den 23 Jahre alten Familienvater am Montag zu drei Jahren und neun Monaten Haft – wegen dreifacher räuberischer Erpressung und neunfachem Diebstahls in verschiedenen Städten.

Die Taten hatte der 23-Jährige im letzten Jahr gemeinsam mit seinem Kumpan unter anderem in Hamm, Coesfeld, Recklinghausen, Olsberg, Düsseldorf und in den Kreisen Paderborn und Lippe begangen. In Bad Sassendorf trat der Angeklagte in der Volksbank-Filiale am 4. Juli in Erscheinung. Die Beute dabei: 915 Euro. Insgesamt waren es knapp 10 000 Euro, die bei den angeklagten Taten zusammengekommen waren.

Die Masche war immer dieselbe. Das Duo wartete in unmittelbarer Nähe des Geldautomaten, bis allein auftauchende Kunden beim Geldabheben ihre PIN eingegeben hatten – dann wurden sie abgelenkt, indem zum Beispiel eine Zeitung auf die Automatentastatur flatterte und einer der Ganoven behauptete, der Automat sei defekt. War die Aufmerksamkeit der Geschädigten dann anderweitig gebunden, drückte einer der beiden Männer auf dem Bildschirm schnell die Taste für den Geldbetrag und gab die dann wieder ausgespuckte EC-Karte zurück. Dann nahm einer das Geld aus dem Ausgabeschlitz und beide machten sich davon. Mehrmals wurden Geschädigte auch durch sanften Druck vom Geldautomaten „wegbugsiert“, damit die Täter freie Bahn hatten.

Insgesamt zwölf solcher Taten waren dem Duo anhand von Videoaufzeichnungen zuzuordnen. Der Kumpan des 23-Jährigen wurde im vergangenen August in Bad Salzuflen (Kreis Lippe) geschnappt, nachdem Passanten aufgrund von Hilferufen einer bestohlenen Frau die Verfolgung aufgenommen hatten und den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festhalten konnten. Er wurde im vergangenen Dezember zu einer Haftstrafe von 33 Monaten verurteilt – und gab seinen Mittäter preis. Dieser wurde schließlich aufgrund eines internationalen Haftbefehls Mitte Februar in Rumänien dingfest gemacht und später nach Deutschland ausgeliefert: Er war in sein Heimatland gereist, um Unterlagen zu beschaffen, weil er in der Bundesrepublik Kindergeldanträge für seine drei kleinen Kinder stellen wollte.

Der 23-Jährige gab in dem Prozess alle Taten zu, identifizierte sich auf den Videoaufnahmen teilweise sogar selbst.

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