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„The Last of Us“: Sind die Folgen auf Wow und Sky gekürzt?

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Von: Daniel Schinzig

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Die HBO-Serie „The Last of Us“ ist ein riesiger Erfolg. Auf Wow und Sky haben die Folgen eine kürzere Laufzeit als in Amerika. Wurde für Deutschland zensiert?

Hamm - Der Fluch der schlechten Videospiel-Verfilmungen scheint endlich gebrochen: Die auf dem gleichnamigen Playstation-Spiel basierende Serie „The Last of Us“ bescherte dem Sender HBO in Amerika die zweiterfolgreichste Premiere seit über einem Jahrzehnt. Erfolgreicher startete lediglich der „Game of Thrones“-Ableger „House of the Dragon“. Auch Kritiker und Zuschauer loben das postapokalyptische Drama überwiegend. Doch die deutsche Ausstrahlung auf Sky und dem zugehörigen Streaming-Service Wow irritiert die Kunden: Die erste Folge dauerte statt 81 Minuten, wie in den USA, nur 77 Minuten. Wurde die Serie für den deutschen Markt etwa zensiert?

„The Last of Us“: Sind die Folgen auf Wow und Sky gekürzt?

In der heutigen Zeit soll ja alles immer schneller gehen. Doch wenn die Laufzeit eines Films oder einer Serie in Deutschland kürzer ist als in anderen Ländern, hört bei vielen Konsumenten der Spaß auf. Das erinnert an nicht lang zurückliegende Zeiten, in denen das Zensieren von Gewaltspitzen in Medien für den deutschen Markt an der Tagesordnung war.

Zwar ist dieses Vorgehen mittlerweile die Ausnahme. Doch bei einer Serie wie „The Last of Us“, in der es durchaus brutal zugeht und die von einer durchgängig düsteren Atmosphäre geprägt ist, liegt die Vermutung natürlich nahe, dass die Zeitdifferenz von vier Minuten in der Pilotfolge durch Kürzungen hervorgerufen wurde.

Aber dem ist nicht so. Für die Ausstrahlung auf Sky und Wow wurde keineswegs die Schere angesetzt. Die deutschen Zuschauer erleben die Reise der Charaktere Ellie und Joel durch das postapokalyptische Amerika vollkommen ungekürzt. Dass die Pilotfolge in Deutschland vier Minuten kürzer ist als in Amerika und auch die weiteren Folgen eine Laufzeitdifferenz aufweisen, hat technische Gründe. Und um die nachvollziehen zu können, müssen wir einmal zurückschauen in die Zeit des analogen Fernsehens.

„The Last of Us“ in Deutschland kürzer: Das Problem mit dem Pal-Speedup

Denn auf diese Zeit geht die Pal-Norm zurück, die zum Großteil in Europa zum Einsatz kommt. Durch sie wurde festgelegt, dass Sendungen, die im Fernsehen ausgestrahlt werden, mit 50 Halbbildern pro Sekunde, also 25 Bildern pro Sekunde, ablaufen. Obwohl das in Zeiten des digitalen Fernsehens und Streamings auf den heutigen LCD und OLED-TVs nicht mehr notwendig wäre, halten sich die TV-Sender in Deutschland weiterhin an diese Bildrate.

Das führt zu Problemen, wenn hier Filme und Serien ausgestrahlt werden, die aus anderen Ländern kommen und mit einer anderen Bildfrequenz gedreht wurden. Der Standard für Kinofilme liegt bei 24 Bildern pro Sekunde. Und auch kinoreife Serien wie „The Last of us“ werden auf diese Weise gedreht.

Sky, als deutscher TV-Sender, überträgt die Serie nun in 25 Bildern pro Sekunde - und stellt sie auch so auf Wow zum Streamen zur Verfügung. Um das zu erreichen, müssen die Folgen um etwa 4 Prozent beschleunigt werden. „The Last of Us“ ist in Deutschland also nicht zensiert. Die Serie läuft schneller ab als im Original. Das bemerken beim Gucken nur die wenigsten Zuschauer. Dennoch ist es natürlich eine Verfälschung des Materials. Beispielsweise werden Leute mit besonders gutem Gehör merken, dass Musik und Sprache durch die Beschleunigung um einen Halbton erhöht sind.

„The Last of Us“ auf Sky und Wow: Kürzer und schneller als in Amerika

Eigentlich ist das Prozedere nicht mehr notwendig, zumindest auf den Streaming-Plattformen nicht. Andere Anbieter wie Amazon Video und Netflix, wo viele Kunden wohl schon bald mit einer Preiserhöhung rechnen müssen, stellen Kinofilme und Serien schließlich auch mit 24 Bildern pro Sekunde und somit in Originalgeschwindigkeit zur Verfügung. Aber da Sky die Serien und Filme ja in erster Linie im analogen TV zeigt, werden sie eben auch auf dem Streaming-Service Wow mit 25 Bildern pro Sekunde zur Verfügung gestellt.

Wer einen Beweis braucht, dass es sich wirklich nicht nur um ein Phänomen bei „The Last of Us“ handelt, kann einen einfachen Versuch wagen: Nehmen Sie beim nächsten Stöbern in den DVD-Regalen bei Saturn oder Media Markt vom selben Kinofilm die DVD und die Blu-ray in die Hand und vergleichen Sie die Laufzeiten beider Varianten. Da die DVD noch aus der „alten Zeit“ stammt, war es auf diesem Medium in Europa noch Standard, die Filme zu beschleunigen. Mit der Blu-ray hatte das ein Ende, auch die deutschen Zuschauer kamen nun endlich in den Genuss von Filmen in der Originalgeschwindigkeit. Sie werden sehen: Fast jeder Film wird auf der DVD schneller vorbei sein als auf der Blu-ray.

Darum geht es in „The Last of Us“

In „The Last of Us“ ist ein Großteil der Menschheit durch eine Epidemie in zombieartige, willenlose Kreaturen verwandelt worden. Die Gesellschaft ist zusammengebrochen. In diesem postapokalyptischen Szenario muss der gebrochene Joel die 14-jährige Ellie zu einem bestimmten Ziel eskortieren. Von dieser Mission hängt die Zukunft der Menschheit ab. Während des Weges wird beiden Protagonisten immer mehr klar: Die wahre Gefahr geht weniger von den Monstern, sondern deutlich häufiger von den Menschen aus.

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