„Auszeit“ für pflegende Angehörige unter neuer Leitung

Wechsel beim Regionale-Projekt „Auszeit“: Für den bisherigen Projektleiter Lars Vornheder, der in die Geschäftsführung der Bad Sassendorfer Klinik Wiesengrund wechselt, übernimmt Arne Schlick die Leitung. Das erläuterten die beiden gemeinsam mit Bürgermeister Malte Dahlhoff, der zugleich Vorsitzender des Heilbäderverbandes NRW ist.
Bad Sassendorf – Nach der Phase der Konzepterstellung und Gewinnung von Leistungsträgern gehe das Projekt zunehmend in die Umsetzung und das erforderliche Feintuning, sagte Lars Vornheder. Dafür sei sein Nachfolger genau der richtige Experte.
Arne Schlick hat als Klinikreferent in Hessen seit 2015 ein ähnliches Projekt für Reha-Angebote für pflegende Angehörige aufgebaut und so weit vorangebracht, dass das Angebot schwarze Zahlen liefert. Dies ist naturgemäß auch für das Projekt „Auszeit“ das Ziel. Wobei, wie die drei berichten, sowohl bei den Kliniken, als auch bei den Kostenträgern viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Ebenso muss das neuartige Angebot über die Hausärzte kommuniziert werden. Denn grundsätzlich gibt es für pflegende Angehörige einen Rechtsanspruch auf eine Prävention, zumal wenn zum Beispiel orthopädische Indikationen hinzu kommen.
Gefördert wird das Projekt vom Land wegen der Bedeutung der häuslichen Pflege. Einerseits werden die Menschen immer älter, mit den Babyboomern geht eine große Zahl in den Ruhestand, doch steht dem der Personalmangel in den Pflegeberufen gegenüber.
So verwies Dahlhoff auf die Pflegestatistik 2022 des Landesbetriebs IT-NRW. Demnach hat sich die Zahl der Menschen mit Pflegebedürftigkeit in NRW von 2019 bis 2022 um 25 Prozent vergrößert. Die Fallzahl stieg von 960 000 auf 1,2 Millionen Menschen. Laut Statistik werden in NRW 86 Prozent der Menschen mit Pflegegrad zuhause versorgt. Die pflegenden Angehörigen stellt dies vor große Herausforderungen, da sie oft täglich rund um die Uhr für ihren Angehörigen da sein müssen. Hinzu kommt, dass diese Aufgabe immer fordernder werden kann. „Das ist ein schleichender Prozess“, so Dahlhoff.
Insofern handelt es sich oft um Schicksale, die im Verborgenen verlaufen, bestätigte Arne Schlick. Viele Pflegende nähmen sich selbst in dieser Rolle gar nicht wahr; auch mit der Folge, dass viele keine Einstufung in einen Pflegegrad vornehmen lassen, obgleich dies möglich wäre. Auch deshalb gelte es frühzeitig durch Kurmaßnahmen zu helfen.
Indem die stationäre Pflege entlastet wird, profitiere die ganze Gesellschaft, sagte Dahlhoff: „Wenn die häusliche Pflege wegfallen würde, wäre die Pflege insgesamt nicht mehr leistbar.“
Das Projekt „Auszeit in Südwestfalen“
Das Regionale-Projekt „Auszeit in Südwestfalen – Kur-Angebote für pflegende Angehörige“ wird mit Unterstützung des Landes NRW und des Heilbäderverbandes seit einigen Jahren umgesetzt, weil die Zahl der zu Pflegenden weiter zunimmt und die häusliche Pflege dabei von besonderer Bedeutung ist. Seit 2021 liegt für das Projekt der dritte Stern vor, was die konkrete Umsetzung bedeutet. Ein ähnlich geartetes Zwillingsprojekt läuft in Heilbädern in Ostwestfalen-Lippe. Das Projekt Auszeit in Südwestfalen läuft vorläufig bis Ende Juni 2024. Beteiligt sind die neun Kur- und Heilbäder Bad Berleburg, Bad Laasphe, Bad Sassendorf, Brilon, Bad Westernkotten, Bad Waldliesborn, Olsberg, Schmallenberg und Winterberg. In Bad Sassendorf sind in der Klinik Wiesengrund einschlägige Maßnahmen angelaufen. Der nächste Turnus im Mai ist mit zehn Teilnehmern voll belegt, so Lars Vornheder.