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Experten bieten praktische Hilfe für die Flüchtlinge

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Von: Ludger Tenberge

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Amela Zenkovic und Mustafa Aslan kümmern sich als Casemanager um die Betreuung von Flüchtlingen bei besonderen Problemen. Die beiden Sozialarbeiter sind im Rahmen einer interkommunalen Kooperation auch in Lippetal und Erwitte im Einsatz.
Amela Zenkovic und Mustafa Aslan kümmern sich als Casemanager um die Betreuung von Flüchtlingen bei besonderen Problemen. Die beiden Sozialarbeiter sind im Rahmen einer interkommunalen Kooperation auch in Lippetal und Erwitte im Einsatz. © Peter Dahm

Fremde Sprache, unbekannte Gebräuche und Sitten, ein Bündel unterschiedlicher Behörden und Zuständigkeiten, unverständliches Juristendeutsch: Wer als Flüchtling in Deutschland Fuß fassen muss, tut sich gerade am Anfang womöglich ziemlich schwer. Deshalb gibt es in der Gemeinde Bad Sassendorf seit dem 1. Juli ein „Kommunales Integrationsmanagement“.

Bad Sassendorf – Das Wortungetüm klingt selbst schon wieder nach Bürokratie, doch in der Begegnung mit ihren Klienten wollen die beiden studierten Sozialarbeiter Amela Zenkovic und Mustafa Aslan ihren Klienten auf Augenhöhe ganz praktische Hilfestellungen geben. Nimmt ein Flüchtling Kontakt zu ihnen auf, geht es in einem ersten Gespräch darum, die jeweils drängenden Probleme zu identifizieren, berichtet Mustafa Aslan.

Danach werden Lösungen gesucht, indem die Hilfesuchenden zum Beispiel auf Leistungen des Jobcenters oder der Jugendhilfe hingewiesen werden. Wo erforderlich, werden auch gemeinsam Anrufe oder Besuche bei den einschlägigen Behörden durchgeführt. Im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe sollen die Menschen jedoch selbst erledigen, was ihnen möglich ist. Ein erstes wichtiges Ziel für die in der Gemeinde angekommenen Flüchtlinge sei in der Regel das Erlernen der deutschen Sprache, so Aslan.

„Ich habe das Gefühl, es wird immer mehr, weil es sich herumspricht.

Amela Zenkovic

Flüchtlinge aus der Ukraine tun sich in dieser Frage wegen der häufig vorhandenen Sprachkenntnisse oft etwas leichter, berichtet Tim-Fabian Römer, der Abteilungsleiter Soziales. Die zusätzliche Hilfe zur Integration sei eine wichtige Ergänzung. Die rechtlichen Aspekte bezüglich Anerkennungsverfahren oder Status erledigen die Sachbearbeiter in der Verwaltung. Aber die Verwaltungsmenschen hätten einen ganz anderen Blick, ihr Bestreben sei es, die Vorgänge zu bearbeiten und vom Tisch zu bekommen. „Die beiden Casemanager können sich viel mehr Zeit nehmen und zum Beispiel auch familiäre Dinge durch ihre fachlichen Ressourcen in den Blick nehmen“, sagt Römer. Die meisten Flüchtlinge kommen derzeit aus der Ukraine, zudem aus Afghanistan, Iran, Irak oder Syrien. Die Belastung durch die Kriegserlebnisse spiele eine große Rolle, oder die Sorge um die Familienangehörigen, etwa von afghanischen Ortskräften, die noch in der Heimat sind, so Römer.

Nach dem Start des Kommunalen Integrationsmanagements Anfang Juli werden die beiden Sozialarbeiter, die tageweise in Bad Sassendorf vor Ort sind, bei ihrer Zielgruppe zunehmend bekannter. „Ich habe das Gefühl, es wird immer mehr, weil es sich herumspricht“, erläutert Amela Zenkovic. Ähnliches berichtet ihr Kollege Mustafa Aslan von seinen wöchentlichen Besuchen in der Asylunterkunft im Lohner Klei: „Wenn ich in den Hagenbusch komme, dann tummelt sich das richtig, man merkt: Der Bedarf ist da.“ Neulich hätten die Flüchtlinge im Hagenbusch sogar schon extra einen Tisch für ihn bereitgestellt.

Ein typisches Problem für viele anerkannte Flüchtlinge ist es zum Beispiel, einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung zu finden. Offenen Rassismus hätten sie bisher nicht erlebt, berichten die beiden. Aber es sei für Flüchtlinge unheimlich schwer, eine eigene Wohnung zu finden, zumal mit mehreren Kindern.

Tim Fabian Römer berichtet jedoch auch, dass der Gemeinde auch derzeit immer wieder Wohnraum für Flüchtlinge benannt werde. Weitere Wohnungsangebote seien aber willkommen.

Kontakt: Die beiden Casemanager sind wie folgt zu erreichen: Amela Zenkovic, Telefonnummer 0171/93 58 839 oder E-Mail: a.zenkovic@erwitte.de. Mustafa Aslan, Telefonnummer 0171/94 04 108 oder E-Mail: m.aslan@erwitte.de.

Das Kommunale Integrationsmanagement NRW

Die beiden Casemanager verstehen ihre Arbeit als passgenauen, ganzheitlichen und kooperativen Prozess auf Augenhöhe. Dabei gehe es unter anderem um eine Koordinierung der verschiedenen Hilfesysteme wie Jobcenter, Sozialamt oder Jugendhilfe, damit die Klienten selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Die Hilfe basiere auf Freiwilligkeit, Vertrauen und Mitwirkung. Erste Gespräche zur Einrichtung des Kommunalen Integrationsmanagements erfolgten 2020/2021 aufgrund des entsprechenden Aufrufs durch das Landesministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration. Nachdem mehrere Kommunen ihr Interesse bekundet hatten, ergab sich die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Erwitte, Lippetal und Bad Sassendorf. Personaltechnisch sind die beiden Casemanager bei der Stadtverwaltung Erwitte angestellt.

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