Preiswert wohnen auf dem Dorf

Kleine bezahlbare Wohnungen sind auch in der Gemeinde Bad Sassendorf Mangelware. Und die Nachfrage dürfte angesichts rasant steigender Nebenkosten weiter wachsen. Wie sehr das Problem drängt, zeigt das Beispiel der acht Mietwohnungen, die derzeit auf dem Hof Schulte-Bücker in Bettinghausen entstehen. Obwohl bisher keinerlei Werbung für die Wohnungen betrieben wurde, sind sie alle bereits an Interessenten vergeben.
Bettinghausen – Bemerkenswert ist das Bauvorhaben aber auch, weil auf diese Weise eine geschickte Nachnutzung auf der Hofstelle an der Brückenstraße erfolgen kann. Über diese Aspekte informierten sich die Mitglieder des SPD-Ortsvereins jetzt bei einem Termin vor Ort. „Bezahlbarer Wohnraum ist besonders wichtig“, betonte die Ortsvereinsvorsitzende Claudia Frerich. Zugleich verwies sie darauf, dass sie in ihrem beruflichen Alltag wiederholt erlebt habe, dass Mieter ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen können.
Aus solchen Erfahrungen leitet sich auch die Motivation der Bauherrin Anne Schulte-Bücker ab, die als Sozialarbeiterin bei der Wohnberatung der Caritas in Lippstadt tätig ist. Daher sei sie bereits seit langer Zeit mit dem Thema befasst. Umgesetzt wird das Bauvorhaben auf der Hofstelle in Zusammenarbeit mit dem Bauingenieur Horst Kückelmann, dem Vater ihrer besten Freundin.

Anstelle eines landwirtschaftlichen Gebäudes entsteht derzeit ein Neubautrakt mit insgesamt zehn Wohnungen mit barrierefreier Gestaltung. Acht davon sind für die Vermietung vorgesehen. Diese Einheiten sind zwischen 54 und 61 Quadratmeter groß. Die Wohnungen bestehen jeweils aus einem Wohnraum mit integrierter Küche, einem Schlafzimmer, Bad und einem Hauswirtschaftsraum. Bad und Küche sind eingerichtet. Zudem wird das Gebäude nach dem Standard KfW 40 plus errichtet. Die Heizung für das Effizienzhaus basiert auf einer Erdwärmepumpe. Die Heißwasseraufbereitung erfolgt für jede Wohnung gesondert ebenfalls per Wärmepumpe.
Den für die Wärmepumpen erforderlichen Strom liefert die Photovoltaikanlage auf dem Dach. Wegen dieser Besonderheiten denkt Bauherrin Schulte-Bücker über eine Komplettmiete nach. Die genaue Höhe muss noch kalkuliert werden, sie soll jedoch unter dem im Zentralort üblichen Niveau liegen.
Andererseits bieten die Wohnungen mit Aufzug, unterfahrbaren und höhenverstellbaren Waschbecken und bodengleichen großzügigen Duschen eine barrierefreie Ausstattung. Über einen Fußweg besteht eine direkte Anbindung ans Ortszentrum mit dem kleinen Supermarkt im Landgasthof Vogt. Gefördert wird der Neubau nicht über die Töpfe des Sozialen Wohnungsbaus, sondern über die KfW-Fördermöglichkeiten.
Da steckt viel Herzblut drin.
Dass Neubauvorhaben wie diese auch für die Nachnutzung landwirtschaftlicher Hofstellen interessant seien, betonte unter anderem Axel Droste. Er verwies aber auch darauf, dass energetisch moderne, zeitgemäße Wohnungen in der Regel kaum in den Bestand ehemaliger landwirtschaftlicher Gebäude eingebaut werden können. Dann seien die Kosten einfach zu hoch. Wichtig sei jedoch, dass – wie auf dem Hof Schulte-Bücker – die angestammten Gebäudestrukturen aufgegriffen werden und es somit nicht zu zusätzlicher Versiegelung kommt. Bürgermeister Malte Dahlhoff, der an dem Ortstermin ebenfalls teilnahm, verwies darauf, dass durch den Umzug der älteren Menschen in kleine Wohnungen deren oft zu groß gewordenen Einfamilienhäuser für junge Familien mit Kindern frei werden. Allein aus Bettinghausen werden voraussichtlich vier Interessenten in die neuen Wohnungen einziehen, wenn die Wohnungen Ende nächsten Jahres fertig sind.
Dass Projekte wie das in Bettinghausen in vielen Dörfern angesichts der landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Hofstellen möglich seien, betonten Mitglieder der SPD während des Rundgangs mehrfach. Deutlich werde aber auch, so Claudia Frerich, dass ein Bauvorhaben wie das von Anne Schulte-Bücker stark von der persönlichen Motivation abhänge: „Da steckt viel Herzblut drin.“