Zwei angepasste Omikron-Impfstoffe kommen Anfang September, hofft Biontech-Chef – Welcher ist besser?
Die Angst vor einem erneuten Corona-Herbst lässt die Frage nach einer zweiten Booster-Impfung lauter werden. Ein angepasster Impfstoff ist die Lösung – oder?
Eine Impfung gegen Covid-19 reduziert das Risiko für schwere Krankheitsverläufe, so eine Information des Robert Koch-Instituts. Nicht nur die biomedizinische Leitforschungseinrichtung der deutschen Bundesregierung, auch andere Gesundheitsbehörden weltweit sprechen sich für die Coronaschutzimpfung aus. Die Hauptargumente: Ein bereits immunisiertes Abwehrsystem könne die Krankheit in vielen Fällen komplett abwehren und potenziell lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen vorbeugen. Auch das Risiko für Long Covid reduziert sich durch eine Impfung, wie Dr. Anahita Fathi, Internistin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) auf dem Wissenschaftsportal GEO zitiert wird. Doch die Impfstoffhersteller stehen vor einer großen Herausforderung. Denn Coronaviren mutieren und verändern ihren Aufbau, je länger sie im Umlauf und je mehr Kontakt sie mit Menschen haben.
Daher arbeiten Biontech & Pfizer, Moderna und andere Hersteller von Corona-Vakzinen seit Monaten an Impfstoffen, die an die aktuell verbreiteten Virusvarianten angepasst sind. Erschwert wurde diese Anpassung allerdings dadurch, dass von Omikron mittlerweile mehrere Subvarianten zirkulieren, informiert der Verband Forschender Arzneimittelhersteller vfa. In Deutschland ist die vorherrschende Variante BA.5, so der vfa weiter. Die erste Omikron-Subvariante BA.1 trete kaum noch auf.
Omikron-Subtyp BA.5: Der Subtyp BA.5 ist ansteckender als seine Vorgänger-Varianten, dadurch konnte sich BA.5 in vielen Ländern gegen andere Virusvarianten durchsetzen – auch in Deutschland. Bei den meisten Infizierten wurden jedoch keine schweren Krankheitsverläufe verzeichnet, so eine Meldung der Tagesschau.
Omikron-Subtyp BA.1: Bei dieser Virusvariante handelt es sich um die erste bekannte Omikron-Variante. Diese war der Apotheken Umschau zufolge von Ende Dezember 2021 bis Ende Februar 2022 die vorherrschende Virusvariante in Deutschland. Abgelöst wurde sie von der Virusvariante BA.2, die bis Anfang Juni 22 dominant war. Seitdem weisen Forschende vermehrt Ansteckungen mit dem Subtyp BA.5 nach.
Im Spiegel-Interview erklärt Biontech-Chef Uğur Şahin, dass die angepassten Biontech-Impfstoffe zeitnah auf den Markt kommen sollen. Er spricht von zwei verschiedenen Ausführungen.

Wer sollte die vierte Corona-Impfung bekommen?
In der 21. Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung wird die zweite Corona-Auffrischimpfung nach Angaben des Robert Koch-Instituts folgenden Gruppen empfohlen (Stand: August 2022):
- Menschen ab dem Alter von 60 Jahren
- Personen im Alter ab fünf Jahren mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung
Viele Menschen wollen auf den angepassten Impfstoff warten, bevor sie sich erneut impfen lassen. Denn die Omikron-Boosterimpfung soll den bestmöglichen Schutz vor Ansteckung mit der vorherrschenden Omikron-Virusvariante bieten.
Omikron-Impfstoffe haben „eine klar überlegene Antikörperantwort auf Omikron“
Gründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Biontech, Uğur Şahin, geht davon aus, dass der angepasste Impfstoff bereits im September verfügbar sein wird. Im Spiegel-Interview erklärte er Ende August 2022: „Die Auslieferung ist logistisch aufwendig und bedarf einiger Tage Vorbereitung. Wir könnten aber sehr zeitnah ausliefern, hoffentlich Anfang September. Man muss dazu sagen, dass wir zwei verschiedene Versionen hergestellt haben: Eine basiert auf dem Omikron-Subtyp BA.1. Dazu haben wir der europäischen Behörde EMA alle erforderlichen Daten zur Zulassung eingereicht. Der andere Impfstoff basiert auf dem derzeit in der EU dominanten Subtyp BA.5, da reichen wir gerade die letzten Dokumente ein. Dann kann es auch hier schnell gehen. Es hängt davon ab, wie schnell die EMA prüft“, so der Mediziner.
Bei vielen Impfwilligen tut sich vor dem Hintergrund die Frage auf, welchen Impfstoff man bevorzugen sollte. Şahin zufolge gibt es keine großen Unterschiede zwischen den beiden Produkten. „Beide haben in Untersuchungen gezeigt, dass sie im Vergleich zum ursprünglichen Impfstoff eine klar überlegene Antikörperantwort auf Omikron produzieren. Gleichzeitig haben wir deutliche Hinweise, dass ein BA.5-Impfstoff eben noch besser gegen BA.5 wirkt. Es gibt aber auch Meinungen, dass in einigen Monaten eine Variante auftauchen könnte, die wieder näher an BA.1 liegt“, so der Biontech-Chef im Spiegel-Interview. Ob eine Immunisierung mit dem auf BA.1 oder dem auf BA.5 angepasste Impfstoff die sinnvollere Entscheidung ist, hängt also davon ab, welche Virusvariante in den nächsten Monaten in Deutschland vorherrschend sein wird.
Warum ist Omikron BA.5 derzeit die vorherrschende Virusvariante?
Ein Virus dockt an die menschliche Zelle an, dringt ein und vermehrt sich. Wenn sich ein Virus vermehrt, sind manchmal Mutationen in der Oberflächenstruktur die Folge. Wenn diese das Eindringen in die Körperzelle erleichtern, setzen sich die Mutationen durch und eine neue Virusvariante ist geboren. Omikron etwa weist besonders viele Mutationen auf dem Spike-Protein auf. Dabei handelt es sich um eine nach außen ragende Proteinstruktur auf dem Sars-CoV-2-Virus. Mithilfe der Omikron-typischen Mutationen ist Omikron BA.5 in der Lage, sich schneller auszubreiten. Dieser Erfolg führt dazu, dass sich der Subtyp aktuell gegen andere Subtypen durchsetzen kann.