RS-Virus: Behandlung und Symptome der Infektion bei Erwachsenen und Kindern
RS-Virus-Welle: Eine Infektion mit RSV verläuft oft harmlos, doch für Säuglinge und Kleinkinder kann sie bedrohlich sein. Alles zu Symptomen und Behandlung.
Hamm - „Es ist keine Kurve mehr, sondern die Werte gehen senkrecht nach oben“, sagt Florian Hoffmann und spricht über das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Der Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner schlägt Alarm. Infektionen mit dem RS-Virus führen nach Angaben des Robert Koch-Instituts insbesondere bei Kleinkindern vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen. In den kommenden Wochen sei mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen, heißt es im aktuellen Wochenbericht des RKI zur Entwicklung der Corona-Pandemie vom 24. November.
RS-Virus (RSV): Symptome und Behandlung bei Kindern und Erwachsenen
In mehreren Bundesländern wie Bayern und Niedersachsen gebe es kaum noch ein freies Kinderbett in Kliniken, sagte Florian Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und Oberarzt im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Auch in NRW sorgt das RS-Virus derzeit für überlastete Kinderkliniken.
Florian Hoffmann sprach dabei von „Katastrophenzuständen“. Denn Familien mit kranken Kindern müssten teils in der Notaufnahme auf einer Pritsche schlafen. Das sei für Deutschland ein Armutszeugnis. Viele betroffene Kinder seien schwer krank und müssten beatmet werden.
Doch warum erkranken so viele Kinder am RS-Virus? Und was genau ist RSV? Ein Überblick.
Was ist das RS-Virus – und wer ist besonders vom RSV betroffen?
Wie das RKI erklärt, ist das RSV ist ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter „und einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen und Kleinkindern“.
Vor allem bei Säuglingen unter vier Monaten und Kindern mit chronischen Erkrankungen kann die Atemwegserkrankung so schwer verlaufen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden muss. In der Regel verlaufe die Erkrankung jedoch eher harmlos. „In etwa einem Prozent der Fälle trifft RSV die Kinder aber so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen“, wird Tobias Tenenbaum, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Sana-Klinikum in Berlin-Lichtenberg, vom ZDF zitiert.
In Mitteleuropa herrscht vor allem von November bis April RSV-Saison. Während der Corona-Pandemie kam es teilweise jedoch bereits im Juli zu RSV-Wellen. Der Grund ist simpel: Die „normale“ Saison war durch diverse Corona-Schutzmaßnahmen im Herbst und Winter quasi ausgefallen war – ähnlich wie die Grippe – und verlagerte sich dann in den Sommer. Wie sich die Symptome vom RS-Virus, Corona und der Grippe unterscheiden, erläutert echo24.de.
„Das war schon vor der Covid-19-Pandemie der häufigste virale Atemwegserreger bei jungen Kindern, die stationär behandelt wurden“, sagt Tobias Tenenbaum.
Symptome des RS-Virus: Eltern sollten auch Müdigkeit bei Kindern ernst nehmen
Die Symptome beim RS-Virus sind die einer typischen Atemwegserkrankung:
- Husten
- Schnupfen
- Halsschmerzen
- Fieber
Daneben ist laut Kinderarzt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ein weiteres Anzeichen, wenn das Kind müder wirkt als man es sonst kennt. Allgemein sagte er laut Deutscher Presse-Agentur: „Wenn ein kleines Kind offensichtlich Schwierigkeiten beim Atmen hat, schnell atmet und insbesondere beim Ausatmen giemende Atemgeräusche hat, sind das Alarmsignale.“ Probleme beim Füttern sollten Eltern ebenfalls ernst nehmen. So kann es laut RKI sein, dass das Kind Nahrung oder Trinken verweigert oder erbricht.
Zur Dauer der Symptome schreibt das RKI: „Meist dauert die Erkrankung etwa drei bis zwölf 12 Tage, wobei respiratorische Symptome, insbesondere Husten, über mehr als vier Wochen anhalten können.“ Bei Erwachsenen seien RSV-Infektionen „vermutlich unterdiagnostiziert, weil sie oft asymptomatisch oder als unkomplizierte Infektion der oberen Atemwege verlaufen“, heißt es weiter.
Nach Angaben des BVKJ kann eine RSV-Infektion sogar zu einer Bronchiolitis führen, einer Entzündung der kleinen Bronchien. Die Schleimhäute schwellen dann an. Außerdem bildet sich Schleim, der dem Kind das Atmen schwer macht. Auch zu einer Lungenentzündung kann eine Infektion mit dem RS-Virus führen.
Wie sieht die Behandlung bei einer RSV-Infektion aus?
Da die meisten Infektionen mit dem RS-Virus harmlos verlaufen, können sie zuhause auskuriert werden. Eine RSV spezifische Therapie gibt es nicht. Eltern sollten – wie bei anderen Atemwegserkrankungen auch – bei ihren Kindern darauf achten, dass sie viel trinken und, sofern nötig gegen Fieber vorgehen. Verschlechtert sich die Atmung des Kindes, sollten sie einen Kinderarzt aufsuchen. Sollten Kinder trotzdem ins Krankenhaus müssen, sind sie dort oft auf zusätzlichen Sauerstoff angewiesen.
Schon im Spätsommer 2021 gab es eine unüblich hohe RSV-Welle
Schon im Spätsommer 2021 hatte es eine unüblich hohe RSV-Welle gegeben. Aktuell sei die Lage aber schlimmer, erklärte Florian Hoffmann. Nicht nur in Deutschland, generell auf der Nordhalbkugel gebe es ein „dramatisches epidemisches Geschehen“. Betroffen seien viele Kinder von ein oder zwei Jahren, die - auch angesichts der Corona-Pandemie und der dagegen getroffenen Maßnahmen - bisher keinerlei Kontakt zum RSV hatten, so der Kinder-Intensiv- und Notfallmediziner.
Im aktuellen RKI-Wochenbericht heißt es, die Zahl akuter Atemwegserkrankungen generell sei nach Daten der Online-Befragung „GrippeWeb“ im Vergleich zur Vorwoche deutlich gestiegen. Demnach lag sie in der Woche bis 20. November mit etwa sieben Millionen über dem Bereich vorpandemischer Jahre.