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Expertin erklärt, wie die Gender Pay Gap Gewalt gegen Frauen verschlimmert

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Von: Michaela Ebert

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Der Equal Pay Day weist auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hin. Doch das Problem hat noch viel weitreichendere Folgen – etwa im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen.

66 Tage – so lange haben Frauen in diesem Jahr umsonst gearbeitet, weil sie im Schnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer. Am 7. März findet daher in Deutschland der „Equal Pay Day“ statt. Der Tag, an dem auf die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern hingewiesen werden soll. Denn: Laut Statistischem Bundesamt arbeiten Frauen nicht nur öfter in Teilzeit, sondern bekommen häufig auch weniger Stundenlohn.

Diese und weitere Faktoren wirken sich natürlich auch auf das Einkommen aus: Berechnungen des Statistischen Bundesamts zufolge lag die Verdienstungleichheit somit im vergangenen Jahr bei 39 Prozent.

79 Prozent der Frauen, die in einem Frauenhaus Schutz finden, haben kein eigenes Einkommen

Hinzu kommt aber auch das Phänomen des „Gender Care Gap“: Eine Studie zeigte, dass Frauen sogar oft dann mehr im Haushalt machen, wenn sie mehr verdienen. Doch über all diese Probleme hinaus hat die wirtschaftliche Benachteiligung noch viel weitreichendere Folgen. Mit einem Tweet macht der Verein „Frauenhauskoordinierung e.V.“ (FHK) darauf aufmerksam:

„Keine Sicherheit ohne Gleichberechtigung“ heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung des Vereins. Konkret soll darauf hingewiesen werden, dass besonders Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt sind, massiv unter der ungleichen Bezahlung leiden.

Hilfe darf nicht von finanzieller Lage der gewaltbetroffenen Frau abhängig sein

Noch mehr: Durch die ungleiche Bezahlung werde sogar die Gewalt gegen Frauen begünstigt. Die finanzielle Ungleichheit trägt „maßgeblich dazu bei, dass Frauen sich aus wirtschaftlicher Abhängigkeit nicht von gewalttätigen Partnern trennen können und oftmals über Jahre in missbräuchlichen Beziehungen ausharren müssen“, sagt Christiane Völz, Vorstandsvorsitzende des FHK.

Junge Frau hält verweifelt die Hände vors Gesicht.
79 Prozent der Frauen, die in einem Frauenhaus Schutz finden, haben kein eigenes Einkommen. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

Nach Angaben des Vereins müsse rund ein Viertel aller Frauen die Kosten ihres Aufenthalts ganz oder zumindest anteilig selbst zahlen. Frauen, die das nicht können, würden sich dann verschulden oder die Hilfe gar frühzeitig abbrechen. „Es reicht nicht, Gewalt gegen Frauen zu verurteilen. Wir müssen über die Strukturen in unserer Gesellschaft sprechen, die diese Gewalt ermöglichen und befördern. Dazu gehört die Benachteiligung von Frauen bei der Verteilung und Entlohnung von Arbeit“ so Völz. Schutz und Beratung dürfe nicht vom finanziellen Beitrag der gewaltbetroffenen Frau abhängig sein.

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