Der hohe kirchliche Würdenträger gibt mit diesem Schriftstück „allen Christgläubigen bekannt“, dass er einige Güter, die er von seinem Geld gekauft habe, seiner „geliebten Blutsverwandten Walpurgis, vormals Gräfin von Keßel, welche mit dem Edelmann Berthold von Büren verlobt ist, aus Liebe dieses Edelmans Gut, dessen Anverwandten zu Hemmerde, zu Lehen auch für seine Miterben ohne jeden Vorbehalt aus Gewogenheit aufgetragen“ habe. D
ieter Vahrenbrink schreibt in der Ortschronik, die zum Jubiläum herauskommt, über dieses historische Dokument, in dem neben anderen auch der alte Name Herringsens auftaucht. Er schreibt über das Dorf im Wandel der Jahrzehnte und stützt sich dabei auf Gespräche mit Zeitzeugen, die er über 40 Jahre hinweg geführt und auf Band aufgenommen hat. „Das alles entspricht den Tatsachen und beruht auf verlässlichen Aussagen“, schildert der 85-Jährige. Er spricht damit auch das oft beschwerliche Leben in früheren Zeiten an. Morgens vor dem Tagwerk musste eine einfache Kniffte Brot, nur mit etwas Kraut als Aufstrich, reichen, nennt der Senior ein Beispiel.
In seinem Buch greift der Herringser eine Bandbreite von Themen auf, die in alphabetischer Reihenfolge von Alten Maßen und Arbeitskräften bis zur Wege-Befestigung reicht. Er widmet sich der Friedenseiche von 1871 und der prächtigen, 500 Jahre alten Linde, ebenso Hofstellen und Häusern. Der Leser erfährt vom Schweine-Schlachten, vom Brot-Backen und vom Pflaumenmus-Rühren im großen Bäggepott.
In seinem Schlusswort wählt der Autor, der auch über die eigene Familie geforscht und die Geschichte aufgeschrieben hat, ein Zitat von Goethe, um zum Ausdruck zu bringen, wie schön es im ländlich geprägten Herringsen ist und wie gern er dort lebt: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.“
„In Herringsen hält man zusammen. Jeder hilft jedem“, sagt Ortsvorsteher Heinrich Brandhoff. Es ist Freitagabend, die Sonne scheint, und am strahlenden Frühlingstag führt die Fahrt nach Herringsen an wogenden sattgelben Rapsfelden vorbei. Die Herringser treffen sich zum Arbeitseinsatz, natürlich am Spritzenhaus als Mittelpunkt des Dorfes. Gemeinsam machen sie klar Schiff, und gemeinsam werden sie am 22. Mai auch feiern, auf gewohnt gesellige Art.
Berichtet Gerhard Klug davon, was der Verein „Altes Spritzenhaus“ sonst noch auf die Beine stellt, um das gemütliche Wohnzimmer des Dorfes mit Leben zu füllen – wie beim Dämmerschoppen, beim Karaoke-Abend, beim Lichterglanz in der Adventszeit – lässt er erkennen, wie wohl er sich in Herringsen fühlt: „Hier möchte ich bleiben.“
Bei gut hundert Einwohnern ist das Dorf überschaubar, jeder kennt jeden. Die Bewohner schätzen die Ruhe. Doch brauchen sie nur wenige Minuten, um nach Soest, Anröchte, Bad Sassendorf oder zum Möhnesee zu kommen. Heinrich Brandhoff berichtet, dass Herringsen flächenmäßig sogar das zweitgrößte Dorf Bad Sassendorfs ist.
Bürgermeister Malte Dahlhoff schreibt in seinem Grußwort zur Chronik: „Das Jubiläum soll zeigen, dass es sich lohnt, in Herringsen zu leben. Es soll Erinnerungen wachrufen und deutlich machen, dass wir in der Auseinandersetzung mit der Heimatgeschichte für unser heutiges Zusammenleben lernen und für die Zukunft der nachfolgenden Generationen gemeinschaftlich planen.“
Der 22. Mai steht in Herringsen ganz im Zeichen des Dorfjubiläums. Treffpunkt ist ab 10 Uhr am Spritzenhaus als Mittelpunkt des Dorfes. Und das sind die Programmpunkte: Spaziergang oder wahlweise Fahrradtour mit interessanten Geschichten und Überraschungen vor Ort.