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Neue Protest-Aktion: Klima-Aktivisten tragen Kindersärge über Hochzeitsmesse

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Von: Christoph Gschoßmann

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Aktivisten der „Letzten Generation“ zogen als „Trauerzug“ über eine Hochzeitsmesse.
Aktivisten der „Letzten Generation“ zogen als „Trauerzug“ über eine Hochzeitsmesse. © Twitter/Florian Funk

Wie kann man den Klimawandel am besten bekämpfen? Einige Aktivisten rufen zum Verzicht auf Kinder auf - und taten dies durch eine Aktion auf einer Hochzeitsmesse kund.

München - Dass Klima-Aktivisten sich auf Straßenkreuzungen oder Flughäfen kleben, um die Politik zum Handeln in der Krise zu zwingen, ist ein bekanntes Vorgehen der „Letzten Generation“. Doch nicht nur der Verkehr, auch Veranstaltungen werden zum Einsatzort der Aktivisten. Ein Beispiel kommt aus Aalen (Baden-Württemberg), wo sie eine Hochzeitsmesse am Sonntag (29. Januar 2023) zum Anlass nahmen, auf einen bestimmten Aspekt der Klimakrise aufmerksam zu machen. Das taten sie in aufsehenerregender Art und Weise: In Schwarz gekleidet und mit Kindersärgen und Grablichtern bestückt.

Aus dem Weiß der Aussteller-Stände stachen die in Trauerschwarz gekleideten Aktivisten sofort hervor. Ihr Aufruf: Auf die Zukunft noch nicht geborener Kinder der heiratswilligen Messebesucher aufmerksam machen, die demnach die größten Opfer der derzeitigen Klima-Politik seien. „Wir trauern um die ungeborenen Kinder als Opfer der Klimakrise. Wir sind die letzte Generation, die das noch verhindern kann“, erklärte Aktivist Florian Funk auf Twitter. Auch die Schwäbische Zeitung berichtete darüber. Die Demonstranten in Aalen wurden gebeten, das Messegelände zu verlassen - dies taten sie laut Schwäbischer Post friedlich.

„Birthstrike“: Anhänger verzichten auf eigene Kinder zugunsten des Klimas

Die Aktivisten folgen der internationalen Bewegung „Birthstrike“, zu deutsch „Geburtenstreik“, die vor allem in Großbritannien viele Anhänger hat. Zugunsten des Klimas verzichten diese auf eigene Kinder. Weniger Menschen bedeutet laut den Aktivisten und der Studie, auf die sie sich berufen, weniger C02-Ausstoß. 2017 gab die Universität Lund und die University of British Columbia eine Studie heraus, wonach durch den Verzicht auf Kinder 58,6 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden können. Zum Vergleich: Ein Autoverzicht bringt nur 2,4 Tonnen pro Jahr. Kein Kind zu bekommen, sei der erfolgreichste Weg, den Klimawandel zu bekämpfen.

Es gibt jedoch auch Gegner der Studie, wie die Autoren Seth Wynes und Kimberly Nicholas. Diese gehen nicht davon aus, dass die folgenden Generationen das Klima ähnlich stark belasten wie die aktuellen. Eine weitere Schwäche der Studie sei die Annahme, dass der CO2-Ausstoß eines Menschen sein ganzes Leben über gleich bleibe. Umweltbundesamt-Experte Michael Bilharz zählt ebenfalls zu Kritikern der Studie. Die Gesellschaft würde sonst überaltern, und andere Maßnahmen wie der Kohleausstieg seien schneller umsetzbar und effizienter, sagte er gegenüber dem BR-Magazin „Quarks“.(cgsc)

Sie wollten mit einem Presslufthammer die Straße vor dem Verkehrsministerium beschädigen, doch die Polizei hinderte Aktivisten der „Letzten Generation“ daran offenbar in letzter Sekunde.

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