„Lachen ist super wichtig“

Den titelgebenden „Mut zur Lücke“ – eigentlich eine Anspielung auf die markante Spalte zwischen seinen Schneidezähnen – musste Matze Knop auch beweisen, als sein Auftritt im Tagungszentrum um ein Jahr verschoben werden musste. Statt im Februar 2021 gibt der Lippstädter Komiker und Fußball-Experte sein Beinahe-Heimspiel nun demnächst erneut auf Einladung des Ballspielvereins (BVS). Die Fußball-WM ist inzwischen zwar Schnee von gestern – im Interview mit Klaus Bunte spricht Matze Knop aber auch über das umstrittene Turnier.
Sie haben zur WM auf die Melodie von Jingle Bells ein Stimmungslied namens „Mir gefällt’s – Fußball im Advent“ veröffentlicht. Wie gefiel Ihnen denn die Wahl des Austragungsorts?
Den Titel habe ich ja bewusst gewählt. Denn sollten unsere Spieler nicht so weit kommen, dann passt das im kommenden Jahr auch wieder – denn Bundesliga wird ja auch im Advent gespielt. Was Katar angeht, wurden ja alle Aspekte schon einmal auf links gezogen und wieder zurück. Grundsätzlich spricht gegen eine Austragung in einem arabischen Land nichts. Wenn man die Hintergründe betrachtet, dann ist schon alles besprochen, da sind wir uns einig und da gibt es auch keine zwei Meinungen. Wenn man allein den Fußball betrachtet, lief die WM doch besser als der eine oder andere es befürchtet hat. Aber letztlich ist es ein grüner Rasen mit zwei Toren, und was dort geschieht, das entscheiden die Spieler.
Ich höre da schon raus – ein Boykott stand für Sie nicht zur Debatte?
Nein, davon bin ich auch kein Freund. Denn eine passive Haltung hat noch nie etwas verbessert. Ich bin auch dafür, die Dinge differenziert zu betrachten. Ich möchte lieber aktiv dazu beitragen, dass sich was ändert oder dass Menschen, die zu Schaden gekommen sind, geholfen wird. Daher bin ich ja auch Schirmherr einer Hilfsaktion und habe eine eigene Stiftung. Selber anzupacken ist viel besser als zu nörgeln und sich wegzudrehen. Als Erstes müsste die Mannschaft die WM boykottieren, dann die Sender und Streaming-Plattformen. Doch so lange die das übertragen, ist der Boykott schon ausgehebelt.
Aber wenn zumindest der Großteil der Bevölkerung nicht einschaltet und die Quoten entsprechend niedrig ausfallen, setzt man doch immerhin ein Zeichen.

Ich halte davon nichts, ich bin für aktives Helfen und dafür, die Themen auch im Nachgang im Auge zu behalten. Aber die Vermutung liegt nahe, dass Katar jetzt aus dem Fokus geraten wird. Und es gibt in diesen Ländern Menschen in Service-Jobs wie Gastronomen oder Taxifahrer, die bestraft man dadurch auch.
Gastwirte und Taxifahrer leiden darunter, wenn ich den Fernseher auslasse?
Darunter, dass keine Zuschauer dorthin fahren. Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Aber ich war vor einigen Jahren schon einmal zu einem anderen Sport-Event dort und habe solche Leute kennengelernt. Die meinten, es sei für sie super, dass da endlich mal ein paar Touristen hinkommen.
Auf die Melodie von „Kling Glöckchen“ skandieren Sie „Wir werden Weltmeister“. Bringen Sie den Song auch jetzt noch live?
Nein, leider nicht. Der Song war natürlich sehr mutig. Aber in 2026 kann ich den ja wieder singen.
Inwieweit verdirbt einem eingefleischten Fußballfan wie Ihnen eigentlich die Fifa den Spaß am Sport?
Ich finde es ja fast schade, dass neben dem Goldenen Handschuh und dem Goldenen Schuh nicht noch der Goldene Moralapostel verliehen wurde. Aber 80 Millionen Deutsche hätten auf diese Bühne auch nicht drauf gepasst. Gianni Infantino hat natürlich das Potenzial zu einer Comedy-Figur. Und darüber, dass die Fifa eine schlechte Figur macht, sind wir uns wohl alle einig. Aber wir stürzen uns auf alles, was schlecht ist, und ignorieren alles, was gut ist. Da freut man sich einerseits, dass Argentiniens Torhüter Emiliano Martinez ein Mann aus dem Volke ist, dann regt man sich aber über die frivole Geste auf, als er sich den Goldenen Handschuh vor den Unterleib hält – eine Geste, wie man sie in der Kreisklasse andauernd erleben könnte. Das sind alles blutjunge Leute, wir wissen doch alle, wie wir in dem Alter drauf waren. Mit Infantino sind wir nicht zufrieden, mit Blatter waren wir es auch nicht, mit dem Nächsten werden wir es auch nicht, das scheinen wir uns auf die Fahne geschrieben zu haben.
Themenwechsel. Sie haben im Bezahlsender Sky quasi einen Haussender gefunden – würden Sie sich nicht wünschen, Sie wären frei empfangbar?
Das bin ich ja. Ich habe gerade erst für eine Folge der Sat1-Märchenstunde vor der Kamera gestanden, für „Kaiser Drosselbart“, Ausstrahlung ist irgendwann im neuen Jahr. Ich bin bei RTL, bei Carmen Nebel und trete in diversen Quizformaten auf. Aber auch ich bin niemand, der zig Abos hat, um alles empfangen zu können. Das ist etwas, worüber ich mich viel mehr aufrege: dass man es den Fußballfans zumutet, dass man gefühlte fünf Abos abschließen muss und man die Leute damit in die Insolvenz treibt, nur um Bundesliga schauen zu können. Und dann hat man von neun Spielen doch nur fünf gesehen.
Hat Sky Ihnen denn geholfen, gut durch Corona zu kommen?
In den ersten zehn Wochen des ersten Lockdowns hatte ich dort eine eigene Show, dann kamen Livestreams, Musik, Firmenevents, Biergarten- und Autokinoshows – im Prinzip habe ich mehr gearbeitet denn je. Insofern bin ich wirklich sehr gut durch diese Zeit gekommen. Ich habe aber versucht, das Negative im Leben möglichst auszublenden und mich auf die positiven Seiten zu fokussieren. Denn die nehmen dann zu. Damit bin ich gut gefahren.
Wie empfanden Sie Autokino-Auftritte wie den mit Markus Krebs auf dem Lohner Flugplatz?
Interessant, herausfordernd und in gewisser Weise auch lustig, aber das ist nichts, wo ich sage, das muss ich jetzt zwanzigmal machen.
Im März spielen wieder einmal auf Einladung des BVS. Sind solche privatorganisierten Shows durch Corona seltener geworden?
Bis jetzt ist es noch nicht so, es gibt immer noch viele Veranstalter, die mutig sind und was machen. Daher würde ich mich freuen, wenn ganz viele Leute kommen, um auch dem BSV zu helfen. Denn ich glaube, dass wir in diesen Tagen eine florierende und funktionierende Kulturbranche unbedingt brauchen. Lachen ist gesund und super wichtig. Mit guter Laune kommt man am besten durch schwierige Zeiten, insofern ist so eine Comedyshow geradezu eine therapeutische Sitzung und sollte von der Krankenkasse bezahlt werden. Und man muss auch mal einen Witz über schwierige Themen machen dürfen. Wir sind alle erwachsen genug, um beurteilen zu können, ob das jetzt ernst gemeint ist oder nicht. Mein Job ist es nicht, Politik zu machen. Dafür werden andere teuer bezahlt, und die sollen gefälligst dafür sorgen, dass bei künftigen Meisterschaften auch hinter den Kulissen alles sauber abläuft. Mein Job ist es, die Leute zum Lachen zu bringen und ihnen Fröhlichkeit, Freude und vielleicht auch ein Stück weit Unbeschwertheit zu verschaffen – und das kann ich den Leuten in Bad Sassendorf zu hundert Prozent versprechen.
Termin und Tickets
Matze Knop tritt am Samstag, 21. Januar, ab 20 Uhr im Tagungszentrum auf. Wie immer geht es um die Absurditäten des Alltags, die Tücken der Technik und die Peinlichkeiten von Promis und Politikern. Auch die kultigen Parodien von Christiano Ronaldo über Bundestrainer Jogi Löw und den Kult-Kloppe bis hin zu Dieter Bohlen dürfen nicht fehlen. Tickets gibt es für 36,50 Euro unter anderem bei www.hellwegticket.de.