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Traurige Nachricht: Der Bördechor löst sich nach mehr als 30 Jahren auf

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Von: Rotraud Grün

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Bördechor löst sich nach über 30 Jahren auf
Mit einem Grillabend im Garten von Gaby Kühle endete die Geschichte des Chores. Denn nicht die Traurigkeit sollte die letzte Erinnerung an die wunderbare Gemeinschaft sein, sondern die Fröhlichkeit und der Austausch über die schönen Erlebnisse in der gemeinsam verbrachten Zeit. © Rotraud Grün

Stimmungsvolle Konzerte im Advent, fröhliche Gesänge im Frühling und Sommer: Der Sassendorfer Bördechor war mehr als 30 Jahre lang ein Garant für schönen, mehrstimmigen Chorgesang und hat unter dem Motto „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder“ das Kulturleben der Gemeinde enorm bereichert. Jetzt aber ist Schluss damit.

Bad Sassendorf – Stimmungsvolle Konzerte im Advent, fröhliche Gesänge im Frühling und Sommer: Der Sassendorfer Bördechor war mehr als 30 Jahre lang ein Garant für schönen, mehrstimmigen Chorgesang und hat unter dem Motto „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder“ das Kulturleben der Gemeinde enorm bereichert. Jetzt aber ist Schluss damit.

2012 zählte der Chor stolze 65 Mitglieder. Nun blickten die Sängerinnen und Sänger den Tatsachen ins Auge: Die Zahl der Mitglieder hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen, der Chor fand trotz intensiver Werbung im Herbst und Frühjahr (der Anzeiger berichtete) keine neuen Mitglieder.

Corona-bedingt musste das traditionelle Weihnachtskonzert zweimal abgesagt werden. Auch die geplante Feier zum 30-jährigen Chorjubiläum in 2020 fiel der Pandemie zum Opfer. Die kleinen Konzerte im Frühjahr und Herbst in den Seniorenheimen konnten ebenfalls nicht stattfinden. Hinzu kam der mehrwöchige Probenausfall in diesem Frühjahr durch zahlreiche Corona-Erkrankungen in den eigenen Reihen. Zuletzt erwischte es noch Chorleiter Nikolaus Schröder richtig arg. „Die Corona-Prognosen für den Rest dieses Jahres haben dazu geführt, dass der Vorstand die Mitglieder gebeten hat, der Auflösung des Chores zuzustimmen“, erklärte Vorsitzende Gaby Kühle einen wohlüberlegten Schritt. Zuletzt kamen nur noch 17 Aktive zu den Proben. Mit solch einer kleinen Anzahl lässt sich kein Konzert mehr gestalten. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 13. Juli fiel die Entscheidung darüber, dass es keine Zukunft mehr für den Bördechor geben wird.

„Es war eine Entscheidung, die wir schweren Herzens getroffen haben und die eine oder andere Träne ist geflossen“, berichteten Gaby Kühle und die 2. Vorsitzende des Bördechores, Inge Britten, von Emotionen während der Zusammenkunft. Aber nicht die Traurigkeit sollte die letzte Erinnerung an die wunderbare Gemeinschaft sein, sondern die Fröhlichkeit und der Austausch über die schönen Erlebnisse in der gemeinsam verbrachten Zeit. Deshalb hatte der Vorstand zu einem Grillabend in den Garten von Gaby Kühle eingeladen.

Grillmeister Olaf Schmidt brutzelte viele Leckereien, die Frauen hatten schmackhafte Salate zubereitet. Kühle Getränke standen natürlich auch bereit. Die Tische waren hübsch mit roten Stoffrosen geschmückt, die Gaby Kühle aus den roten Schals geformt hatte, die bei den Konzerten des Chores wie ein Erkennungsmerkmal auf der dunklen Kleidung leuchteten. Außerdem hatte sie einen Tisch aufgebaut und mit etlichen Dingen bestückt, die in mehr als 30 Jahren Chorleben zusammengekommen waren. Darunter Plakate, CDs von Konzerten, Fotos und vieles mehr.

„Alles von A bis Z. Wer etwas zur Erinnerung mitnehmen möchte, kann das gern tun“, lud die Vorsitzende zum Stöbern ein. Eine besondere Ehre war es für sie, an diesem Abend die fünf noch verbliebenen Gründungsmitglieder Bärbel Wulf, Jutta Heinemann, Martin Deventer, Heinz-Otto Micke und Manfred Gerte mit einem kleinen Fotobüchlein auszuzeichnen.

Die Geschichte des Bördechores begann im Jahr 1990 als der musikalische, damalige Sparkassenleiter Horst Herbe plante, einen Chor zu gründen und in seinem Umfeld nach Mitgliedern suchte. Schnell fanden sich einige sangesfreudige Frauen und Männer, die schon bald den Bördechor gründeten. Horst Herbe war auch der erste Dirigent des Chores. Unter seiner Leitung trat die fröhliche Gemeinschaft zweimal mit dem bekannten Kammersänger Günter Wewel auf. Diese Konzerte machten den Chor über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt.

„Hierhin hat er mich geküsst“, erinnert sich Hannelore Kielhorn, die bei Konzerten mit Bravour so manchen Solopart übernommen hatte, und zeigt schmunzelnd auf ihre Wange. Erinnerungen, die beim gemütlichen Grillabend die Runde machten. Ebenso wie die Erinnerungen an die diversen Chorleiter. Auf Horst Herbe folgte Markus Brinkmann.

Anschließend übernahm Markus Loesmann 18 Jahre das Dirigat und führte den Chor mit viel Schwung. Loesmann folgte 2015 Elvira Steinwachs, die aus privaten Gründen 2019 aufhörte. Einer kurzen Phase mit Martin Bußmann folgte Nikolaus Schröder. Mit ihm hatte der Chor bereits ein Weihnachtskonzert für Dezember 2021 geplant, das leider wegen Corona erneut abgesagt werden musste.

Jetzt folgte der endgültige Abgesang. Was nicht heißen soll, dass die noch verbliebenen zirka 17 Aktiven kein Notenblatt mehr in die Hand nehmen. „Einige der Sängerinnen und Sänger wollen sich neu orientieren und in einem anderen Chor wieder eine Heimat finden“, berichteten Gaby Kühle und Inge Britten. Das Geld aus der Chorkasse wird gemäß der Satzung dem Förderverein der Sälzer-Gemeinschaftsgrundschule zur Förderung der musikalischen Arbeit an der Schule übergeben.

In den vergangenen Jahren hatte ein kleiner Schulchor unter der Leitung von Andrea Schroer die Weihnachtskonzerte des Bördechores unterstützt. Singen stand bei der Abschlussfeier natürlich im Mittelpunkt. So ertönte immer wieder fröhlicher Gesang trotz des Abschieds von einer großartigen Gemeinschaft. Sicherlich gibt es hin und wieder Treffen im kleinen oder größeren, privaten Kreis, um das schöne Hobby zu pflegen und das erlernte Liedgut aufleben zu lassen.

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