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Bad Sassendorf: Falsche Polizisten vor Landgericht Münster

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Vor dem Landgericht Münster wurde ein Attendorner wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Bis September 2021 arbeitete er in Plettenberg.
Falsche Polizisten müssen sich vor dem Landgericht verantworten. © DPA

Seit Mittwoch, 27. Juli, müssen sich zwei Betrüger vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Münster verantworten. Sie hatten sich gegenüber einem 84-Jährigen aus Bad Sassendorf fälschlicherweise als Polizisten ausgegeben.

Bad Sassenorf/Münster – Als das Telefon am 2. November 2021 bei einem 84-jährigen Mann in Bad Sassendorf klingelte, wurde der Rentner in Angst und Schrecken versetzt. Ein Mordanschlag und weitere Gewaltverbrechen seien in seinem Wohnumfeld geplant, sagte ein angeblicher Beamter der Soester Kripo am anderen Ende der Leitung. Außerdem bringe die Sparkasse Soest Falschgeld in Umlauf. Deshalb sammle die Polizei Bargeld und Wertsachen bei den mutmaßlichen Opfern ein. Daraufhin hob der Mann 5000 Euro von seinem Konto ab und händigte sie den „Kommissaren Schmidt und Neumann“ aus. Diese beiden falschen Beamten müssen sich seit Mittwoch, 27. Juli, vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Münster verantworten. Dort begann einer der ersten großen Prozesse gegen Betrüger, die alte Menschen mit der Polizisten-Masche um ihr Hab und Gut brachten. Die Beute erreicht eine sechsstellige Summe.

Bandenmitglieder

Angeklagt sind ein 36-jähriger Deutscher und ein 38 Jahre alter Syrer, beide aus Münster. Sie sollen, so die Anklage, ausführende Mitglieder einer Bande sein, die aus dem Ausland operierte. Die Anrufe, mit denen die Senioren eingeschüchtert wurden, kamen vermutlich aus der Türkei. Die Opfer in diesem Verfahren leben in Bad Sassendorf, Billerbeck und Bremen. In Bad Sassendorf blieb der Schaden auf 5000 Euro begrenzt, obwohl die Anrufer, die sogenannten „Keiler“, hier am dicksten auftrugen. Nachdem der Rentner das Geld unter dem vereinbarten Codewort „Blume“ in seiner Wohnung übergeben hatte, sollte er weitere hohe Beträge von seinem Konto überweisen. Doch die Sparkasse konnte die Transaktionen noch rechtzeitig stornieren. Und eine weitere Geldübergabe scheiterte, weil mittlerweile die echte Polizei informiert war.

Schaden hoch

Mit über 20 000 Euro war der Schaden für einen ebenfalls 84-jährigen Rentner aus Bremen erheblich größer. Der Mann händigte Bargeld in zwei Chargen sowie eine EC-Karte samt Pin aus, mit der die Täter mehrmals Geld an Automaten abhoben. Am heftigsten traf es eine 82-jährige Frau aus Billerbeck. Bei ihrer Hausbank sollten kriminelle Mitarbeiter am Werk sein. Außerdem gebe es Informationen, nach denen ein Überfall auf die Seniorin geplant sei. Mit dieser Geschichte machten die „Keiler“ die alte Frau gefügig. Sogar einen ermittelnden Staatsanwalt spielten sie ihr vor. Dann traten die beiden in Münster wohnenden Angeklagten auf den Plan und fuhren mit einem Leihwagen nach Billerbeck. Dort nahmen sie der 82-Jährigen laut Anklageschrift Schmuck und Münzen im Wert von über 80 000 Euro, mehr als 20 000 Euro in zwei Chargen sowie drei Bankkarten ab. Der Prozess gegen die beiden Männer wird am kommenden Montag, 1. August, mit den ersten Zeugenaussagen fortgesetzt.

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