Bettinghauser Schützenbrüder nehmen jetzt auch Frauen auf

Bettinghausen – Kontinuität habe in den vergangenen 100 Jahren an der Spitze der Bettinghauser Schützen überwogen, erklärte Brudermeister Reinhold Häken am Samstag bei der Generalversammlung der Schützenbruderschaft St. Antonius – ein Abend, der im doppelten Sinne einen großen Umbruch bedeutete.
Da war zum einen Häken selber. Als gerade einmal fünfter Brudermeister in 100 Jahren und nach 24 Jahren an der Spitze der Schützen, gab der 65-Jährige den Vorsitz ab. Damit erwischte er den Verein jedoch nicht auf dem falschen Fuß, sein Nachfolger stand bereits Gewehr bei Fuß.
So war es reine Formsache, dass Häkens bisheriger Stellvertreter Kai Imbach einstimmig und ohne Gegenvorschläge von der Versammlung zum neuen Brudermeister ernannt wurde. Ebenfalls ohne Gegenstimmen wurde sein Vorgänger zum Ehrenbrudermeister ernannt. Damit geht die Verjüngung des Vorstands in die nächste Runde, nachdem auch Stellvertreter Helmut Klösener sein Amt bereits vor einigen Jahren an Imbach abgegeben hatte.
Eine Weile lang bleibt Häken den Bettinghausern jedoch in anderer offizieller Funktion noch erhalten: als Ortsvorsteher. Doch auch diesen Posten möchte er zur kommenden Kommunalwahl abtreten.
Der andere zentrale Tagesordnungspunkt sorgte für erfreulich wenig Diskussion. Seit Bundesfinanzminister Scholz im November damit drohte, reinen Männervereinen die Gemeinnützigkeit entziehen zu wollen, geht ein Raunen durch die Bruderschaften, die ja nicht ohne Grund so heißen. Was sich in der Tagesordnung ganz unscheinbar als „Änderung der Tagesordnung“ las, bedeutete jedoch entweder die Erweiterung hin zur Bruder- und Schwesterschaft oder, sollte Scholz eine Pläne in die Tat umsetzen könne, der mögliche Verlust der Gemeinnützigkeit.
„Mensch ist Mensch“
Es ist dieser eine Passus in der Satzung, der nun lautet: „Mitglied kann jeder Mensch werden, der das 16. Lebensjahr vollendet hat.“ Mit dieser Formulierung sei man aus der Gender-Problematik heraus, „denn Mensch ist Mensch“, erläuterte Imbach. König – oder Königin – oder Vorstandsmitglied darf aber nach wie vor nur ein Christ oder eben eine Christin werden. Davon einmal abgesehen, sei der Verein aber für jeden offen, der diese Werte respektiere. „Zahlreiche Nachbarbruderschaften haben dies bereits erfolgreich umgesetzt und damit dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung getragen“, warb Häken für die Änderung der 47 Jahre alten Satzung, die zuletzt 1990 überarbeitet worden war.
An vielen anderen Stellen ging es eher um Anpassungen an den heutigen Sprachgebrauch und an geänderte rechtliche Vorgaben, die Imbach detailliert erklärte. Wie der nun gestrichene Satz: „Die Bruderschaft tritt bei allen Festen und Veranstaltungen für Sitte und Anstand ein.“ Imbach: „Ich würde mir nicht anmaßen wollen, darüber urteilen zu müssen.“ Die Satzungsänderungen wurden einstimmig abgenickt.
Positiv wertete Häken in seinem letzten Jahresrückblick die Änderungen und Neuerungen, die das Schützenfest in 2019 erfuhr: „Wir hatten uns darauf verständigt, das Fest nicht kaputt zu sparen, sondern bei Wahrung und Beibehaltung traditioneller Elemente mit punktuellen Veränderungen zukunftsfähig zu machen.“ Dies sei in Teilen gelungen, wie bei der Musik. Die Zahl der Gäste und der Umsatz seien wieder gestiegen.
Übrigens: Eine „Schockmeldung“ gab es dann doch noch zum Schluss: „Wir werden um eine Bierpreiserhöhung beim nächsten Schützenfest nicht herumkommen“, kündigte Imbach an. Er wird um zehn Cent pro Glas auf 1,50 Euro steigen.