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Arztbesuch in Coronavirus-Zeiten: Die Gefahr im Blick haben - das sollten Patienten jetzt beachten

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Von: Lisa Bender

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Aus Angst vor dem Coronavirus sagen viele Patienten ihren Arztbesuch ab. Das kann gefährlich sein, Experten warnen davor und geben Tipps für den Termin beim Arzt.

NRW - Zahnschmerzen, chronische Erkrankungen, ein angeknackster Fuß oder eine anstehende Vorsorgeuntersuchung: Es gibt viele Gründe, warum man auch in Zeiten der Coronavirus-Pandemie einen Arzt aufsuchen muss.

Bei vielen Patienten löst das derzeit jedoch ein mulmiges Gefühl aus. Sie haben Angst, sich im Wartezimmer mit Covid-19 anzustecken und sagen den Arztbesuch lieber ab. Wie RUHR24.de* berichtet, muss das nicht sein, wenn entsprechende Schutzmaßnahmen eingehalten werden. (Alle Artikel aus dem Service-Ressort von RUHR24.de*) 

Arztbesuch trotz Coronavirus: Patienten schieben Behandlung auf

Einige Ärzte berichten sogar schon von verheerenden Fällen, in denen Patienten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus den Arztbesuch aufgeschoben haben.

Dr. Christoph Chylarecki, ärztlicher Direktor des Bethanien-Krankenhauses in Moers weiß von einer Patientin, die mit einem komplizierten Oberarmkopfbruch zwei Wochen mit der Begründung zu Hause gewartet hat, im Krankenhaus gebe es nur Patienten mit Corona. Die Behandlung verlief deshalb wesentlich komplizierter. Und das sei sicher kein Einzelfall, wie Christoph Chylarecki gegenüber dem WDR vermutet.

Arztbesuch zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus verschieben?

Wie sollen sich Patienten aber nun verhalten, wenn ein Arztbesuch ansteht oder ein ärztlicher Rat gefragt ist? Soll nur in Notfällen der Termin in der Praxis wahrgenommen werden oder kann die jährliche Routineuntersuchung beim Zahnarzt beispielsweise erstmal ausfallen? 

Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) rät Bürgern trotz der Coronavirus-Pandemie bei Krankheitssymptomen oder Schmerzen die Arztpraxen aufzusuchen und den Arztbesuch nicht zu vermeiden. Und auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schließt sich dieser Meinung an. 

Sie appelliert an die Menschen, weiterhin ihre Ärzte aufzusuchen: "Es darf nicht sein, dass am Ende Menschen deshalb sterben, weil sie wegen des Coronavirus nicht mehr in medizinische Behandlung gehen", sagte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorsitzender in einer Online-Pressekonferenz am 8. April

Coronavirus: Dringende Besuche beim Arzt auf keinen Fall absagen

Er könne die Angst der Patienten, sich im Wartezimmer oder im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken, nachvollziehen. Sie sei jedoch augenscheinlich unbegründet, denn es wurden hinreichende Schutzmaßnahmen getroffen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Ganz entscheidend sei hierbei die Trennung von Infizierten und Erkrankten, die nicht mit Covid-19 infiziert sind, so Stephan Hofmeister.

Das RKI empfiehlt: Möglichkeit zur Rezeptausstellung, Kommunikation und Behandlung ohne Kontakt zu Tresen und Wartezimmer
Das RKI empfiehlt: Möglichkeit zur Rezeptausstellung, Kommunikation und Behandlung ohne Kontakt zu Tresen und Wartezimmer. © Daniel Karmann/dpa

Das wäre sowohl in den Arztpraxen als auch in den Krankenhäusern umgesetzt worden. Ein Arztbesuch sei also auch während der Coronavirus-Pandemie möglich und insbesondere dringende Untersuchungen sollten auf keinen Fall verschoben werden. 

Arztbesuch trotz Coronavirus: Überfüllte Wartezimmer gehören der Vergangenheit an

Überfüllte Wartezimmer sollten erstmal der Vergangenheit angehören. Denn auch in den Arztpraxen muss die Abstandsregelung von eineinhalb bis zwei Metern aufgrund des Coronavirus (alle Infos im Live-Ticker NRW)* eingehalten werden. 

Viele Ärzte haben außerdem ihr Terminmanagement angepasst und optimiert, sodass Patienten direkt ins Behandlungszimmer dürfen und dadurch der Kontakt zu anderen Menschen minimiert wird. Andere Arztpraxen sind zu sogenannten Auto-Wartezimmern übergegangen: Dabei sitzen die Patienten vor der Arztpraxis in ihrem Fahrzeug und werden per Anruf informiert, wenn das Sprechzimmer frei ist.

Arztbesuch trotz Coronavirus wahrnehmen: Diese Maßnahmen gelten im Wartezimmer

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat auf Empfehlungen des Robert Koch-Instituts außerdem eine Reihe weiterer Regelungen festgelegt, um die Infektionsgefahr bei einem Arztbesuch in Zeiten der Coronavirus-Krise zu minimieren. So gelten im Wartezimmer der Arztpraxen und in den Krankenhäusern folgende Maßnahmen:

Arztbesuch während Coronavirus-Pandemie: Lockerungen medizinischer Vorgaben

Des Weiteren wurden die strengen Intervalle der U-Untersuchungen bei Kindern während der Coronavirus-Pandemie aufgehoben. Die Arztbesuche für U6 bis U9 können zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Diese Bestimmung gilt vorerst bis September 2020.

Davon ausgenommen sind allerdings die Untersuchungen der Neugeborenen. Für die U1 bis U5 für Babys bis zum siebten Lebensmonat müssen Eltern einen Termin beim Arzt trotz Corona wahrnehmen. 

Auch für chronisch Kranke sowie Teilnehmer am Rehabilitationssport wurden die ursprünglichen Vorgaben gelockert. Patienten mit chronischer Erkrankung müssen derzeit nicht zwingend ihren Arztbesuch antreten. Die Teilnahme am Gesundheitssport wird in der Regel von den Krankenkassen über den Zeitraum der Pandemie hinaus verlängert.

Arztbesuch trotz Coronavirus: Vorab telefonisch Rat beim Arzt einholen

Wer sich trotz der Auflagen und Schutzmaßnahmen dennoch unsicher fühlt, einen Arztbesuch trotz Coronavirus wahrzunehmen, kann dies vorab mit dem behandelnden Arzt telefonisch besprechen. Hier kann ein erster medizinischer Rat eingeholt und mit dem Arzt über das weitere Vorgehen gesprochen werden.

libe

*RUHR24.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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